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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Am 24. Februar 2022 fällt Russland in die Ukraine ein. Die Nachricht erreicht den Regisseur Rostislav Kirpicenko in Paris, wo er seit vielen Jahren lebt. Der Krieg wirft Fragen über das Exil auf: Auf der Suche nach Antworten, aber auch, um seiner Familie und seinen Freunden näher zu sein, reist Rostislav nach Litauen, wo sein Grossvater heute lebt, und dann weiter in die ukrainische Stadt Dnipro, in der er aufgewachsen ist.

Kritik

Vielleicht ist es schon zu spät. Diesen Gedanken trägt   wohl schon mit sich herum, lange bevor er seinen dokumentarischen Weg antritt. Jener Weg führt den Regisseur zurück aus Paris, wo er seit seiner Studienzeit lebt, in seinen Heimatort. Dnipro ist die viertgrößte Stadt der Ukraine, die Kirpicenko sein wahres Zuhause nennt. Hier ist er geboren und aufgewachsen, hierhin zieht es ihn zurück, seit er die Nachrichten vom russischen Überfall auf sein Land hörte.

Doch was von dem Ort aus seinen Erinnerungen wird noch da sein? Die fundamentale Veränderung, die der Filmemacher bereits spürt, bevor er aufbricht, bringt nicht die Zeit, sondern der Krieg. Sein Film sei eine Rechtfertigung vor sich selbst, nicht zu kämpfen, sagt er. Diese selbstenthüllende Direktheit und die gänzliche Abwesenheit der Scheinheiligkeit, die dokumentarischen Selbstporträts allzu oft anhaftet, macht die ungeschliffene Melange aus partizipatorischer und reflexiver Dokumentation zu einem unerwartet prägnanten Meditation über Entfremdung und Zugehörigkeit. 

Diese beiden Konzepte bestimmen die psychologische Dynamik der buchstäblichen Revision, die ihr vorhersehbares Scheitern filmisch festhält. Einmal in Dnirpo angekommen besucht Kirpicenko die ihm einst vertraut Menschen, Gegenden und Stätten. Wackelige Handkamera-Aufnahmen und Handy-Clips erschaffen eine familiäre Aura in wehmütigem Widerspruch zu der emotionalen Distanz, die sein Off-Kommentar schildert. In der Gesellschaft alter Bekannten potenziert sich die Entfremdung. Auch Kirpicenko ist ein anderer als er damals war, doch seine Freund*innen sehen nur sein altes Ich.

Fazit

Melancholische Handkamera-Bilder, deren ungeschliffene Authentizität zum kargen Lokalkolorit passt, machen Rostislav Kirpicenkos sperrige Spurensuche zum Requiem eines durch das Kriegsgeschehen unwiederbringlich zerstörten Geborgenheitsgefühls. Die filmische Reise an den ukrainischen Herkunftsort verbindet Interviews, Exposition und Kontemplation zu einem emphatischen Bevölkerungsporträt. Schmerz, Galgenhumor und unbeugsamen Widerstandsgeist bestimmen den Alltag im Schatten des Krieges. Dessen seismischer Einfluss auf die Lebensrealität und Aura eines einstmals vertrauten Ortes offenbart die Erinnerung als einen Ort, den man nie verlassen und erreichen kann. 

Kritik: Lida Bach

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