Myn Bala – Krieger der Steppe ist wahrlich ein Kleinod im Allerlei der Filmkunst, die uns sonst fast tagtäglich in den Videotheken begegnet. Und dies lässt sich nicht nur daran festmachen, dass der Film von Regisseur Akan Satayev (der mit Werken wie Likvidator oder Strayed bislang weniger überzeugen konnte) aus Kasachstan stammt und mit einem marginalen Budget von gerade einmal 12 Millionen US-Dollar etwas durchweg optisch sehr beeindruckendes auf die Beine stellt, sondern vor allem daran, dass hier eine Geschichte erzählt wird, die so bislang kaum auch nur eine ähnliche Erwähnung fand. Wie bereits 2007 mit Der Mongole von Regisseur Sergey Bodrov (für den Oscar als bester fremdsprachiger Film nominiert), der eine Koproduktion zwischen Russland, Deutschland und Kasachstan war, gibt es so einen Blick auf die Vergangenheit, der einmal deutlich anders ist. Hier gibt es, teils historisch sehr genau, eine Kultur zu bestaunen, die uns immer noch sehr fremdartig erscheint und gerade daher faszinieren kann. Und auch Myn Bala (der es leider nicht in die finale Liste für die Oscar-Nominierung dieses Jahr schaffte), ist solch ein Film und erzählt mit den Kriegern in der Steppe eine Story, die nicht nur kulturell gesehen eine regelrechte Offenbarung darstellt, sondern auch inhaltlich überzeugen kann. Der Kampf gegen die Dsungaren ist somit bewegend, visuelle höchst beeindruckend und schließlich auch actionreich. Zwar bleiben deutliche Schwächen in der Erzählstruktur nicht aus, doch das Gesamtergebnis stimmt dennoch.
Mit Myn Bala, der zum zwanzigjährigen Jubiläum des Landes inszeniert wurde, versucht indes Kasachstan ein Stück seiner bewegenden wie leidvollen Geschichte aufzuarbeiten, ohne dass hier aber zu viel Patriotismus hineingesteckt wird. Zwar bleibt eine differenzierte Sicht aus (die Dsungaren bleiben stereotype Bösewichte), doch ist dies angesichts der dramatischen Geschichte auch vollkommen legitim. Denn Regisseur Akan Satayev, zusammen mit den Drehbuchautoren Muhammed Mamyrbekov, Jayik Sizdikov und Timur Zhaksylykov, konzentriert sich auf die Krieger, die sich aus dem einfachen Volk heraus erheben, um gegen die Obrigkeit zu kämpfen (ähnlich wie bereits in Warlords mit Jet Li). Und gar Kritik am eigenen Volk wird geübt, wenn gezeigt wird, dass sich die jeweiligen Könige uneins sind, wie sie denn eigentlich gegen den Feind vorgehen wollen. Für genügend Substanz ist also gesorgt und auch untereinander, bekommt die Erzählung des freiheitsliebenden Kämpfers Sartai immer wieder Auftrieb, wenn es um eine Liebesgeschichte zwischen ihm und der schönen Zere (Aliya Telebarisova) geht, oder um den Konflikt, der gerade durch die Eifersucht von Taimas immer wieder tragische Höhepunkte erreicht. So gut allerdings auch die Charaktere sein mögen sowie die präsentierten Dynamiken, so misslungen ist oftmals das Timing und einige der Dialoge. Viel zu oft entstehen, auch angesichts einer Laufzeit von 133 Minuten, Längen, die durch ein paar bessere Schnitte und etwas mehr Timing zu vermeiden gewesen wären. Somit zieht sich gerade das beeindruckende Finale etwas, obgleich gerade dieses, einen würdigen Abschluss der Geschichte darstellt.
Während es so auf erzählerischer Ebene immer Mal wieder etwas holprig voran geht, gibt es zumindest im Bereich der Optik nichts anzumerken. Denn was Myn Bala hier, auch angesichts des niedrigen Budgets, offenbart, ist schlichtweg beeindruckend. Gerade die Arbeit von Kammermann Khasan Kydyraliyev ist gelungen, sodass die farbenprächtigen Bilder der Steppe gekonnt eingefangen werden. Untermalt wird das Ganze zudem sehr harmonisch von Renat Gaisin (Raj dlja mamy), sodass sich die Inszenierung gegenüber dem Genre keineswegs verstecken braucht. Und auch darstellerisch ist das eindringliche Drama gut in Szene gesetzt, wenn auch alle Darsteller nur im Rahmen ihrer vom Drehbuch gegeben Möglichkeiten agieren können. Doch gerade Assylkhan Tolepov kann als Sartai überzeugen, obgleich er mit dem Film sein Leinwanddebüt feiert. Wer indes in Myn Bala ein Schlachtenepos sucht, wird vergebens in die Szenerie blicken. Denn Regisseur Akan Satayev setzt besonders auf eine realistische Darstellung (ebenso bei Kostümen, Kultur sowie Landessitten), sodass die Kämpfe recht träge bleiben. Schnelle Choreografie oder gar Drahtseil-Action gibt es somit nicht. Dafür aber eine kraftvolle wie äußerst bewegende finale Schlacht, die einen durchaus den Atem rauben kann.