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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Horrorfilm-Regisseur Lucio Fulci verliert langsam den Überblick zwischen Realität und Fiktion. Die von ihm selbst seit Jahren entworfenen Gewaltfantasien suchen ihn nun auch in unkontrollierten Tagträumen heim. Abhilfe erhofft er sich durch eine Therapie bei dem Psychiater Dr. Swharz, der sich die Schwäche seines Patienten jedoch auf hinterlistige Weise zu Nutzen macht.

Kritik

Neben Dario Argento (Suspiria) war Lucio Fulci sicherlich der prominenteste Filmemacher aus der Blütezeit des italienischen Horrorkinos, grob anzusiedeln zwischen den späten 60ern bis in die frühen 80er. Fulci war auch zu seinen besten Zeiten nie der größte Ästhet und gute Drehbücher gab es bei ihm auch nur selten (aber es gab sie durchaus), seine Qualität lässt sich überwiegend auf eine Kombination aus brachialer Härte und besonders einer morbid-verstörenden Atmosphäre herunterbrechen. Deswegen spricht man verhältnismäßig selten über seine inhaltlich überdurchschnittlichen Werke wie Die Nackte und der Kardinal, Don’t Torture a Duckling oder Die sieben schwarzen Noten, der Name Fulci fällt häufiger in Verbindung mit seinen Nasty-Five (Woodoo – Die Schreckensinsel der Zombies, Ein Zombie hing am Glockenseil, Das Haus an der Friedhofsmauer, Über dem Jenseits & Der New York Ripper), die zwischen 1979 und 1982 entstanden. Übrigens eine verblüffende Parallele zu John Carpenter (Das Ding aus einer anderen Welt). Aber das ist auch okay so, denn ohne sie wäre Fulci im Bewusstsein der Masse auch nicht mehr als so viele talentierte Kollegen dieser Tage, die heute selbst Fans noch googeln müssen.

Was leider auch auf Argento, Carpenter wie Fulci gleichermaßen zutrifft: Im Alter wurden ihre Filme definitiv nicht besser. Während Dario & John jedoch immer noch mal für einen kleinen Lichtblick fähig waren (bei beiden inzwischen auch schon mehr als 20 Jahre her), ging es bei Fulci ab dem Point of no Return rasend schnell den Bach runter. Bereits vor Nightmare Concert waren seine Werke nur noch schwer erträglich und dieser Meta-Flick-Bullshit haut dann endgültig die Sargnägel rein. Rein von der Idee ließe sich daraus bestimmt sogar etwas Brauchbares fabrizieren. Wes Craven lieferte vier Jahre später mit Freddy’s New Nightmare dafür einen grob vergleichbaren Beleg. Lucio Fulci spielt sich selbst und eröffnet dieses krude Machwerk mit einem Schreibmaschinen-Brainstorming, bei dem er eine lose Gore-Phantasterei an die andere reiht (angelehnt an der kurz vorher gedrehten When Alice Broke The Mirror, der höchstens minimal „besser“ war als das hier) und sein kreativer Burnout dadurch symbolisiert wird, das eine furchtbare Katzenattrappe sein Gehirn als Kratzbaum missbraucht. Daher auch der skurrile Original- bzw. deutsche Alternativtitel Un gatto nel cervello/ Eine Katze im Gehirn. Dabei ist das rückblickend noch eine der besseren, da wirklich neu gedrehten Szenen des Films.

In der Folge stolpert der Meister als eine würdelose (manche meinen selbstironische) Parodie seiner selbst durch einen Archivmaterial-Flickenteppich aus den eigenen, eh schon dürftigen Spätwerken und anderen, längst schon nicht mehr goldenen Italo-Streifen befreundeter Leidensgenossen. Eingebettet in eine potenziell ganz reizvolle Rahmenhandlung, aus der aber überhaupt nichts gemacht wird, außer die Gore-Schraube bis zum Anschlag zu drehen, ziemlich schäbige Referenzen mit der groben Kelle reinzuprügeln (Hitchcock muss gleich doppelt herhalten, das hat er nicht verdient) und das eigene Denkmal aus der Not mit dem Arsch wieder umzuwerfen. Denn mit dieser „Parodie“ reduziert Fulci nicht nur sich selbst, sondern das gesamte Schaffen dieser Ära auf den in diesem Zusammenhang unrühmlichen Begriff Trash. Splatter, Titten, Naziploitation, sinnlose Handlungen: Natürlich ließe sich das italienische Genre-Kino damit grob skizzieren, aber seine große Kunst lag doch darin, daraus bedeutend mehr zu machen. Nicht immer, aber wenn dann so einzigartig und in der Folge niemals zu rekonstruieren. Nightmare Concert ist in dieser runzelig-rumpeligen Arschtritt-Hommage wie eine schallende Ohrfeige in das eigene Gesicht. Selbstironie ist ein Zeichen von Größe, sich und seine Bewegung so schamlos der Lächerlichkeit preiszugeben ein bedürftiges Armutszeugnis.

Fazit

Eine Katze im Gehirn, ein Ei am Wandern oder keine Latte mehr am Zaun, ist auch relativ egal: Lucio Fulci macht einen auf Fellini und demontiert damit mehr sein eigenes Schaffen, als das er es reflektiert parodiert oder gar analysiert. Gore-Bauern können etwas gebrauchtes Fremdmaterial ernten, Fulci darf mal selbst irgendwas spielen und der neutrale Zuschauer sich wundern, was für merkwürdige Filme es doch gibt. Kaum auszudenken, wenn jemand dieses Werk sieht ohne mit dem Namen Lucio Fulci etwas anfangen zu können. Beinah beneidenswert, könnte eventuell ein Gewinn sein, auf merkwürdige Art und Weise.

Kritik: Jacko Kunze

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