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Quelle: themoviedb.org

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Die Schülerinnen Margaret & Lisa wollen Weihnachten bei Lisa’s Familie in Italien verbringen. Im Zug begegnen sie zwei üblen Gestalten, die ihnen unvorstellbares Leid zufügen. Die Zugfahrt wird zum wahrhaften Höllentrip, aber all das soll erst der Anfang sein.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Wo fängt man bei so was an? Also, nur um es zu versuchen: 1960 interpretierte Ingmar Bergman mit Die Jungfrauenquelle eine mittelalterliche Ballade, die mehr oder weniger als Blaupause für etliche Rape & Revenge-Filme diente (damals sogar mit dem Oscar als Bester fremdsprachiger Film ausgezeichnet). 1972 bediente sich Wes Craven (Scream – Schrei!) für sein Regiedebüt Das letzte Haus links unverblümt bei eben dieser Geschichte, allerdings nicht offiziell autorisiert und transportiert in die Independent-Szene des New Hollywood. Damals traf er aus dem Stehgreif – trotz diverser Kritikpunkte – enorm den Zeitgeist. Das war nun wirklich die Grundlage für jedes Rape & Revenge Movie. Und da grenzwertiges Genre-Kino in Italien in den 70er en vogue war, war eine „eigene“ Version nur eine Frage der Zeit. Die wurde mit drei Jahren beantwortet und als Regisseur nahm sich Aldo Lado dieser Aufgabe an, der 1971 mit Malastrana einen den interessantesten Gialli der frühen 70er realisiert hatte. Keine so schlechten Voraussetzungen, und siehe da, Night Train Murders (in dem Zuge auch unendlich neubenannt, u.a. Der letzte Zug in die Nacht, Last Stop on the Night Train oder auch Mädchen in den Krallen teuflischer Bestien) ist weit mehr als nur ein bedürftiges Spaghetti-Rip Off, dass trotz des unverkennbaren geistigen Diebstahls seine Duftmarke setzt. Zumindest das Finish sollte kaum jemanden verloren gehen, abseits aller anderen austauschbaren Parallelen.

Es beginnt sehr harmonisch auf einem deutschen Weihnachtsmarkt (München?), bis nach drei Minuten zwei brachiale Gammel-Ganoven für ein paar Groschen einen Weihnachtsmann zusammenschlagen. Damit ist man schneller dabei als bei Craven, aber es mündet in einem identischen Aufbau. Zwei junge Schülerinnen besteigen einen Zug nach Italien und durch einen dummen Zufall stolpern auch die beiden Weihnachtsmannschänder in diesen. Dort vergewaltigt einer von ihnen eine gelangweilte, aber durchaus willige Milf (Macha Méril, Profondo Rosso – Die Farbe des Todes. Sorry, aber genau da will der Film auch vermitteln), die sich daraufhin als geistige Führerin ihrer primitiven Handlanger entpuppt. Bald darauf erreichen sie das Abteil unserer Mädels und dann wird es erst richtig heftig. Schlussendlich landen die Übeltäter per Zufall bei der Familie von Lisa, ohne dass die von all den drastischen Ereignissen ahnen. Aber wenn, dann gibt es kein Halten mehr.

Night Train Murders ist schon feist bis dreist. Der Ablauf ist sehr konkret geklaut bei Das letzte Haus links, sogar deutlicher als dieser bei seinen eigenen Vorlagen. Aber: er treibt alles nochmal auf die Spitze. Sogar am Rande, wenn ein Monsignore einem jungen Priester zuzwinkert und das ganz schnell von einem Handlanger entschuldigt wird mit „Ist nur ein nervöses Zucken“ oder in einem Abteil alter Herren der Hitler Gruß gedroppt wird. Wirklich nur Details vorab des Mainplots, aber schon da wird angedeutet, dass Aldo Lado hier kein Blatt vor den Mund oder sonst wohin nehmen wird. Der Ablauf ist sehr identisch mit Bergman und vor allem Craven, wobei der Plot um eine bedeutende Nuance ergänzt wird. Und es ist nicht der Zug. Wobei das Setting an sich nicht nur oftmals für die Namensgebung verantwortlich war, sondern als Szenenwechsel durchaus eine eigene Identität schafft.

Die diabolische Frau im Bunde ist das Zünglein an der Waage, was speziell das Ende umso konsequenter wirken lässt. Generell ist Night Train Murders deutlich exploitativer als die zugrundeliegende „Konkurrenz“ - was er als Re-Re-Remake wahrscheinlich aus abliefern muss – und in der Schlussfolgerung unfassbar bitter. Die letzte Einstellung ist an Zynismus kaum zu überbieten. Und diese Bereitschaft, dieses Bewusstsein, das Bekannte zwingendend zu toppen, das hat Night Train Muders aber so was von verinnerlicht. Das Finish ist ein absolutes Brett. Hätte er sich bis dahin nur eine Sache selbst ausgedacht, instant Klassiker.

Fazit

Aus der Sparte der dreisten Italo-Rip Offs eine absolute Perle. Aldo Lado liefert hier einen exzellent inszenierten und ultra-brutalen Schocker ab, der sich natürlich für keine Kopie zu schade ist. Aber selbst so viel Eigenidentität mitbringt bzw. daraus generiert, dass man ihn abseits seiner Vorbilder locker zitieren kann. Welches Re-Re-Make (in den 70ern) kann das von sich behaupten?

Kritik: Jacko Kunze

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