Jeder kennt die idyllische Geschichte von Heidi und Geissenpeter, die in den Bergen ihr friedliches Leben führen. Auch Mad Heidi startet idyllisch vor einer malerischen Kulisse der schweizer Berge. Doch die Macher des Films wollten sicherlich nicht noch einen schweizer Heimatfilm drehen, denn ihre Intention bestand darin, die ganzen schweizer Klischees mit einem Exploitation-Filmsetting zu verbinden und so entwickelte sich die Idee zu Swissploitation. Was für ein gelungenes Wortspiel und was für eine großartige Idee, die dahinter steckt. Statt nach Amerika zu gehen und einen quasi amerikanischen Film zu drehen, entschieden sich die Regisseure von Mad Heidi (Johannes Hartmann und Sandro Klopfstein) in ihrer Heimat zu bleiben und die bekannten schweizer Klischees durch den Kakao oder viel mehr durch den Käse zu ziehen. Dabei hatten sie eigentlich gar nicht so einen leichten Start, weil das nötige Kleingeld für die Verwirklichung ihrer originellen Idee fehlte. Und was macht man, wenn man kein Geld für die Dreharbeiten hat? Man startet eine Crowdfoundingkampagne nachdem man in nur drei Tagen einen großartigen Teaser auf die Beine gestellt hat.
Wenn eine Idee über 10 Jahre reift und man endlich, die Gelegenheit bekommt den Film umzusetzen, von dem man schon so lange geträumt hat, dann fühlt es sich sicherlich fantastisch an. Die Resonanz war überwältigend und sie schafften es tatsächlich über 3 Millionen aus verschiedenen Ländern zu sammeln. Insgesamt haben 538 Leute aus 19 verschiedenen Ländern den Film unterstützt und das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen. Das Blut fließt in Strömen und die Köpfe rollen oder explodieren und die Körper werden gespalten. Dabei kommen Gorelemente auch nicht zu kurz. Was besonders auffällt ist das gute Timing bei den Spezialeffekten und das Coole daran ist, dass die Explosionen im Film echt sind. Bei einer der Schlussszenen gibt es eine Explosion, die direkt hinter den Schauspielern stattfand und die nur einmal gedreht wurde. Das heißt, dass die Darsteller tatsächlich die ganze Hitze im Rücken spürten und auf gar keinen Fall blinzeln durften.
Diese Körperbeherrschung ist einfach unglaublich. Wenn ca. zehn Darsteller dem lauten Knall und der Explosion und den fliegenden Feuerfunken hinter ihnen trotzen und mit einer derartigen Coolness die Szene meistern, dann entsteht natürlich automatisch so ein „Wow“-Effekt. Gerade mit dieser Szene beweisen die Filmemacher, dass es nicht immer CGI sein muss. Manchmal reicht es auch, wenn man ganz altmodische Spezialeffekte in den Film einbringt. Wenn es passt, dann passt es einfach und bei Mad Heidi funktioniert es einwandfrei. Auch die Handlung überzeugt auf ganzer Linie, weil man zwei gegensätzliche Welten aufeinander prallen lässt, sodass die Geschichte eines unschuldigen Mädchens vor der malerischen Kulisse der schweizer Berge sich in die Revenge-Story einer toughen Kriegerin verwandelt, die gegen die Schweizer-Käse-Diktatur kämpft.
Man bedient sich der typischen Montage-Szenen, die in den meisten ähnlich erzählten Filmen vorkommen: Die Heldin trainiert zuerst, um dann zu der Kriegerin zu werden, die es schafft, sich mit dem fiesen Käse-Diktator zu messen. Ein lustiger Funfact ist übrigens, dass der Darsteller des Käsediktators Casper Van Dien (Starship Troopers), der sich in seiner Rolle gegen die Laktoseintoleranten wendet, im echten Leben selbst laktoseintolerant ist. Das erzählte er in einem Interview und freute sich umso mehr darüber, dass ausgerechnet er diese Rolle spielen durfte. Auch mit der Darstellerin von Heidi (Alice Lucy) landete man einen Volltreffer. Alice Lucy hat den schwarzen Gürtel im Taekwondo, deswegen war sie auf die Kampfszenen ziemlich gut vorbereitet und das merkt man auch an ihren Bewegungen. Das Einzige, was sie neu erlernen musste, war die aufwendige Choreografie mit den Waffen, aber auch das ist ihr ausgezeichnet gelungen.
Die Kämpfe sind absolut sehenswert, auch wenn es natürlich kein reiner Kampfsportfilm ist. Mad Heidi ist eher ein Revenge-Film, mit vielen lustigen Elementen, schönen Goreszenen und Easter Eggs aus verschiedenen Filmen, wie Apocalypse Now, Crocodile Dundee oder Terminator. Die Easter Eggs sind zwar offensichtlich, doch sie machen deswegen nicht weniger Spaß. Auch die Veräppelung der Nazis kommt bei den Menschen nach wie vor gut an, deswegen werden solche Filme wie Mad Heidi immer im Trend liegen. Wenn man sich über Nazis auf diese brutale und doch amüsante Art und Weise lustig macht, dann hat man automatisch sehr viele Zuschauer auf seiner Seite. Eins muss man jedoch ganz klar sagen: Mad Heidi besteht nicht ausschließlich aus brutalen Szenen, in denen jemand abgeschlachtet wird und der Film hat auch seine ruhigeren Phasen. Es stört aber nicht im Geringsten, umso mehr kommen die brutalen Szenen zur Geltung, denn wenn man dauerhaft nur Gewaltexzesse dargestellt hätte, dann würde man sich zu schnell daran satt sehen und wegen dieser Übersättigung das Interesse verlieren. Das geschieht glücklicherweise nicht, und für Genreliebhaber ist Mad Heidi ein wunderbarer Film, der aus ganz viel Liebe zum Kino entstanden ist. Mad Heidi ist zwar nichts Großes, doch dafür etwas Originelles und Einzigartiges.