Inhalt
Djuna ist ebenso schön wie gefährlich und ein Vampir. Als sie dem charmanten und gut aussehenden Drehbuchautor Paolo begegnet, kann sie ihm nicht widerstehen: Beim entfesselten Liebesspiel verwandelt sie ihn mit einem Biss in einen Untoten. Es ist der Beginn einer leidenschaftlichen Affäre, bis Djunas unkontrollierbare Vampirschwester Mimi auftaucht. Sie bedroht nicht nur die Liebe von Djuna und Paolo, sondern bringt auch die gesamte Vampirgemeinschaft in höchste Gefahr.
Kritik
Die fiebrigen Hochglanzbilder, die schnellen Schnitte sowie ein psychedelischer Soundtrack verraten schnell die Richtung: Jeder der sich "Kiss of the Damned" ansieht, erlebt schnell eine Hommage an die 70er Jahre. An Jess Franco und Jean Rollin, an Sex und Gewalt, die Farbe Rot sowie berauschende Bilder voller Lust, Kraft und Blut. Und somit hat Regisseurin Xan Cassavetes, die Tochter von John Cassavetes, eine perfekte Ausgangslage, um das Genre der Vampire in der Post-"Twilight"-Ära zurück in eine künstlerische Richtung zu lenken. Jedoch erweist sich die Geschichte über zwei Schwestern, ihren Männer-Problemen und Sehnsüchten schnell als eher mittelmäßige wie zähe Romantik-Posse, die gerne mehr zu sein glaubt, als sie in Wirklichkeit ist. Denn angesichts einer Mensch-Vampir Popkultur Zeit à la "True Blood", welches sich selbst in keinster Weise ernst nimmt und mit viel Ironie das Thema Unsterblichkeit behandelt, gestaltet sich ein ruhiger behäbiger Film über Sünde, Zwietracht sowie das ewige Leben eher als schwierig. Und ja, "Kiss of the Damned" ist trotz einer optischen Schönheit inhaltlich eine recht leere Hommage an eine Zeit, in der sich zumindest für die Liebe mehr von dieser genommen wurde.
Regisseurin und Autorin Xan Cassavates lässt sich unterdessen wohl eher nur vorwerfen, dass sie selbst zu sehr an ihre romantische Handlung glaubt und sich ihrer Independent-Inszenierung etwas zu sicher ist. Visuell, als auch akustisch, ist somit "Kiss of the Damned" über jeden Zweifel erhaben. Schnelle Schnitte, eine ruhige Kamera sowie ein glorreicher Soundtrack umnebeln förmlich den Film, sodass die Stimmung der 70er Jahre fühlbar durchscheint. Doch anders als bei "Amer" von der Regisseurin Hélène Cattet und Regisseur Bruno Forzani, ergibt sich daraus nicht gleich ein durchgehend interessanter Film. Zwar sind die optischen Reize nicht von der Hand zu weisen, gerade was Erotik sowie der Gewaltgrad angehen, doch inhaltlich bleibt zu viel auf der Strecke. So entpuppt sich das Ränkespiel zweier Schwestern, die über die Jahrzehnte ihren Sehnsüchten freien Lauf lassen, als eher bieder und bekannt. Und auch die dritte Starke Frau im Bunde, die schöne Schauspielerin Xenia (gespielt von Anna Mouglalis), bleibt eher attraktives Beiwerk als wirklich tiefes Charakterspiel. Dies zusammen mit den recht gestelzt wirkenden Dialogen, ergibt dann ein Theaterstück (inklusive verschiedener Akte) ohne jegliches Zusammenspiel der Elemente.
Dies zeigt sich vor allem zu Beginn von "Kiss of the Damned", wenn die Regeln und die Welt der Vampire wie im Flug am Zuschauer vorbei gehen. Was dann folgt ist das offensichtliche psychologische Spiel der Charaktere, die aber niemals wirklich aus ihrer Rolle herausbrechen oder Emotionen übertragen können. Dies liegt vor allem auch an Milo Ventimiglia, der als Paolo nur als Lustobjekt fungiert, ohne jemals selbst mit der Welt agieren zu dürfen. Was bleibt ist ein Genrestück voller optischer und akustischer Perfektion, welches jedoch das Publikum niemals mitreißt oder schockiert.
Fazit
"Kiss of the Damned" ist als Regie-Debüt gesehen ein durchaus ansehnliches Genrekunstwerk, das besonders die Sinne anspricht. In Sachen Tiefe, Philosophie oder Dramatik, bleibt aber vieles auf der Strecke, sodass der Kampf zweier Schwestern ohne jegliche Berührung bleibt. Schade
Autor: Thomas Repenning