MB-Kritik

Peacemaker 2025

Documentary

Inhalt

1991 wurde Josip Reihl Kir, der Chef der Polizei von Osijek, ein Mann, der sich für Verhandlungen und die Vermeidung von Kriegen einsetzte, am Stadtrand von Tenja ermordet. „Peacemaker“ erzählt die Geschichte seiner letzten Lebensmonate, zu Beginn des blutigen kroatisch-serbischen Krieges.

Kritik

Es ist bittere Ironie der Geschichte, dass fast alle den Namen Slobodan Milošević kennen, aber kaum jemand den des Titelcharakters Ivan Ramljaks konzentrierter Mischung aus Persönlichkeits- und Polit-Porträt. Entschlossen, dieses Ungleichgewicht aufzuheben, widmet sich dieses dem tragisch kurzen Lebensweg und politischen Engagement Josip Reihl-Kirs. Der Polizeichef von Osijek wurde 1991 aufgrund seines unerschrockenen Einsatzes für den Frieden. Jener erschien Anfang der 90er schier unerreichbar im Osten Slawoniens. Der Konflikt zwischen der kroatischen Mehrheit und der Miloševićs Kontrolle unterstehenden serbischen Minderheit spitzte sich stetig zu.

Rückblickend erscheint eine bewaffnete Auseinandersetzung fast unvermeidbar. Umso bewundernswerter ist der auf Deeskalation und Versöhnung abzielende Einsatz Reihl-Kirs, der selbst keiner der beiden nationalen Gruppen angehörte. Womöglich verschaffte auch diese Außenposition ihm einen diplomatischen Vorteil bei den gefährlichen Verhandlungen mit den verhärteten Fronten. Dass er dabei sei Leben aufs Spiel setzte, war ihm bewusst. Dennoch liegt Ramljak wenig an einem Heldenbild, gegen das er die schlichte Würdigung bewusst abgrenzt. Die letzten Monate vor Reihl-Kirs Tod sind zugleich die präzise Analyse einer gesteuerten Eskalation.

Hinter dem Auftragsmord an dem Friedensaktivisten steckten nicht die serbischen und kroatischen Nationalisten, unter denen er stets demonstrativ unbewaffnet vermittelte, sondern hochrangige Politiker. Josips Witwe Jadranka Reihl-Kir, die fast zwei Jahrzehnte für die Verurteilung der Täter kämpfte, ist eine der historischen Persönlichkeiten, die sich vor der Kamera erinnern. Zeitzeugen, Archivmaterial und Nachrichtenbilder verzahnen sich zu einer hintergründigen Rekonstruktion, das weitreichende Kenntnisse über die Ära und politische Situation voraussetzt. Die daraus entstehenden Unübersichtlichkeit der historischen Unbeständigkeit, die bis in die Gegenwart reicht.

Fazit

Die nüchterne Montage Damir Čučić hält durch den Verzicht auf emotionale und visuelle Impulse den Spannungsbogen Ivan Ramljaks dokumentarischen Epitaphs bewusst flach. Der zurückhaltende Ansatz, der fundierte Berichte, Zeitdokumente und analytische Präzision forcierter Dramatik vorzieht, versteht sich als Gegenentwurf zu den ideologische aufgeheizten Debatten der Handlungsepoche. Jene wird in den körnigen Szenen sorgsam arrangierte Originalaufnahmen beklemmend lebendig und verankert so das zentrale Menschenbild in einen zeithistorischen Kontext von seltener Griffigkeit. Trotz der emotionalen Distanz der formalen Strenge ist die Studie über Friedenswillen in Kriegszeiten sehenswert.

Autor: Lida Bach
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