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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Man fragt sich, ob die beiden Männer bereits beste Freunde sind, so oft arbeiteten RegisseurPeter Berg (Ballers) und Marky Mark Mark Whalberg (Alles Geld der Welt) nun schon zusammen. Na gut, mit Mile 22 präsentieren sie erst ihre vierte Kollaboration, dafür stammen all jene aus den letzten vier Jahren. Jedes Jahr ein Berg/Wahlberg-Film also. Und jedes Mal beschäftigen sich die Männer dabei mit ähnlichen Themengebieten: Ein Mann gegen den Rest der Welt, gewürzt mit einer guten Portion aktueller Politik. Bei Mile 22 ist das zunächst nicht anders: Ein Mann (und seine Spezialgruppe) gegen eine korrupte Regierung, gewürzt mit politischen sowie gesellschaftskritischen Aussagen.

Dabei sind diese bei Mile 22 eher Begleiterscheinung und werden immer mal wieder recht zusammenhangslos in den Raum geworfen. Mit nur 95 Minuten Laufzeit liegt der Fokus von Mile 22 weniger auf dem Inhalt, sondern mehr auf einem actiongeladenen Augenblick, in den der Zuschauer ohne großen Kontext hingeworfen wird. Im Sinne eines Mad Max: Fury Road oder Dunkirk steht weniger die Charakterisierung der Figuren im Vordergrund, sondern das Erlebnis, in dem Wahlberg einen Gefangenen von A nach B bringen muss und dabei in Konflikt mit der einheimischen Polizei sowie den Russen gerät.

Das gleicht in Mile 22 einem waschechten Krieg, innerhalb dessen Berg jedwede Soldaten als kalte, aggressive Killermaschinen darstellt, deren einziger Zweck es ist den Gegner so effizient es geht zu töten. Ob Amerikaner, Russen oder Indonesier – so gut wie alle Figuren aus Mile 22 sind extrem unsympathisch und deutlich von ihrem Job enthumanisiert. Im entscheidenden Moment gönnt Berg den Amerikanern dann zwar trotzdem eine Portion mehr Menschlichkeit als ihren fremden Pendants, immerhin zeichnet sich nach Boston aber auch in Mile 22 eine differenziertere Marschrichtung der Bergs ab.

Polarisieren wird der Film vor allem wegen seiner unheimlichen Härte, die das Seherlebnis von Mile 22 äußerst unangenehm formt. Dazu beitragen tut auch die eigenwillige Inszenierung des Films, die in den Trailern noch erfolgreich in den Hintergrund geschoben wurde. Berg wählt hier den durchaus mutigen Ansatz seinen Film ausschließlich in extreme Zooms und exzessive Shaky-Cam zu hüllen, gerahmt durch einen unheimlich aggressiven Schnitt, der den Zuschauer immer wieder in Sekundenschnelle mit Szenen aus verschiedensten Settings und Zeitzonen bombardiert. Übersicht sollte man sich bei Mile 22 also nicht erwarten. Selbst ein einfaches Gespräch wird mit so vielen Schnitten, Close-Ups und Kameraschwenks unterstrichen, dass es die Wirkung einer brutalen Actionszene annimmt. Die offensichtliche Intention hinter dieser extremen Form der Inszenierung, die Figuren des Films weniger durch Inhalt und mehr durch Cinematographie zu charakterisieren, ist in der Theorie durchaus lobenswert, verdeutlicht die Aggressivität von Kameraführung und Schnitts doch fast schon bravurös das Befinden der Overwatch-Soldaten. Jede Interaktion, egal ob im Gefecht oder im Gespräch mit dem Exmann, verkommt zur Kriegshandlung, in der Weltsicht der Soldaten herrscht nur noch der Krieg.

In der Praxis fällt Bergs Inszenierung jedoch oft kontraproduktiv aus und steht sich selbst im Weg. Gerade die Actionszenen mit Kampfgranate Iko Uwais (The Raid) verkommen (so wie eigentlich alle Actionszenen des Films) zu unübersichtlichem Gewackel und werden durch eine Lawine an Schnitten total erdrückt. Hart, roh und brutal bleibt die Action zwar trotzdem, die gesamte zweite Hälfte des Films lässt den Zuschauer nicht mehr aus der gnadenlosen Actionmangel, das führt aber oftmals primär zu Kopfschmerzen als zu schwitzenden Handflächen. Katharsis ist hier sowieso ein Fremdwort, sowohl für Figuren wie für den Zuschauer. Gerade der Schluss macht das deutlich, da dieser nicht nur diverse Geschehnisse offen lässt, sondern auch so abrupt daherkommt, dass man sich entgeistert fragt, ob hier bald ein Sequel über die Leinwand flimmern soll. Und tatsächlich: Mile 22 ist bereits vor Kinostart als Startschuss einer Trilogie ausgelegt. Ein Umstand, der dem Film nicht gut tut.

Es wird am Ende nie so recht deutlich, was Peter Berg mit Mile 22 wirklich abliefern wollte. Abschreckender Anti-Kriegsfilm oder ultrabrutales Actionspektakel? Soll das wachrütteln, Krieg enthumanisieren, dem Zuschauer Schmerzen bereiten, ihn gar in Unübersichtlichkeit drängen, um ihm den Wahnsinn des Kampfes deutlich zu machen? Oder soll die Action das Adrenalin hochhalten, der doofe Humor zum Lachen bewegen und der Film zuallererst für einen mitreißenden Kinogang sorgen? Mile 22 will beide Parteien befriedigen und schafft es daher tonal nie wirklich zu überzeugen – trotz einiger interessanter Ansätze.

Fazit

Eine gewisse Faszination kann man Peter Bergs "Mile 22" nicht absprechen. In seiner vierten Zusammenarbeit mit Mark Wahlberg wirft Berg den Zuschauer für 95 Minuten in eine knallharte, unheimlich rohe Kriegshölle, die weder dem Zuschauer noch den Figuren irgendeine Form von Katharsis bietet, die sich durch ihre exzessive Inszenierung und tonale Unentschiedenheit aber oftmals selbst im Weg steht.

Kritik: Thomas Söcker

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