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Quelle: themoviedb.org

Verfügbar auf

Realeyz Mubi

Inhalt

NOSTALGIA DE LA LUZ ist ein essayistischer Dokumentarfilm, dessen Themenspektrum sich im Laufe des Filmes als eine sehr poetische Parabel zwischen der Astronomie und der Geschichte Chiles der letzten 50 Jahre entwickelt. Seine Stärke und Faszination gewinnt der Film vor allem aus den Texten des Autors und aus den phantastischen Bildern der Wüste und des Sternenhimmels in Chile.

Kritik

Ein Klicken in der Dunkelheit. Ein gewaltiger Zeiger klickt ohne Unterbrechung Sekunde um Sekunde davon. Das Getriebe, das wie eine menschengemachte Metapher für die Vergänglichkeit wirkt, ist keine Uhr. Es ist ein Teleskop, das mit der Präzision eines Metronoms den Himmel fotografiert. Regisseur Patricio Guzman beginnt seinen bewegenden Dokumentarfilm mit seinen persönlichen Erinnerungen daran, wie er als Junge die Astronomie lieben lernte. Die Geschichte, die der chilenische Filmemacher erzählt, ist eine von Zärtlichkeit und Erinnerung. Vor allem aber ist es eine Geschichte voller Schmerz, die ihn ebenso wenig loslässt wie die Bevölkerung seines Heimatlandes. Zwei Jahrzehnte nach Ende der Pinochet-Diktatur hängt das Grauen der Gewalttaten noch immer bleiern über den Angehörigen der Opfer. 

Dank der außergewöhnlich klaren Nächte wurde Chile einst zu einem Zentrum für Astronomen. Ihre Augen und die mechanischen Linsen der Teleskope sind nicht die einzigen, die unermüdlich suchen. In der brütenden Hitze der Atacame Wüste suchen Menschen im Sand nach anderen Menschen: nach ihren Freunden und Verwandten oder dem, was von ihnen übrig geblieben ist. Die Erdoberfläche ist an diesem Ort von faszinierender Schönheit so trocken, dass sie der Oberfläche des Mars ähnelt. Mollusken und frühzeitliche Relikte können unter den einzigartigen Bedingungen beinah unversehrt konserviert werden. Die Wüste wirkt unbarmherzig, doch die elegischen Bilder verführen zum Glauben, sie habe dennoch Mitleid mit den Hinterbliebenen einer weit grausameren Macht. Menschen wie Violeta Berrios. Sie suchen im Sand nach Spuren ihrer Familienangehörigen,  die während der Jahre des Terrors verschwunden sind. Guzmans bildgewaltiges Filmessay erzählt von der verzweifelten Hoffnung in der Einöde und der Macht von Erinnerungen, den guten, den bösen und sogar denen, die tief im Unterbewusstsein vergraben wurden. 

Dort in den Tiefen der Seele sind das Grauen und das Leid der Betroffenen konserviert. So, wie es die Knöchelchen und Fragmente im Wüstensand sind. Zwei Friedhöfe grenzen hier aneinander: Ein himmlischer Friedhof voller meteorologischer Funde und ein irdischer Friedhof voller verscharrter Toter. Der astronomische Blick richtet sich auf die Vergangenheit. Darin gleichen die Forscher den Hinterbliebenen, die sich von dem Vergangenen nicht abwenden können. Ihre Suche kreist nicht allein darum, die Toten zur Ruhe zu legen. Sie sehnen sich selbst nach Seelenruhe. Manche von ihnen suchen seit Jahrzehnten vergeblich. Andere finden nur einen mumifizierten Körperteil. Selbst wenn ein Leichnam entdeckt wird, ist die Zeit der Ungewissheit nicht vorüber. Die Mumien landen in einer Sammelstätte, wo sie weiter auf gespenstische Weise darauf zu warten scheinen, dass man ihnen einen definitiven Platz zuteilt. Ob in einem Museum oder einem ordentlichen Grab, darüber wurde noch nicht entschieden. Welche Lehre offiziell aus der Geschichte gezogen werden soll, ist den Behörden noch nicht klar. 

Doch die Lektion, dass Unrecht bestraft werden soll, wird es wohl nicht sein. Die Opfer können jeden Tag einem der Täter von einst begegnen. „Diejenigen, die sich erinnern, sind in der Lage in fragilen Momenten der Gegenwart zu leben“ heißt es ein einer Szene. „Diejenigen, die sich nicht erinnern, leben nirgendwo.

Fazit

Der philosophische Dokumentarfilm zeigt in Aufnahmen voller Symbolkraft die Individuen zwischen Staub und Sternen. Bilder zwischen Erhabenheit und Tragik erzählen auf berührende Weise von der Unmenschlichkeit und zugleich von unverbrüchlicher zwischenmenschlicher Zuneigung.

Kritik: Lida Bach

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