Inhalt
Der Viehbaron George Washington McLintock ist der reichste und mächtigste Mann der Stadt, die man nach ihm benannt hat. Nur seine wilde und ungestüme rothaarige Frau Catherine lässt sich von ihm nichts befehlen, geht ihren eigenen Weg. Um endlich seine Autorität zu behaupten, jagt er eines Tages Catherine im Unterrock durch die Stadt, legt die Wildkatze zur Gaudi der Einwohner übers Knie und verprügelt sie öffentlich. Da erst merkt Catherine, wie sehr das Rauhbein McLintock sie liebt.
Kritik
Der (große) Name John Wayne (Der Mann, der Liberty Valance erschoss) war Anfang der 1960er Jahre kein kommerzieller Selbstläufer mehr. Nachdem der Duke mit seinem langjährigen Herzenprojekt Alamo, bei dem er als Produzent, Regisseur und Hauptdarsteller fungierte, gehörig auf die Nase gefallen war, sah er sich daraufhin als offenkundig angeschlagene Hollywood-Legende dazu gezwungen, von nun an weit weniger ambitioniert in der eigenen Rollenauswahl vorzugehen. Das bedeutete im Klartext also auch, dass John Wayne sich von nun damit abfinden musste, klare Zugeständnisse an die damalige Kinolandschaft in Kauf zu nehmen – und jenes Publikum hatte die Nase weitestgehend voll von staubigen Western-Abenteuern, die die immer gleichen Auseinandersetzungen mit Indianern, Mexikanern oder Banditen reproduzierten. Der Interessenschwerpunkt der Zuschauerschaft lag stattdessen auf Komödien, je beschwingter, desto erfolgsversprechender.
Diese Umstände brachten im Jahre 1963 schließlich auch McLintock hervor, der sich für die Familie Wayne auch als Gemeinschaftsarbeit definierte (nicht nur John Wayne wirkte hier mit, sondern auch seine beiden Söhne sowie seine Tochter) und die Erwartungen an einen persönlichen Erfolg deswegen noch ein Stück weiter anfeuerte. Am ehesten lässt sich der Event Western von Andrew V. McLaglen (Der Mann vom großen Fluss) indes mit dem über zehn Jahre zuvor erschienenen Der Sieger von John Ford (Der schwarze Falke) vergleichen. Nicht nur, weil der Duke hier (mal wieder) erneut mit der famosen Maureen O'Hara (Mit einem Fuß in der Hölle) vor der Kamera stand, sondern vielmehr, weil die beiden, wirklich formschön arrangierten Werke von einer äußerst fragwürdigen Vorstellung vom klassischen Geschlechterkampf heimgesucht wird.
Während John Wayne seine große Liebe Kate am Ende von Der Sieger noch am Kragen fassen und mehrere Kilometer durch die irische Landschaft schleifen durfte, um anschließend noch ihr Mitgift, das Symbol ihrer Unabhängigkeit, im Feuerloch einer Dampfmaschine verbrennen durfte, setzt es im Finale von McLintock ordentlich Dresche für Maureen O'Hara, wenn er sie vor der gesamten Stadt über das Knie legt. Der Film sieht in diesem Akt der Bestrafung aber keine öffentliche Demütigung, sondern einen impulsiven Liebesbeweis, der letztlich dafür sorgt, dass das zerrüttete Ehepaar endlich wieder zueinander findet. John Wayne selbst nannte McLintock einen Familienfilm, dem es vor allem darum geht, sein Publikum zu vergnügen. Die rückständigen Werte, die in dieser hochwertig fotografierten Westernparade jedoch vermittelt werden, scheinen gerade in genau diesem Gefilde überaus unangebracht.
Fazit
Ein klassischer Event Western, den man in dieser Form wohl nur im Schaffen des John Wayne finden kann. Ungemein hochwertig im schönsten Cinemascope visualisiert und mit einem Ensemble bestückt, an dem es schauspielerisch keinen Zweifel gibt, ist "McLintock" oberflächlich eine Westernparade nach Maß. Allerdings ist der Familienfilm, wie ihn Wayne selbst nannte, erneut von irritierend-fragwürdigen Geschlechterbildern geprägt, die das Vergnügen des Zuschauers nahezu durchweg verleiden. Während das männliche Geschlecht mal wieder als Beschützer und Versorger durch die Szenerie stolzieren darf, müssen Frauen öffentlich gedemütigt werden, damit ihnen endlich klar gemacht wird, wo ihr rechtmäßiger Platz ist. Und natürlich sehen die "ungezogenen Wildkatzen" darin keine toxisch-patriarchalen Machtstrukturen, sondern animalische Liebesbeweise.
Autor: Pascal Reis