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Quelle: themoviedb.org
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Inhalt

LENINGRAD – DER MANN, DER SINGT erzählt mit viel Livemusik die Geschichte der legendären russischen Ska-Punk-Reggae-Pop-Party-Band LENINGRAD rund um ihren Bandleader Sergej “Shnur” Shnurov. Berühmt-berüchtigt für ihre energiegeladenen,alkoholgetränkten und schweißtreibenden Konzerte ranken sich um LENINGRAD eben so viele Mythen wie Wahrheiten. Spätestens seit der Moskauer Bürgermeister Lushkow die Band 2003 wegen “Beleidigung der Öffentlichkeit” mit Auftrittsverbot belegte, genießt die Band in Russland Kultstatus. Der Frankfurter Filmemacher Peter Rippl hat den Film fertiggestellt, kurz bevor Shnur die Band auflöste, und somit ein besonderes Zeitdokument geschaffen, dass im Kino vor allem eines macht: Riesigen Spaß!

Kritik

Man liebt sie oder hasst sie. Das sei das Besondere, erklärt ein junger Russe. Er selbst Liebt sie, obwohl ihre Musik, wie es einmal heißt, beim ersten Anhören abstoßend klinge. Die Rede ist von Leningrad. In persönlichen Interviews und Konzertaufnahmen horcht Peter Rippls amüsanter Dokumentarfilm dem nicht unbeachtlichen Erfolg der titelgebenden Band nach. „Was alle schlecht finden, finden wir gut“, erklärt der von seinen Freunden Shnur genannte Sänger Shnurov, der die Band 1997 ins Leben rief. Daher auch der total unpolitische Name. Alle fanden den Namen Leningrad für St. Petersburg doof, außer, nun, Leningrad. Was alle schlecht finden, ist auch das Hauptthema ihrer Songs. Die Kluft zwischen Superreichen und Armen, Alkoholismus und Frustration prägen die Texte Leningrads. Mit ihrer rauen Mischung aus Ska, Punk und Hardcore gelangten die selbst erklärten Vertreter des russischen Underground in die Charts. Bekannt ist die elfköpfige Band hierzulande, wenn überhaupt, dank Wladimir Kaminers Russendisko. Aufrichtigkeit hören die Fans in den Texten der Band.

Leningrad thematisieren die ungeschönte Realität im modernen Russland in einer verständlichen Sprache, so eine jugendliche Anhängerin. Konkreter: eine Sprache, die jeder Säufer versteht. Mat heißt dieser russische Slang. Seine Respektlosigkeit gegenüber Kunstzensur und Establishment machten Shnurov zum enfant terribile, dem sogar Moskaus Bürgermeister Luschkow den Konzertauftritt verbot. Die von Leningrad ausgehende Faszination scheint teils darauf zu basieren, dass sie bewusst das Negativklischee des russischen Unterschichtbürgers darstellen. Sie sind zumindest nach ihrem Image ein Haufen saufender Nichtstuer, die Armut und Elend mit Lebensmut trotzen. Ehrlichkeit, auch wenn´s weh tut, die hat Sergej Shnurov: „Eigentlich machen wir keine Musik. Was wir machen, ist eine Performance mit Hilfe von Instrumenten.“ Seine eigene Stimme bleibt die Einzige relativierende des allzu vernarrten Musikerporträts. Überfüllt wirkt ein Londoner Konzert der Band nicht, auch wenn die anwesenden Besucher begeistert sind. Entscheidend für ihren Erfolg sind die Texte. 

Entgegen den Gepflogenheiten der auf Angepasstheit ausgerichteten Musikbranche bleiben sie ihrer Muttersprache treu. Verstehen die Londoner Konzertbesucher überhaupt, wovon Leningrad singen? Die wenigen untertitelten Songtexte klingen weder originell noch schockieren. Ihr Ruhm wird abgefeiert, doch nie konkret ergründet. Von berüchtigten Shnurovs Nacktauftritten hört und sieht man nichts. Genauso wenig davon, dass er in betrunkenem Zustand eine Auszeichnung verlor und der im Film angespielte Song „Gefunden“ die musikalische Antwort auf einen Popsong mit dem Titel „Gesucht“ ist. Zuletzt steht Shnurov vor selbst gemalten Bildern, von denen er eines anspuckt. Als Kunstfälscher war er vor schon vor der Musikkarriere tätig. Das amüsante Detail verschweigt Rippel. 2008 löste sich die Band auf. Warum und wie es heute um die einstigen Mitglieder steht – egal. So hinkt Rippl der Zeit hinterher.

Fazit

Obwohl man die Energie der Konzertauftritte spürt, bleibt der ostentative Rebellionsgestus der Musiker eine Behauptung, die sich nie konkretisiert. Ob die Band nun “geniale Poesie“ produziert oder ein auf Skandalwirkung kalkulierendes Erfolgskonzept, bleibt unklar. Nur das alle ein paar Songs kennen, „selbst die, die sie nicht mögen“, kommt nun der Wahrheit ein Stück näher.

Kritik: Lida Bach

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