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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Unter der Militärdiktatur führt Marighella eine Truppe junger Anhänger in den bewaffneten Widerstand. Der Film verfolgt sein Leben zwischen 1964 und seinem gewaltsamen Tod im November 1969. Den Versuchen, das Volk von der Notwendigkeit des Aufstands zu überzeugen, steht die Allmacht der Zensur entgegen, die alles daransetzt, den Widerstand zu marginalisieren. Der Einsatz für Würde und Gerechtigkeit mündet in Gewalt und Terror, Marighella gilt bald als Staatsfeind Nummer eins. Das Kommando unter der Führung des brutalen Offiziers Lúcio ist ihm dicht auf den Fersen.

Kritik

Das Einzige, was ich euch von hieran versprechen kann, sind Folter und Tod“, tönt der Titelheld und spricht dabei unterschwellig für Wagner Moura (Trash). Dessen Regiedebüt strotzt nur so vor selbstbezweckender Gewalt, historisch und politisch blinder Ikonographie und von Pathos durchtränkten Phrasen, die den Hauptcharakter (Seu Jorge, Pelé) und sein Gefolge weniger wie revolutionäre Befreier erscheinen lassen denn als selbstherrliche Gauner. Als solche sieht sie bezeichnenderweise der sadistische Polizeichef Lucio (Bruno Gagliasso), Nemesis Carlos Marighellas und heimliche Hauptfigur des schludrigen biografischen Abrisses. Dieser befasst sich nicht ansatzweise mit den beängstigenden Parallelen zu Brasiliens Gegenwartspolitik.

Viel spannender findet Schauspieler und nunmehr Co-Drehbuchschreiber und Regisseur Moura wilde Ballereien, genüssliche Folterszenen und Gangster-Action „wie aus einem Hollywoodfilm“. Jenen Vergleich bemühen die einheimischen Radionachrichten für einen Zugüberfall, bei dem Marighella mit seinen treuesten Anhängern Jorge (Herson Capri, Heleno) und Bella (Bella Camero) eine Waffenladung erbeutet. Tatsächlich ist es Moura, der sich hier um Hollywood-Vergleiche reißt, statt um so abstraktes Zeugs wie Handlungsaufbau, Faktizität oder Charakterentwicklung. Mögen die Leinwand-Amis auch fette Imperialisten mit einem „don’t fuck with US, fucking motherfuckers“ Vokabular sein, handwerklich ist er ihr ergebener Adept. 

Allerdings kein talentierter, denn sein Mash-Up aus Heldenhymne und Terrorthriller kriegt den auf den Schlussakt Marighellas packender Biografie eingedampften Plot nicht voran. Minimal variiert wiederholt sich das gleiche Szenario, in dem es einen oder auch mal zwei Genossen erwischt. Zwischendurch spuckt der Poet, Politiker und Freiheitskämpfer Sätze aus der Revoluzzer-Retorte: „We will win this war!“ Über den zeitgeschichtlichen Kontext vermittelt die protzige Inszenierung dabei noch weniger als über den Helden. Recherche? Laaaaangweiliiiig, befand offenbar Moura, der entweder zu faul war, Persönlichkeiten wie Sérgio Paranhos Fleury zu identifizieren - oder zu feige.

Fazit

Menschenrechte, Pressefreiheit, Systemkritik, ein anti-faschistisches Statement, das ein wenig substanzieller ist als „Ihr Scheiß-Faschisten!“ - nope, darauf hat Regieneuling Wagner Moura keinen Bock. Lieber kopiert er, was er sich in zwei Teilen Tropa de Elite an exzessiver Gewaltdarstellung abgeguckt hat. Mit grellen Showeffekten von der nervösen Handkamera im Nacken der Protagonisten bis zum Durchbrechen der Vierten Wand in einer schein-agitatorischen Kulmination reduziert er das facettenreiche Material zu einem derivativen Action-Krimi. Dessen von vergangener und gegenwärtiger Realität ängstlich distanzierte Plot ist zäh, dumpf-pathetisch, repetitiv und spannungsfrei: filmische Folter.

Kritik: Lida Bach

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