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Inhalt

Als der namhafte Schriftsteller Victor aus Paris unter mysteriösen Umständen ums Leben kommt, findet ein Biograf Interesse am Leben des Verstorbenen. Kurzerhand bittet er die Witwe Sarah, ihm Einblick in die gemeinsame Beziehung zu geben. Diese ist über 40 turbulente Jahre lang mit dem Autor zusammen gewesen. Zuletzt gilt Sarah in der Öffentlichkeit als Victors stützende Kraft während seines künstlerischen Schaffungsprozesses, doch sie offenbart ein bitteres Geheimnis.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Gerade bei ruhmreichen Menschen stellt sich oft die Frage, was hinter der Fassade steht, was im Privaten stattfindet. Dass dieses Verlangen durchaus problematisch ist, wird dabei viel zu oft vernachlässigt. Schließlich sprechen wir mittlerweile viel mehr über Personen und den Kult, der um diese herum stattfindet, als über die Werke an sich. Besonders nach dem Tod einer berühmten Persönlichkeit wird versucht, das Privatleben zu konservieren. Da stehen dann irgendwelche angeblich besten Freunde vor der Kamera und faseln etwas über die Kindheit des soeben Verstorbenen, anstatt sein Werk Revue passieren zu lassen. Es tut weder dem Privaten noch dem Öffentlichen gut, die Grenze dazwischen aufzuweichen: Wir erdreisten uns über Menschen in ihrem Privatleben zu urteilen und gleichzeitig tragen wir eine wertende Note in die Diskussion über das Werk hinein.

Die Rahmenhandlung von Die Poesie der Liebe scheint auf den ersten Blick langweilig zu sein. Die verwitwete Sahra - wunderbar dargestellt von Doria Tillier - des verstorbenen Bestsellerautors Victor Adelman (Nicolas Bedos, Love is in the Air) rekapituliert  deren Privatlleben für eine Autobiografie und legt dabei einen besonderen Fokus auf die Beziehung zwischen den beiden. Als Ziel setzt sich der Film dabei, das öffentliche Bild des populären und fehlerfreien Mannes zu hinterfragen.  So wird gezeigt, dass hinter den Bestsellern eine ambitionierte und motivierte Frau steht, die mit mindestens genauso viel Leidenschaft an dem Werk arbeitet wie ihr Gatte, die für das Entstehen der Beziehung gekämpft hat, dass der Schriftsteller sein Privatleben für seine Bücher ausbeutet und dass auch die Frau kein devotes Helferlein mit reiner Seele ist. Viele Einblicke verfolgen demnach nicht das Ziel die Grenze zwischen dem Öffentlichen und dem Privaten aufzulösen, sondern hinter die Grenze zu schielen und uns für die Falschheit eines klischeehaften Personenkults zu sensibilisieren: Das Bild, das wir von einer Person der Öffentlichkeit haben, ist ein stark reduziertes, vorbelastetes und oberflächliches, hinter dem sich alles Mögliche und auf jeden Fall ein unperfektes und verletzliches Wesen verbirgt.

Zum Ende des Filmes gibt es eine Stelle, in der angedeutet wird, dass die eine oder andere an die Öffentlichkeit geratene Information gelogen ist. Auch betont Sahra zu Beginn des Filmes, dass bereits zu viele Biographien über ihren Mann geschrieben wurden. Dennoch lässt sie sich vorerst auf das Gespräch ein, als der junge Journalist betont, dass es ihm um die privaten Hintergründe ihres Mannes gehen soll. Es tut sich direkt eine Frage auf: Sollten wir uns  überhaupt ein Bild von Privatpersonen machen, die wir nicht kennen? Leider scheint der Film einen Großteil der Lauflänge diese Frage nicht zu behandeln. Die Rahmenhandlung wird nicht explizit genug reflektiert und es ist nicht in voller Gänze ersichtlich, wohin sie führen soll. Zwar ist klar, dass der Gesprächspartner von Sahra ein Journalist sein soll, damit gezeigt werden kann, wie sie ihn für ihre eigene Aufarbeitung missbraucht und das nicht zwingend mit der Intention, die gesamte Wahrheit zu veröffentlichen, aber darüber hinaus bleibt diese Beziehung recht blass.

In manchen Belangen behält sie es sich bewusst und mit voller Stärke vor, sich einer Veröffentlichung wahrer Begebenheiten zu verweigern. Diese Handlungsweise ist zynisch zu lesen, da Sahra ausgerechnet bei jemanden, der für die Öffentlichkeit arbeitet, absolute Intimität erfährt. Jedoch wird das weitaus größere Potential hinter dem Journalisten verschwendet und die Problematik des gesamten Unterfangens der Rahmenhandlung nicht explizit gemacht, wobei zu Beginn und zum Ende hin durchaus eine Abneigung gegen die Aufarbeitung des Privaten von Seiten Sahras zu spüren ist. Auch ist der Film in einigen Belangen zu konventionell geraten, wenn auch stets kompetent umgesetzt.  Der literarische Stil der Erzählung hat eine strukturierte Art, die gerade im letzten Drittel etwas zusammenhangslos wirkt und sich über die zwei Stunden abnutzt. Die einzelnen Kapitel der gemeinsamen Liebesbeziehung leben vor allem von poetisch und philosophisch-zynischen Dialogen, die oftmals vergnüglich und intelligent, an anderer Stelle  überambitioniert und leer wirken. 

Trotz dieser Abstriche ist Die Poesie der Liebe ein solider Film, der charmant und gut gespielt ist. Auch sind die Kostüme und der meist funktionierende Humor zu loben, der für Abwechslung sorgt und jegliche Langeweile vertreibt. Inhaltlich entwickelt er kein Privatleben für die beiden Protagonisten, das nur kitschig daherkommt, sondern eines, das auch kritische Gedanken zulässt und ein glücklicherweise recht stimmiges Bild von der Liebe konstruiert: Liebe hat immer etwas mit Mut zu tun und wahrscheinlich noch mehr mit Tiefen als mit Höhen. Trotzdem liegt gerade in diesen Tiefen die Schönheit und der Glaube daran, sie auf ewig zu schützen. So bleibt am Ende der Eindruck, einen schönen Film gesehen zu haben, der bemüht ist kritisch zu bleiben, der es aber leider verpasst, seine eigene Prämisse und Rahmenhandlung ausreichend zu reflektieren und stilistisch zu monoton geraten ist. 

Fazit

„Die Poesie der Liebe“ ist schön und unterhaltsam anzusehen, was nicht zuletzt an einer schönen Erzählung und dem tollen Schauspiel liegt. Auch gelingt es ihm, mit typischen Klischees wie der „Frau hinter jedem erfolgreichen Mann“ zu brechen und ein angemessenes Bild der Liebe zu zeichnen. Leider geht er nicht noch einen Schritt weiter und fragt nicht explizit genugs, ob das Private nicht doch privat bleiben sollte. Auch stilistisch hätte man ein wenig experimenteller und vor allem abwechslungsreicher werden können. 

Kritik: Maximilian Knade

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