Inhalt
Der in die Jahre gekommenen Cowboy Monte Walsh und sein bester Freund Chet befinden sich in einer Welt im Umbruch. Der Wilde Westen ist nicht mehr das, was er einmal war und sie müssen sich wie viele andere auch als Tagelöhner durchschlagen. Immer mehr Cowboys werfen frustriert die Brocken hin, nur Monte will sein bisheriges Leben partout nicht aufgeben.
Kritik
Als Kameramann war William A. Fraker (u.a. Bullitt oder Rosemaries Baby) eine echte Größe, seine Regiekarriere fiel weniger aufsehenerregend aus. Er brachte es auf nur drei Kinofilme, der erfolgreichste davon gleich sein Erstling Monte Walsh oder wie er inoffizielle heißen könnte Früher-war-alles-besser…auch und besonders im nicht mehr ganz so wilden Wilden Westen.
Geld, oder wie man nun sagt Kapital, regiert die Welt und wer viel davon hat gibt den Ton hat. Der Kapitalismus ist endgültig angekommen im Land der Cowboys, die nun nicht mehr unbeschwert durch die Prärie reiten und sich vielleicht im Alter mit einem ordentlichen Stück Land zur Ruhe setzen können. Denn das wird sich in harten Zeiten nicht mehr einfach genommen, inzwischen wird es systematisch aufgekauft und umzäunt von Gesellschaftern und Konzernen, für die alten Haudegen und Helden von einst bleibt da nur noch für sie zu arbeiten, wenn man nicht vor die Hunde gehen will. So geht es auch den nicht nur leicht ergrauten Monte Walsh (Lee Marvin; Point Blank) und Chet (Jack Palance; Lasst uns töten, Companeros). Besonders Monte arrangiert sich nur zähneknirschend mit der neuen Situation in einer Zeit der Veränderung, die ihm und seiner Vorstellung vom Leben gar nicht in den Kram passt. Um ihn herum werfen alle langsam die Flinte ins Korn, er hält stoisch an seiner bisherigen Existenz fest, lehnt sogar ein lukratives Angebot auf ein geregeltes Leben ab, nur um am Ende natürlich noch zur Waffe greifen zu müssen.
Während sich der US-Western Anfang der 70er meistens deutlich an den moderneren, härteren und schmutzigeren Italo-Ablegern orientierte, klammert sich Monte Walsh – wie seine Hauptfigur – standhaft an „die gute, alte Zeit“. Selbst für 1970 wirkt der Film von William A. Fraker bereits wie ein letztes, sogar leicht verzweifeltes Stoßgebet an den Geist des klassischen Cowboyfilms, als dieser noch das romantisierende Bild von Freiheit, Tugendhaft und Männlichkeit hochhielt. Es passt natürlich prima zum Plot, in dem die Moderne als unaufhaltsamer Gegner diese Werte langsam aber sicher verschluckt und zum museumsreifen Relikt degradiert. Gleichzeitig ist es nicht von der Hand zu weisen, dass genau diese Form des Westerns sich seinerzeit nicht umsonst am Aussterben befand und Monte Walsh kann dem trotz seiner thematisch angepassten Handlung kaum ein entwaffnendes Gegenargument liefern. Mit den Genre-Veteranen Lee Marvin und Jack Palance natürlich fabelhaft besetzt trabt die sehnsüchtig-melancholische Geschichte gemächlich dahin, stetig begleitet vom Summen der Mundharmonika. Etwas harmlos-naiver Humor, ein Ritt in den Sonnenuntergang und ein Pokerspiel wird erst rund, wenn man es mit einem umgeworfenen Tisch und einem amtlichen Faustkampf unter Kumpels beendet, ohne es sich ernsthaft nachzutragen.
Zwischen romantisch-verklärt und durchaus nachdenklich-wahrhaftig dominiert leider ersteres, auch weil mit nostalgischem Pathos nicht gespart wird und als spektakulärste Szene das Zureiten eines wilden Hengstes von Marvin’s Stuntdouble zu nennen ist, die so drüber ist, dass es beinah cartoonesque Züge hat. Zudem bekommt eine klasse Schauspielerin wie Jeanne Moreau (Fahstuhl zum Schafott) kaum Spielraum für ihre Fähigkeiten, darf sich nur als tragisches (aber irgendwo auch verzichtbares) Element einfügen vorher an Großvater Marvin’s Brust kuscheln (er war zu dem Zeitpunkt tatsächlich erst 46 Jahre alt, sah aber bestimmt schon als Kind wie sein eigener Vater aus). Das lässt Monte Walsh in der Summe leider zu bieder und altbacken erscheinen, obwohl er sich ja durchaus nicht uninteressant mit dem Dasein des letzten Cowboys in einer schnelllebigen Zeit beschäftigt. Damit haben sich aber andere Filme (auch Spiel mir das Lied vom Tod) schon ganz anders und wesentlich sehenswerter auseinandergesetzt. Der Showdown ist allerdings recht schön und stimmungsvoll inszeniert, fällt nur sehr knapp aus.
Fazit
Gut gemeinte Liebeserklärung an den Western der alten Schule mit reizvoller Grundthematik, die jedoch zu sehr an seinen Idealbildern festhält und es nicht vollbringt, den berühmten und hier besonders notwendigen Spagat aus Tribut und Moderne effektiv darzubieten. In den 50ern wäre das so sicherlich mehr als in Ordnung, zwanzig Jahre später ist das dann doch etwas zu wenig.
Autor: Jacko Kunze