„Es ist wie Fahrrad fahren! - Mindestens so furchterregend!“
Er ist wieder zurück! Der neurotische und zugleich geniale Ermittler Adrian Monk (Tony Shalhoub, Pain & Gain) hat von 2002 bis 2009 in 125 Folgen zahlreiche Verbrecher überführt und der Polizei von San Francisco das ein oder andere Mal gehörig aus der Patsche geholfen. Neben seinen brillanten Ermittlungsmethoden, seiner unfassbaren Kombinationsgabe und seinem ausgeprägten Spürsinn waren es seine unzähligen Neurosen und Zwangsstörungen, die das Publikum jahrelang unterhielten und den verschrobenen Ermittler erst sympathisch machten. 2009 erhielt die Serie einen würdigen, wenn auch überraschenden Abschluss und man dachte, dass sich Monk nun zur Ruhe setzen und seine Phobien überwinden, zumindest beherrschen kann. Wer die Serie noch nicht oder nicht bis zum Ende gesehen hat, sollte vielleicht nicht weiter lesen, denn die Kritik enthält Spoiler zur Serie und auch der Film Mr. Monks letzter Fall greift das Serienfinale auf und knüpft daran an. Mehr als 10 Jahre sind vergangen, seit Adrian Monk den Mord an seiner Frau Trudy (Melora Hardin, 17 Again) aufgeklärt hat. Mit seiner Stieftochter Molly (Caitlin McGee, Modern Love) hatte er eine familiäre Beziehung und es schien als könnte sogar ein Adrian Monk wieder glücklich sein. Jahrelang hatte ihn der Tod seiner geliebten Frau verfolgt und zugleich angetrieben und ihn dadurch am Leben gehalten.
Nun scheint aber alles anders zu sein und für Monk ist das einzig verbliebene Ziel die Wiedervereinigung mit Trudy. Lebensziele existieren nicht mehr und mit der geplanten Vermählung seiner Stieftochter Molly mit dem Blogger und Enthüllungsjournalisten Griffin Briggs (Austin Scott, Das Streben nach Glück) scheint auch Molly aus Monks Leben zu verschwinden. Doch der tragische Unfall Griffins lässt beim anfänglich skeptischen Monk den Spürsinn wieder erwachen und schon bald werden die Befürchtungen war, dass es sich nicht um einen Unfall handelte. Glücklicherweise ist die alte Gang wiedervereint und Monk darf sich auf die Unterstützung von Natalie (Traylor Howard, Ich, beide & sie), Randy (Jason Gray-Stanford, Summer of 84) und Leland (Ted Levine, Das Schweigen der Lämmer) verlassen. Vieles an dem Fernsehfilm fühlt sich wie damals bei der Serie an. Es wirkt vertraut und die Fanseele wird beruhigt, dennoch ist Mr. Monks letzter Fall kein reiner Fanservice, kein Revival, sondern eine durchdachte Fortsetzung der Serie in Filmform, die einen anderen Grundton anschlägt und damit viel melancholischer und emotionaler ist. Doch genau das passt in die Zeit und zur Fortentwicklung der Figur Adrian Monk.
Wer hat sich nicht selbst schon dabei ertappt, nach all den Jahren der Pandemie mit Social Distancing, Masken, und Hygieneregeln sich wie Adrian Monk zu fühlen? Und wie kann man dann nicht daran denken, wie ein Mensch wie Monk sich in dieser Zeit fühlt? Einerseits darf er sich bestätigt und verstanden fühlen, doch andererseits muss diese Zeit auch für ihn noch deutlich belastender gewesen sein. Aus diesem Grundgedanken entstand zunächst ein Sketch für Seth MacFarlanesThe At-Home Variety Show und dann der Fernsehfilm, für den sich erneut Drehbuchautor Andy Breckman (Rat Race - Der nackte Wahnsinn) verantwortlich zeichnete. Für Monk waren die Jahre der Pandemie ein regelrechter Rückschlag, der all seine Ängste wieder zum Vorschein brachte und ihn noch weiter in die Isolation trieb. Monk beabsichtigt seinem Leben ein Ende zu setzen und wie es für ihn typisch ist, will es gründlich geplant sein. Die Thematik nimmt dem Film, seine Unbeschwertheit und bremst das Komödiantische aus und doch zugleich fasziniert diese Weiterentwicklung der Figur und der Serie. In der Serie waren Monks viele schrägen Angewohnheiten oftmals die witzigen Pointen und haben dafür gesorgt, dass sich die Serie von den vielen unzähligen Krimiserien abhob. Nur in seltenen Fällen schlug die Serie einen ernsthafteren Ton an und zeigte die damit verbundene Verletzlichkeit des Monk, der von all seinen Ängsten gezeichnet war. Wie es in ihm aussehen musste und welche Wunden der Tod seiner geliebten Trudy hinterlassen hatte, konnte man oft nur erahnen. Eher bemitleidete man ihn dafür, dass er es wieder einmal nicht geschafft hat, sich einer seiner Phobien zu stellen.
Die Verletzlichkeit der Figur kommt nun aber im Film deutlich zum Vorschein und Tony Shalhoub glänzt auch hierbei in seiner Paraderolle. Trotz der eher ungewohnt düsteren Stimmung bleibt sich die Serie im Kern treu und greift alle liebgewonnenen Elemente und Figuren auf. Die Chemie zwischen den Figuren ist genauso wie die Dynamik noch immer die gleiche. Adrian kämpft mit seinen Phobien und seine Unbeholfenheit im Alltag (die aber gar nicht mehr ganz so groß ist) sorgt für witzige und charmante Momente, während Natalie schnell wieder in die Rolle der Assistentin und guten Freundin schlüpft, die Monk stets zur Seite steht, ihn aber auch antreibt. Leland Stottlemeyer zweifelt Monks Theorien weiterhin zunächst an, um dann bald zu erkennen, dass Monk einmal mehr richtig lag und Randy Disher, ja der bleibt der gute, alte Randy als leicht verpeilter, liebenswerter Naivling. Eine Krimihandlung gibt es natürlich ebenso und die reiht sich nahtlos in die Fälle der Serie ein, ohne sich davon besonders abzuheben. Der kleine Seitenhieb auf die ins All strebenden Tech-Milliardäre und vor allem, auf den mit eigenem Onlineversandhandel und Lieferservice, ist ganz angenehm und unterhaltsam, aber der Fall ist nicht weniger verzwickt oder spektakulär, wie man es aus der Serie kannte. Mr. Monks letzter Fall ist eine gute Reminiszenz an die Serie und zugleich deutlich tiefgründiger, mit einer nicht zu verachtenden Botschaft, dass jedes Leben von Bedeutung ist und jeder seinen Platz im Leben finden kann.
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