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Quelle: themoviedb.org
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Inhalt

Die Gäste im Herrenhaus von Nikolai, einem Mann von Welt, diskutieren über Tod und Antichrist, Geschichte und Herrschaft, Fortschritt und Moral. 

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Eine der vielen Diskussionen aus Christi Puius (Der Tod des Herrn Lazarescu) epischer Literaturverfilmung Malmkrog handelt von der These rund um den „falschen Frieden“ und läuft auf den Ansatz hinaus, dass jener genauso verwerflich und falsch sei, wie ein „guter Krieg“. Die Einwohner des aristokratischen Herrenhauses, die sich in aller Pracht zu den Weihnachtsfeiertagen zusammengefunden haben, scheinen sich nicht bewusst das so ein vorgetäuschter, heimtückischer Frieden sich längst innerhalb ihrer vornehmen Runde breit gemacht hat. Trotz der besinnlichen Stimmung und der argumentativen Überzeugungskraft der Beteiligten ist der klaffende Hiat zwischen ihnen irgendwann nicht mehr zu ignorieren. Puius Film verdeutlicht diese Kluft in einem dialogischen Kräftemessen mit der Breite eines Tolstoi Romans und der thematischen Fülle einer Nietzsche Abhandlung. 

Die zeitliche Situierung des Weihnachtsfests ist dabei kein Zufall. Es ist die Zeit des jährlichen Übergangs und der Film spielt an der Schwelle des Anbeginns des 20ten Jahrhunderts, als sich die kulturellen Verhältnisse des Weltgeschehens vor einem endgültigen Wandel befand. Bemerkbar wird dies an der anfänglichen Aussage der vornehmen Ingrida (Diana Sakalauskaité), Krieg sei inzwischen zu unrecht als verwerflich angesehen und das die Entschlossenheit des Volkes dadurch behindert sei. Wie eine Saat erwächst aus dieser anfänglichen Aussage zunächst eine Diskussion über den Wert von Ethik und Moral für die neuetablierte, europäische Vereinigung. Für Zündstoff sorgt dabei die gesittete Olga (Marina Palii), die ihren strengen Glauben an Gott nicht müde wird zu betonen und selbst der Meinung ist, jeder Akt der Gewalt sei verwerflich, auch aus Notwehr. Obwohl selten eine bloße Provokation nach außen dringt werden die Gespräche immer länger bis das Bild irgendwann abdunkelt. 

Die einzelnen Mitglieder der aristokratischen Gesellschaft stehen dabei als Platzhalter für divergierende kulturelle Strömungen des aufblühenden Europas und werden durch die Kamera von Tudor Panduru in beengenden, an die Gemälde von Diego Velázques erinnernden, Bildern eingefangen. Es gibt keinen Ausweg aus der geschlossenen Gesellschaft und die Hölle sind, frei nach Satre, auch hier die anderen. Ununterbrochen laufen die Diskussionen in gefühlter Echtzeit ab und enthüllen in fast jedem Wortwechsel eine intellektuelle Tiefe, wie auch die Vorurteile der Aussagetreffenden. Dabei geht es dem Film nie darum, die Figuren zu dekonstruieren und diese stattdessen mikroskopisch genau zu beobachten. Der Blick des Filmes versteht dabei auf meisterhafte Weise lange Kameraeinstellungen zu nutzen, da die Dialoge so eine Unmittelbarkeit erhalten, welche ungefiltert wirkt und die Diskurse, trotz ihrer Komplexität, mitreißend gestalten.

Doch jenseits dieser theaterhaften Inszenierung existiert innerhalb des Filmes noch eine unausgesprochene Ebene, welche den beeindruckenden Bildern innewohnt. Die Darsteller positionieren sich mehr als einmal dem Blick der Kamera völlig abgewandt und manchmal verschwinden sie auch völlig hinter dem vornehm eingerichteten Mobiliar. Trotz der zahlreichen Wortgefechte existiert ein blinder Fleck der Charaktere, der nur manchmal spürbar wird. Puius Film hält die Charaktere so auf Distanz und verdeutlicht gerade deswegen die Präzision ihrer Aussagen. Auch wenn die Gäste des Herremhauses das verändernde Klima des Weltgeschehens zwar begreifen versuchen können, letztendlich sind sie den gesellschaftlichen Unruhen schonungslos ausgeliefert. Der entscheidendste Faktor ist verbal nicht kommunizierbar aber ewig präsent.

Fazit

So radikal die früheren Filme von Christi Puiu auch waren, „Malmkrog“ stellt dennoch einen Meilenstein in seinem Schaffen dar. In streng durchkomponierten Bildern kulminiert sich in einem hochwertigen Kammerspiel ein Kräftemessen des Intellekts und der verschiedenen Weltsichten, welches nie hochtrabend in seiner Ambition und stattdessen mitreißend in seiner Form daherkommt.

Kritik: Jakob Jurisch

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