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Inhalt

Der glücklose Architekt Viktor landet in eine bizarren Paralleldimension. Dort, wo jegliche Gesetze der Schwerkraft und Grenzen der Physik ausgehebelt scheinen, stößt er rasch auf eine zusammengewürfelte Gruppe von Leidensgenossen. Wie er liegen sie alle in einem tiefen Koma und erschaffen die gigantischen Traumareale aus ihren Erinnerungen. Doch werden sie verfolgt von düsteren Schattenwesen namens "Reapern", die der Gruppe stets auf den Fersen sind und vor denen sie verzweifelt Zuflucht suchen...

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Vom deutschen Publikum relativ unbemerkt, hat sich das russische Genrekino in den vergangenen Jahren einen Namen gemacht. Natürlich gab es bereits in den Nullerjahren Werke wie die Literaturverfilmungen Wächter der Nacht und Wächter des Tages, die nicht nur einer breiteren, internationalen Zuschauerschaft geläufig wurden, sondern auch Filmschaffenden wie etwa Timur Bekmambetov den Weg nach Hollywood ebneten. Abseits dieser Ausnahmeerscheinungen gingen aber Filme wie Weltengänger oder aber Guardians, so etwas wie die osteuropäische Antwort auf Zack Snyders Watchmen, hierzulande überwiegend unter. Mittlerweile führen solche Titel aber auf deutschen Leinwänden kein völliges Schattendasein mehr, sondern bekommen zumindest, ähnlich wie Animes aus Japan, ihre Limited Release Events in deutschen Kinosälen zugestanden.

So lief es auch Anfang des Jahres für den Sci-Fi Thriller Coma. Doch wüsste es man nicht besser, würde man das Spielfilmdebüt von Nikita Argunov schon anhand der Trailer locker für ein Hochglanzprodukt aus der Traumfabrik halten. Natürlich kann man sich hier schwer mit großen Namen wie Leonardo DiCaprio oder Keanu Reeves schmücken, doch dafür steht man zumindest optisch US-Blockbustern wie Inception oder eben Matrix in nicht viel nach. Und führt man sich dabei noch vor Augen, dass Coma mit einer – für Hollywood geradezu lachhaften - Summe von umgerechnet vier Millionen Dollar verwirklicht wurde, kann man nicht umhin, den Machern allein schon dafür Respekt zu zollen.

Die bizarre Traumwelt, in die man uns hier nach nur wenigen Momenten ohne großes Vorgeplänkel hineinwirft, ist mitunter schlichtweg atemberaubend geraten. Wie hier Straßenzüge, Landschaften und Häuserschluchten in chaotischen Fragmenten ineinanderfließen und dabei eine große unzusammenhängende Einheit bilden, in der berühmte Sehenswürdigkeiten von Eiffelturm bis Big Ben nur einen Katzensprung voneinander entfernt scheinen, für den wiederum auch noch jegliche physikalische Gegebenheiten außer Kraft gesetzt wirken – hier liegen die wirklich großen Stärken, die einmal mehr unter Beweis stellen, dass auch jenseits der USA Genrekino möglich sein kann. Dabei bewegt man sich aber doch eher näher an den ebenso verzerrten Surrealgefilden eines Doctor Strange als den über weite Strecken geerdeteren Leinwandträumereien eines Christopher Nolan.

Dennoch bedienen sich Nikita Argunov und seine Co-Autoren auch dabei mehr als reichhaltig. Wenn davon die Rede ist, dass im Koma der Verstand wesentlich schneller funktioniert und die Zeit daher ungleich langsamer verstreicht, fühlt man sich nicht von ungefähr an die diversen Traumebenen erinnert, die DiCaprio und Co. beim Mind Heist durchdringen müssen. Auch bei den Wachowski-Schwestern nimmt man ebenso unübersehbare Anleihen, sodass man nicht mal ein großartiger Matrix-Kenner sein muss, um im Protagonisten Viktor den Auserwählten Neo zu sehen und in dessen Romanze mit der toughen Kämpferin Fly jene mit Trinity. Selbst bei zwei Nebenfiguren hat man die Namen sogar gleich lupenrein von Crewmitgliedern des Hovercrafts Nebukatnezar übernommen.

Leider nur wirken all diese Versatzstücke in Coma dann doch stets eine Spur zu vertraut und auch nicht halb so überzeugend wie in den ihrerzeit Maßstäbe setzenden Hollywood - Vorbildern. Vor allem aber mangelt es dem russischen TV-Star Rinal Mukhametov trotz einer ähnlich unterkühlten Darbietung spürbar am Charisma eines Keanu Reeves. Arg schematisch bleibt sein im wahren Leben erfolgloser Architekt, der sich in dieser Traumwelt endlich frei entfalten kann, während die übrigen Charaktere sich überwiegend innerhalb angestammter Klischees bewegen. Auch aus dem Umstand, dass jeder von ihnen diese Simulationsareale unterbewusst aus seiner Erinnerung erschafft und dabei obendrein noch individuelle "Superkräfte" spendiert bekommt, macht Coma erstaunlich wenig.

Dieser Mangel an wirklicher Tiefe spiegelt sich dann auch schnell in den für sich genommen famos umgesetzen Settings wider. Denn so toll diese auch aussehen – besonders hervorzuheben ist ein schwerelos im Wasser geneigtes U-Boot – so bleiben sie doch reines Eye Candy, was zudem auch noch seltsam statisch und unerforscht bleibt. Wirklich eintauchen und länger auf sich wirken lassen kann man hier kaum etwas, was bei einem Genrefilm wie diesem aber bloß halb so wild wäre, wenn man die unterschiedlichen Schauplätze denn wenigstens einigermaßen kreativ ins Geschehen einbinden würde. Leider aber bleibt die atemlose Verfolgungsjagd, die bereits im Trailer weitreichend breit getreten wurde, schon das einzige Action Setpiece, das die Möglichkeiten tatsächlich mal ausspielt, wohingegen der Rest vor allem in den Kampfszenen reichlich uninspiriert daherkommt.

Spätestens hierbei verkommen auch die zu Anfang etablierten Schattenwesen namens „Reaper“ zur reinen Optikspielerei aus zähflüssiger CGI-Masse und erinnern in ihrer mäßig getricksten Zweckhaftigkeit an die Griever aus Maze Runner: Die Auserwählten im Labyrinth, was wiederum den ehemaligen Visual Effects Künstler Argunov dann auch irgendwo als russisches Pendant zu Wes Ball dastehen lässt. Im letzten Drittel, wenn man beginnt, sich an den schicken Schauwerten stufenweise satt zu sehen, versucht sich Coma dann schlussendlich auch noch an der Doppelbödigkeit seiner Idole aus Übersee. Hier kommt dann, abgesehen von wenig subtil mitschwingender Religionskritik, nochmal besonders zum Tragen, wie beeindruckt, zugleich aber auch einigermaßen teilnahmslos einen das ganze Spektakel letztendlich zurücklässt.

Fazit

"Coma" ist nicht bloß Style over Substance pur, sondern schlichtweg die Definition davon. Nikita Argunov versteht sich prächtig auf die Präsentation dessen, was das russische Kino mit dem Bruchteil eines Blockbusterbudgets im Stande ist zu leisten. Dabei bedient man sich großzügig bei den klaren Vorbildern und steht diesen in Sachen Optik in wenig nach, humpelt ihnen aber vor allem auf Plotebene einigermaßen bemüht hinterher. So ist "Coma" vor allem nach hintenraus mehr der Streifen für Gelegenheitsgucker als ihm lieb ist und weniger der für verkopfte Denksportler, als ihm recht wäre. Wer aber über die allzu gewollte Handlung wohlwollend hinwegsehen kann, sollte allein schon aufgrund der teils wirklich atemberaubenden Bilder einen Blick riskieren. Selbst wenn man sich an diesen irgendwann satt gesehen haben und hinter der stylischen Oberfläche vergeblich nach etwas mehr Substanz suchen dürfte.

Kritik: Dominik König

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