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Inhalt

Schnelle Autos, europäische Topstars und eine Liebe, die selbst dem Verbrechen trotzt: Nachdem sich Rennfahrerin Bénédicte, genannt Bibi und Gangster Gino Hals über Kopf auf der Rennstrecke verlieben, wird ihre Beziehung schnell auf eine harte Probe gestellt. Denn Ginos kriminelles Umfeld lässt ihn ebenso wenig aus den Augen wie die Polizei. Und so müssen die Rennfahrerin und der Knastvogel bald schon folgenschwere Entscheidungen treffen...

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Von seinem strengen Vater hat Gigi (Matthias Schoenaerts, Am grünen Rand der Erde) Zeit seines Leben eingebläut bekommen, dass es in seinen Augen zwei verschiedene Arten von Hunden gibt: Jene, die beißen dürfen und jene, denen es untersagt ist. Wenn der Gangster diese Anekdote seiner Liebe Bibi (Adele Exarchopoulos, Blau ist eine warme Farbe) zu Anfang des Filmes unterbreitet, dann charakterisiert sich diese durchaus interessante Figur damit bereits selbstständig, hat Gigi nach diesen Worten doch augenscheinlich damit begonnen, selber darüber zu verfügen, wen oder was er beißen will. Oftmals auch nur aus dem Grund, um seine Selbstbestimmung und -ermächtigung unter Beweis zu stellen. Nachdem sich Gigi und Bibi – das scheint schon phonetisch zueinander zu gehören – kennenlernen, beginnen nun eine Gemeinsamkeit des Beißens – nämlich des Durchbeißens.

Der zweifelsohne hochgradig talentierte Michaël R. Roskam (The Drop – Bargeld) hat sich nicht nur erneut seinen Lieblingsschauspieler Matthias Schoenaerts geschnappt, mit dem er nunmehr zum vierten Mal zusammenarbeitet, nachdem er ihn mit Bullhead 2011 adäquat für das internationale Filmgeschäft in Szene zu setzen wusste, sondern auch die faszinierende Adele Exarchopoulos, die bereits in ihrem großen Auftritt in Blau ist eine warme Farbe für Jubelchöre sorgte und sich als eine Schauspielerin bewies, die so fragil wie energiegeladen immer noch ein Geheimnis über sich in der Hinterhand behält, egal, wie viel sie über ihr Wesen preisgibt. Schauspielerisch scheitert Racer and the Jailbird sicherlich nicht, zu hochkarätig ist das Hauptgespann, zu versiert beherrschen sie es, noch so verschüttete Gefühle aus ihrem Seelenleben an die Oberfläche zu tragen.

Und dennoch vermag es Racer and the Jailbird nicht, die emotionale Gewalt zu entfesseln, die die beiden Akteure vorgeben, was vor allem daran liegt, dass der Film unter erzählerischen wie dramaturgischen Defiziten zu leiden hat. Allein der Umstand, dass Roskam seinen Protagonisten keinen Raum zum Kennenlernen gibt, sondern sie regelrecht nach dem ersten Treffen übereinander herfallen lässt, etabliert die Liebe zwischen den beiden Figuren einzig auf einer Idee von Leidenschaft , auf einer Vermutung von gegenseitiger Anziehung. Diese schwammige, ja, überstürzte Formulierung eines amourösen Knistern ist auch gleichwohl der Gradmesser für die weitere Entwicklung der Handlung, denn wo Racer and the Jailbird versucht, das Gangster-Kino in Einklang mit zwischenmenschlichen Begegnungen zu setzen, bleibt zumeist nur der Versuch, die durchdringende Vehemenz freizulegen, wie sie beispielsweise Drive von Nicolas Winding Refn in jeder Szene mit sich brachte.

Mag Racer and the Jailbird auch nicht ganz so stilisiert sein, wie der längst zum Kult avancierte Drive, so versucht sich auch Michaël R. Roskam darin, dem grobkörnigen französischen Kino der 1970er Jahre, in dem Charakter-Studien und Genre-Werke Hand in Hand gingen, in stimmungsvollen Bildkompositionen Tribut zu zollen. Die hiesige, sich mehr und mehr in Schicksals- und Rückschlägen wähende Geschichte zweier Menschen, die beide gewissermaßen auf der Überholspur des Lebens verkehren – nur auf verschiedenen Seiten des Gesetzes -, funktioniert vor allem denn, wenn Roskam sein inszenatorisches Gespür für Gefühlsbewegungen und Stimmungen zum Ausdruck bringen kann. Wenn Bibi sich nach der Verhaftung von Gigi zwischen die Beine fasst und anschließend ihre Hand zur Nase führt, um den Geruch ihres Geliebten noch einmal in sich aufzunehmen, dann ist das ein seltener Moment urwüchsiger Intimität.

Fazit

"Racer and the Jailbird" überzeugt durch seine optische Annäherung an das französische Kino der 1970er Jahre sowie seine spielstarken Hauptdarsteller, die sich wahrlich ins Zeug legen, ihre vom Leben gezeichneten Charaktere zu beseelen. Der überaus begabte Regisseur Michaël R. Roskam schafft es jedoch leider zu selten, die zwischenmenschliche Dynamik auch erzählerisch zu grundieren.

Kritik: Pascal Reis

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