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Inhalt

Gerade meint Magda den Krebs besiegt zu haben und freut sich über ihre zweite Schwangerschaft, da kommt die Hiobsbotschaft: Nun ist auch die zweite Brust befallen. Doch Magda lässt sich nicht unterkriegen. Mit Leidenschaft, einem großen Herz und einem starken Willen sagt sie der Krankheit den Kampf an und baut ihre neue Familie auf.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Magda (Penélope Cruz, »Volver«) hat es nicht leicht. Frisch vom Vater ihres Sohns verlassen muss sie sich einer niederschmetternden Diagnose stellen: Brustkrebs. Aber Magda ist eine zähe Kämpferin. Kurz vor Beginn ihrer Chemotherapie hat sie Arturo (Luis Tosar, »Und dann der Regen«) kennengelernt, der als Talent-Scout für Real Madrid arbeitet — und selbst gerade einen schweren Schicksalsschlag hinnehmen muss. Magda bietet die Kraft auf, ihm in seiner schwersten Zeit eine Stütze zu sein und schöpft daraus gleichsam selbst die Energie, sich ihrer eigenen Krankheit zu stellen. Nach Therapie und Operation wagt sie an Arturos Seite einen Neuanfang. Aber kaum ein Jahr später entdeckt Julián (Asier Etxeandia), Magdas singender Gynäkologe, einen Tumor in der verbliebenen Brust. Diesmal stehen Magdas Chancen ungleich schlechter als beim ersten Mal, doch wieder kämpft sie. Nicht für ihr Leben diesmal, sondern für die Erfüllung ihres größten Wunsches.

Der Filmtitel von »Ma Ma — Der Ursprung der Liebe« ist ein bewusstes Wortspiel. Denn die beiden Silben bedeuten im Spanischen nicht nur Mama (»mamá«), sondern auch Brust (»mama«). Entsprechend ist es vor allem die Rolle der Mutter und ihrer allumfassenden Liebe, die Regisseur Julio MedemLucía und der Sex«) hier zu feiern gedenkt — auf eigenwillige Art. Denn kommt »Ma Ma« zunächst noch daher wie ein feinsinniges, mit sprödem Humor durchsetztes Drama um den Weg zurück ins Leben, gleitet der Film im weiteren Handlungsverlauf bisweilen in farbenfrohe, abstruse Überzeichnungen ab, die nicht selten an Almodóvar erinnern.

Das Flaggschiff der Besetzung ist natürlich Penélope Cruz, die Magda größtenteils überzeugend und mit beeindruckender Präsenz spielt. Ihr Lebenswille wirkt niemals aufgesetzt, ihre unverblümte Art grenzt ab und an doch ans Schmerzhafte und erinnert an das von Ricardo Darín in »Freunde fürs Leben« gemimte Raubein, das sich angesichts der Todesnähe ebenfalls in blanke Rücksichtslosigkeit flüchtet. Zwar nachvollziehbar aus Magdas Charakter entwickelt, aber teilweise verstörend ist ihr zunehmend zwanghafter Kinderwunsch und vor allem ihre Fixierung auf Natascha, das kleine sibirische Mädchen, das ihr Gynäkologe Julián eine Zeitlang adoptieren wollte. Von Nataschas Foto auf Juliáns Schreibtisch scheint Magda nahezu besessen.

Neben Cruz haben es ihre männlichen Kollegen vergleichsweise schwer, sich selbst ihren Raum zu erspielen. Erstaunlicherweise wirkt Asier Etxeandia als Julián deutlich charismatischer und auch runder gezeichnet als Luis Tosars Arturo. Erstaunlich deshalb, weil das Drehbuch eigentlich Tosar als Cruz’ ebenbürtigen Partner zu etablieren scheint und weil Tosar in anderen Filmen — nicht nur dem hochgelobten »Und dann der Regen« — bewiesen hat, wie eindringlich er zu spielen versteht. Sein Arturo bleibt jedoch über weite Strecken eine sehr stille, in die Passivität gedrängte Figur, deren innere Konflikte größtenteils unbeleuchtet bleiben und hinter den Belangen der Hauptfigur Magda zurückbleiben müssen. Das ist schade, denn die Gestalt Arturos ist durchaus mit viel Potenzial skizziert, und was dem Film gut gelingt, ist die Inszenierung der besonderen Beziehung zwischen Magda und Arturo. Da wird erfreulich wenig verklärt, erfrischend wenig romantisiert. Es ist die Geschichte zweier Menschen, die einander Halt geben können und das auch tun. Doch vor allem in der zweiten Filmhälfte fokussiert sich »Ma Ma« beinahe vollständig auf Magda und schöpft die Möglichkeiten nicht aus, die in der Figur Arturos vorhanden sind.

Auch wenn der Film gerade ab der Hälfte mit zunehmend bizarren Momenten aufwartet, gelingt ihm das Kunststück, sich dabei immer eine gewisse Plausibilität in der Erzählweise zu erhalten. Was geschieht, passt immer an seinen Platz in der Handlung und wirkt auch in seiner Absurdität stimmig. Freilich ist nicht nur die gewählte Symbolsprache mitunter schmerzhaft plump, auch der Holzhammerschlag auf die Tränendrüsen ist es. So bedient sich Julio Medem hier spanischer Schlager von Raphael und Nino Bravo, die neben bedeutungsschweren Texten auch ein gewisses Ohrwurmpotenzial aufweisen. Gerade gegen Ende wird mehr als dick aufgetragen. Doch selbst der Kitsch wirkt bewusst und — eine vielleicht erschreckende Erkenntnis — funktioniert sogar, obwohl man sich seiner Mechanismen noch während des verstohlenen Tastens zum Taschentuch bewusst ist. Vollkommen überzeugen kann die nahezu verzückte Überhöhung der Mutterliebe aber dennoch nicht. Dazu verlässt sich »Ma Ma« dann doch eine Spur zu sehr auf die Holzhammermethode und gräbt sich dadurch mitunter selbst das Wasser ab. Wohltuend ist demgegenüber die Selbstverständlichkeit, mit der vor allem sexuelle Identitäten und Neigungen thematisiert werden — da gibt es dann auch kein Drama.


Fazit

»Ma Ma« ist ein eigenwilliger Film, der die Liebe zum Leben in teilweise höchst exzentrischen Bildern feiert. »Ich hatte mir von Anfang an vorgenommen, das Tragische nicht zu sehr in den Vordergrund zu rücken«, sagt Regisseur Julio Medem, »nicht in die Sentimentalität abzurutschen, nicht auf die Tränendrüse zu drücken.« Letzteres mag man ihm angesichts mancher Szenen kaum glauben, letztlich kratzen in »Ma Ma« aber jene Szenen am meisten an der Rührseligkeit, in denen es um die bedingungslose Hinwendung zum Leben geht. Wer ein sachliches Drama über den Umgang mit einer tödlichen Krankheit oder eine philosophische Auseinandersetzung mit dem Sinn des Lebens erwartet, ist bei »Ma Ma« schlecht aufgehoben, denn so versteht der Film sich nicht. »Ma Ma« ist bei aller Schwermut bunt und lichtdurchflutet — manchmal irritierend, manchmal übers Ziel hinausgeschossen, aber in alledem doch konsequent. Für Botschaft und Symbolik verzichtet der Film vor allem in der zweiten Hälfte auf gewisse Glaubwürdigkeiten und blendet Einzelheiten aus, die seine Komposition zu einer überschwänglichen Allegorie auf die Lebensfreude stören könnten. Jedermanns Geschmack wird »Ma Ma« damit keineswegs treffen, weiß aber dennoch zu unterhalten und noch lang nach dem Abspann im Gedächtnis zu bleiben.

Kritik: Sabrina Železný

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