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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Als der Exhibitionist Ronald „Ronnie“ McGorvey nach einer zweijährigen Haftstrafe in seine Heimat, eine kleine Vorstadt in der Nähe von Boston, zurückkehrt, geraten die in der Nachbarschaft wohnenden Eltern kleiner Kinder in Aufruhr. Unter ihnen befinden sich Brad Adamson, der als Hausmann auf seinen Sohn Aaron aufpasst, während seine Frau arbeiten geht, und Sarah Pierce, eine Literaturwissenschaftlerin, die sich Zeit für ihre Tochter Lucy nimmt. Nach einer kurzen Begegnung auf einem kleinen Spielplatz werden die beiden Kinder zu Spielgefährten und zwischen Sarah und Brad bahnt sich eine Affäre an.

Kritik

Ein akkurates Lachen aus spitzen Mündern von Vorstadtmüttern, die niemals das Frühstücksbrot ihrer Kinder vergessen würden. Versteckte Spielplätze, die sich mit Leben füllen, wenn Kinder sich aus den Armen ihrer Eltern befreien und begeistert losstürmen. Ein fürsorglicher Vater, der mit seinem Sohn auf den Schultern den Bürgersteig entlang spaziert und durch seine Schritte die Narrenkappe auf dem Kopf seines Sohnes zum Wippen bringt. Diese Atmosphäre spiegelt das Filmdrama „Little Children“ zu Beginn wider, bevor es zu folgenreichen Einschnitten im gemächlichen Leben der Vorstadtbürger kommt. Es genügt nicht, dass ein Mann, der sich vor Kindern entblößt hatte, aus dem Gefängnis entlassen wird und damit eine Hetzkampagne seiner Nachbarn gegen sich hervorruft. Darüber hinaus entlädt sich bei den zwei frustrierten Eheleuten Sarah und Brad das aufgestaute Gefühl der Ausweglosigkeit in eine hoffnungslose Affäre, die Familien zu zerstören droht. Vor dieser Art von Hintergrund entwickelt Todd Fields Werk eine Alltagsdramatik des amerikanischen Kleinbürgertums.

Regisseur Todd Field („In the Bedroom“, 2001), der zusammen mit Tom Perrotta das Drehbuch verfasste, welches auf dem gleichnamigen Roman Perrottas beruht, gelang ein Film, der zu Recht in drei Kategorien für den Oscar nominiert wurde (Beste Hauptdarstellerin, Bester Nebendarsteller, Bestes adaptiertes Drehbuch). Die Thematik und vor allem die Machart des Films erinnern an die beiden Werke „AmericanBeauty“ (1999) und „Zeiten des Aufruhrs“ (2008) von Regisseur Sam Mendes. Hier wie dort nimmt man eine sanfte Sezierung der Seelen von Vorstadtbürgern vor, die mit ihrem Leben unzufrieden sind und verzweifelt aus den scheinbar vorgeschriebenen Bahnen auszubrechen versuchen. Sie flüchten sich in Beziehungen, die keine Zukunft haben. Sie suchen sich Möglichkeiten, um die Brüche ihrer inneren Lebenswelt zu kompensieren. Und die daraus resultierenden Verzweiflungstaten ziehen immer weitere Kreise, bis sie das Potenzial entwickeln, nicht nur das eigene Leben der Charaktere in Schutt und Asche legen zu können, sondern ein Kollateralschaden ungeahnten Ausmaßes in der Luft liegt.

In jedem Fall macht der Film der zugrunde liegenden Buchvorlage alle Ehre, indem er als Stilmittel eine Erzählerstimme integriert, die das poetische Tor zum Innenleben der Menschen in „Little Children“ist. In Szenen, in denen Sarah Pierce (Kate Winslet, oscarnominiert) in stillschweigende Wut über die bürgerlich-strukturierten Vorzeigemütter auf der Bank neben ihr gerät oder Brad Adamson (Patrick Wilson) in der Dusche steht und sich auf den Sex mit seiner Ehefrau Kathy (JenniferConnelly) freut, gibt der Erzähler einen wunderbar anschaulichen Einblick in das innere Erleben dieser Charaktere. Die Rolle des Erzählers nimmt so einen präsenten Platz im Film ein, dass man geradezu enttäuscht ist, wenn er allzu lange schweigt. In solchen Momenten stellt sich das Gefühl ein, dass die Story etwas hängen bleibt, sich im Kreis dreht und sich auf der Affäre ausruht, ganz als ob diese dem Zuschauer als Sensationsbefriedigung ausreichen würde. Diesbezüglich wird man von einer Liebesaktszene überrascht, in der die Worte „Ich fühle mich beschissen“ fallen. Das mutet zuerst etwas seltsam an, passt aber exzellent in das Gefühlserleben der Charaktere.

Neben der Affäre wird mit dem Auftreten eines Sexualstraftäters, der von der Gesellschaft ausgeschlossen wird, ein weiteres moralisches Themenfeld betreten. Die Rolle des Ronnie McGorvey (Jackie Earle Haley, oscarnominiert) ist äußerlich etwas klischeehaft gestaltet, im Verlauf der Geschichte jedoch differenziert sich ein menschliches Bild, das durchaus realistische Züge annimt. Während er von einem Mitbürger bedroht und belästigt wird, der sich der Aufgabe des Heimatschutzes verschrieben hat, erfährt er von einer anderen Seite her Liebe und Zuneigung. So wie es bei den anderen Charakteren der Fall ist, bekommt der Zuschauer auch hier einen Einblick in das private Denken und Fühlen eines zwiegespaltenen Menschen.

In jeder Sekunde besteht der Eindruck, dass die Kamera sich liebevoll um die einzelnen Individuen kümmert und jedem seinen verdienten Platz einräumt. Die stimmungsvolle dezente Filmmusik komponierte bezeichnenderweise Thomas Newman, der auch bei „American Beauty“ und „Zeiten des Aufruhrs“ seine Finger im Spiel hatte. So wie der ganze Film über weite Strecken absolut überzeugt, ist das Ende ein wahrer Geniestreich. Unter subtiler Spannung vollzieht sich ein dramatischer Höhepunkt, der die Geschichte einem abgerundeten Schluss entgegenführt.

Fazit

Das wirklichkeitsnahe Drama „Little Children“ entwirft Szenerien von schlichter Schönheit und lässt uns in eine mitreißende Geschichte eintauchen, die auf ähnliche Weise wie ein Buch ihren Sog entfaltet. Treffsicher adaptiert, stilvoll inszeniert, überragend gespielt. Dafür sollte man den Hut vor allen Beteiligten ziehen. Die leichten Schwächen im Mittelteil geraten durch das feinfühlige Ende nahezu in Vergessenheit. Keine leichte Kost, aber dieser Blick in die menschliche Psyche lohnt sich allemal.

Kritik: Jonas Göken

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