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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Die Geschwister Kyona und Adriel leben in einem kleinen Dorf, umgeben von friedlichen Wäldern. Doch die Idylle trügt: Eines Nachts wird der Ort überfallen und die Familie ist gezwungen, vor der eskalierenden Gewalt zu fliehen. Als Kyona und Adriel bei einer Zugkontrolle von ihren Eltern getrennt werden, müssen sie ihren weiteren Weg alleine gehen. So beginnt eine heldenhafte Reise, die Kyona und Adriel über einen Kontinent voller Gefahren führt. Die beiden schließen neue Freundschaften, aber immer wieder holen sie der Krieg und ihre eigene Geschichte ein. Auf ihrer Suche nach etwas Sicherheit, lassen sie ihre Kindheit hinter sich – und werden allmählich erwachsen. Werden sie ihre Familie wiedersehen und in der Fremde Zuflucht finden können?

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Aktueller hätte die Geschichte, die dem Animationsfilm Die Odyssee zugrunde liegt, nicht sein können. Dieses Kunstwerk ist allen Vertriebenen und Geflüchteten gewidmet: „Für alle, die eines Tages ihr Land verlassen, in der Hoffnung anderswo die bessere Zukunft zu finden.“ Trotz der märchenhaften Aufmachung ist die Animation bitterernst, denn sie basiert auf wahren Ereignissen und erzählt von Menschen, die tatsächlich aus ihren Heimatorten vertrieben wurden und sich trotz großer Angst für eine ungewisse Zukunft auf der Flucht entschieden haben. Angetrieben von der Liebe zur Freiheit und dem starken Willen zu überleben, machten sie sich auf ihre Reise in der Hoffnung, dass eines Tages alles gut werden wird. Jeder von ihnen hat seine eigene tragische Geschichte zu erzählen und die Geschwister aus Die Odyssee repräsentiert sie alle, jeden einzelnen Menschen, der seine Heimat verlassen und sein friedliches Leben hinter sich lassen musste.

Die Regisseurin und Drehbuchautorin Florence Miailhe verarbeitete in diesem Film ihre eigene Familiengeschichte. In einem Interview erzählte sie: „Wie Tausende andere verließen meine Urgroßeltern zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts ihre Heimat Odessa, auf der Flucht vor antisemitischen Pogromen... Mir schoss unwillkürlich in den Kopf, wie viele von uns doch von woanders herkommen und wie viel Mut, Einfallsreichtum und Hoffnung es braucht, diese immensen und gefahrvollen Reisen auf sich zu nehmen. Ich wusste auch, dass die individuellen Abenteuer außergewöhnlich und oft genug tragisch sind – und es auf jeden Fall wert sind, erzählt zu werden.“ Für Die Odyssee ließ sich Florence Miailhe von den Skizzenbüchern ihrer Mutter, Mireille Miailhe inspirieren, die aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs stammen. Ihre Mutter war damals kaum aus dem Teenageralter heraus und zeichnete wie Kyona, die Heldin des Films, ständig ihre Familie, ihre Freunde und Szenen aus dem täglichen Leben. Diese Zeichnungen dienten der Regisseurin und Drehbuchautorin als Vorlage für einige Charaktere und Szenen des Films und gaben dem Film einen dokumentarischen Wert.

Außerdem mussten ihre Großeltern, genauso wie die Eltern in Die Odyssee, ihre Kinder im Gepäck verstecken, weil sie nicht genug Geld hatten, um die Zugfahrt für die ganze Familie zu bezahlen und ihre Mutter und ihr Bruder fuhren 1939-40 alleine in die unbesetzte französische Zone. Das alles waren persönliche Erlebnisse, die dem Film seine Authentizität geschenkt haben. Als weitere Inspirationsquellen dienten Florence Miailhe Fotografien aus historischen Archiven, auf denen Migranten, Lager, Plünderungen und Fotos von Bootsfriedhöfen waren, von Männern und Frauen, die auf dem Meer verschollen waren, von jungen Menschen, die nach einem Ausweg suchten. „Wir haben Mythen, Geschichten aus dem letzten Jahrhundert und zeitgenössische Zeugnisse ineinander verwoben. Die gemeinsamen Linien all dieser Epen haben wir herausgearbeitet, um so eine universelle und zeitlose Geschichte erzählen zu können.“ Zusammen mit der Kinderbuchautorin Marie Desplechin kreierte Florence Miailhe die bewegende Coming of Age Geschichte über Flucht, Migration und das Schicksal der Vertriebenen.

Florence Miailhe arbeitete insgesamt zehn Jahre an diesem Film, der mehr ein Kunstwerk, als ein Animationsfilm ist. Mit so viel Liebe zum Detail erarbeiten die Animatoren beeindruckend die düstere und hoffnungslose Welt der geflüchteten Familie, die mit dunklen gewalttätigen Mächten konfrontiert wurden, die sie dazu zwangen ihre Heimat, den Ort an dem sie einmal glücklich gewesen sind, zu verlassen. Sie hatten nicht viel, doch das, was sie hatten, bedeutete ihnen einfach alles auf dieser Welt: Es war ihre Familie und ihr Zuhause. Unvergesslich ist der angstvolle und entsetzte Ausdruck in Kyonas Augen, als sie begreift, dass die Eindringlinge ihr Hab und Gut zerstören, die Dörfer überfallen und ihrer Familie wehtun. Kyonas und Adriels Familie muss sofort fliehen, denn sie haben keine andere Wahl. Zu bleiben bedeutet den sicheren Tod. Die Flucht bedeutet Hoffnung. Hoffnung auf ein besseres Leben in Freiheit. Auf ein Leben in einer Welt, in der es keine bösen Menschen gibt. Die bunten Sachen der Geschwister erscheinen wie ein Symbol der Hoffnung. Als ein Zeichen, dass sie noch am Leben sind, bereit weiter zu atmen und zu kämpfen und alles dafür zu tun, um es über die Grenze zu schaffen.

Die Geschwister treffen viele Menschen auf ihrer Flucht, die alle einen eigenen Grund zum Fliehen hatten und ihren Heimatort mit nicht viel mehr als nur Erinnerungen an eine bessere Zeit verlassen haben. Wenn man sich auf eine Flucht begibt, dann trifft man vermutlich die wichtigste Entscheidung seines ganzen Lebens, weil diese Entscheidung weitreichende Konsequenzen haben kann. Sowohl das Bleiben, als auch Fliehen kann den Tod bedeuten. Das wissen die Geflüchteten und starten trotzdem in eine ungewisse Zukunft. Die Odyssee zeichnet beeindruckende und bewegende Bilder von menschlichem Leid und skizziert die bösen Mächte, die in Form von Soldaten immer wieder in Die Odyssee auftauchen. Skrupellos und menschenverachtend schrecken sie vor nichts zurück, nicht einmal vor Kinderhandel. Angst und Ungewissheit sind ständige Begleiter der flüchtenden Kinder, die auf ihrem Weg glücklicherweise auch guten Menschen begegnen. Den Menschen, die bereit sind, für sie alles zu riskieren. Die Geschichte der Kinder ist durchgehend emotional und kunstvoll erzählt. Nicht jede Animation verdient es als ein Kunstwerk bezeichnet zu werden, doch Die Odyssee ist eine der wenigen Animationen, die der Bezeichnung wahre Kunst voll und ganz gerecht wird.

Den Zeichnungen lag eine sehr zeitaufwendige und beeindruckende Technik zugrunde. Es handelt sich um gemalte Animation auf Glas, wobei alle Ölbilder handgemalt wurden. In einem Interview erzählte Florence Miailhe: „Ich habe schon immer mit animierter Malerei direkt unter der Kamera gearbeitet. Das ist eine Technik, die ich besonders mag. Für mich war von vornherein klar, dass Die Odyssee auf genau diese Weise erzählt werden musste. Wir lösen uns mit ihr ein wenig von der Realität, Erinnerungen werden geweckt. Wenn ich mir die Landschaft meiner Kindheit vorstelle, erinnere ich mich an einen sehr blauen Himmel, einen sehr schwarzen Berg. Das Reale erscheint verfremdet und sublimiert. In diesem Sinne haben wir Sets und schließlich die Form der Animation entwickelt, wobei wir die Zerbrechlichkeit des Materials und seine Vergänglichkeit berücksichtigt haben. Diese Praxis erfordert präzises und intuitives Arbeiten. Ich habe sie im Laufe meiner filmischen Karriere immer weiter verfeinert. Die Animation wird Bild für Bild auf mehreren Glasschichten direkt unter der Kamera ausgeführt. Dieses System ist so aufgebaut, dass so weit wie möglich alles zur gleichen Zeit und von der gleichen Person gemacht wird: die Figuren, das Set, die Effekte, die Farbe. So kann das Bild jederzeit in seiner Gesamtheit konzipiert werden.“

Mit dieser Technik erweckten die Animatoren die einzelnen Gemälde zum Leben. Für einen Laien wirkt das Ganze wie das Übereinanderlegen von beweglichen Bildern über unbewegliche Hintergrundbilder. Man betrachtet ein Bild, das eigentlich vollkommen reglos zu sein scheint, und plötzlich fangen die Figuren und einzelne Details doch an sich zu bewegen, als hätte sie jemand in das unbewegliche Bild projiziert. Diese Technik ist höchst beeindruckend. Unfassbar, wie viele Gefühle, man mit scheinbar so einfachen Zeichnungen transportieren kann, die eigentlich mit so großem Aufwand entstanden sind. Die Odyssee überzeugt nicht nur optisch, sondern auch akustisch. Die Stimme der deutschen Synchronsprecherin Hanna Schygulla (Alles ist gut gegangen), die die Erzählerin (die ältere Kyona) spricht, ist eine Wucht. Sie füllt jedes einzelne Wort, das sie ausspricht mit so viel Schmerz, Traurigkeit, aber auch innerer Stärke aus.

Man spürt, dass diese Geschichte ihr persönlich nahe geht und wenn man über ihre Hintergründe recherchiert, dann erfährt man, warum das so ist. 1945 ist Hanna Schygulla im Kindesalter zusammen mit ihrer Mutter aus Oberschlesien nach München geflohen und ihr Vater war in Kriegsgefangenschaft, aus der er erst 1948 zurückkam. Niemand hätte die Geschichte der Kinder auf Deutsch so gut erzählen können, wie Hanna Schygulla. Die Künstler, die an diesem Film gearbeitet haben, wissen aus eigener Erfahrung, welche Auswirkungen der Krieg auf Menschen, insbesondere auf kleine Kinder haben kann. Die Flucht zerschlägt ihre Kindheit und ihr ganzes bisheriges Leben. Und doch gibt es auf dieser Welt nach wie vor Freundschaft, Liebe und das Streben nach Freiheit! „Nichts ist nur schwarz oder weiß. Das Leben ist grau. Wenn du durchkommen willst, musst du lernen, die Grautöne zu sehen.“ Die geflüchteten Menschen haben fast alles verloren, doch sie sind immer noch am Leben und das ist alles, was in diesem Augenblick zählt.

Fazit

„Die Odyssee“ ist eine bewegende Coming of Age Geschichte über Flucht, Migration und das Schicksal der Vertriebenen. Dieser Animationsfilm ist ein wahres Meisterwerk, das eine emotionale Geschichte der geflüchteten Kinder mit handgemalten animierten Ölbildern auf Glas erzählt. „Die Odyssee“ basiert auf wahren Ereignissen und berichtet von Menschen, die tatsächlich aus ihren Heimatorten vertrieben wurden und trotz großer Angst geflohen sind. Jeder von ihnen hat seine eigene tragische Geschichte zu erzählen und die Geschwister aus „Die Odyssee“ repräsentiert sie alle, jeden einzelnen Menschen, der seine Heimat verlassen musste, von seiner Familie weggerissen wurde und sein friedliches Leben hinter sich lassen musste. Mit Ausdrucksstärke und viel Einfühlungsvermögen wird hier die berührende Geschichte der Kinder erzählt, die viel zu früh erwachsen werden mussten und trotz allem nie die Hoffnung aufgegeben haben.

Kritik: Yuliya Mieland

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