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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Der Orpheus-Mythos ist geläufig: Aus der Unterwelt ins Leben zurückgekehrt, besingt er mit seiner Musik die verlorene Liebe. Alexander Kluge und Khavn, ein Ausnahmeduo mit Sprengkraft, wählen den Mythos als Ausgangspunkt für eine wahre Revolution. Denn Orpheus’ Gang ins Totenreich, mit dem er Eurydike retten will, scheitert seit Jahrtausenden und endet tödlich. Wer der Geschichte eine andere Wendung geben will, muss sich etwas Neues einfallen lassen: einen Tausch der Geschlechter. Das Ergebnis heißt Orphea. Für ihren Euridiko ist sie zu allem entschlossen.

Kritik

Älter als der antike Mythos, der das krude Cross-Over von Musical und Liebesdramolett anregte, ist wohl die Tendenz mancher Kreativer, wirre Einfälle für geniale Inspiration zu halten und angestaubte Konzepte für genuine Ideen. Meist sind das alte weiße Männer wie Abel Ferrara mit seinem Wettbewerbsfilm Siberia. Oder Alexander Kluge (Mensch 2.0.), der bei Encounters einen ähnlich abstrusen, allerdings visuell dürftigeren, willkürlich bis improvisatorisch anmutenden Szenensalat. Für den überzeugte er mit Khavn (Mondomanila) einen der vielseitigsten philippinischen Gegenwartskünstler.

Ihm zu verdanke sind neben Teilen des divergierenden Soundtracks vage sozialkritische Ansätze. Dass in der unüberschaubaren Ansammlung dramaturgischer, literarischer und poetischer Schnipsel nicht alles furchtbar ist, retten den referenziellen Rock-Reigen jedoch so wenig wie die energetische Darstellung Lilith Stangenbergs (Ich war zuhause, aber ...). Als Titelcharakter streift sie auf einer mystisch-musikalischen Odyssee durch ein fiktives Manila im Namen der Liebe zu ihrem Eurydiko (Ian Madrigal, Melancholia). Wenn ein Gender-Switch alte Kinohits verkaufen kann, warum dann nicht griechische Mythen? 

Man muss einen Geschlechterwechsel riskieren“, heißt es, als sei das dramaturgische Vehikel mittlerweile nicht längst schon wieder Klischee. Genau wie die davon untrennbare Implikation, Frauen seien nur stark und heroisch, wenn sie wie Männer handelten. Zudem macht fanatische Liebe die Hauptfigur weder sympathisch noch autonom. Ihre Reise durch ein zwischen Ikonographie und Ikonoklasmus pendelndes Inferno macht sie eher zur Superstalkerin, die ohne männliche Muse ziellos ist. Noch unglaubwürdiger als der emanzipatorische Gestus ist der Intellektuelle.

Fazit

In Kooperation mit dem für seine filmischen und musikalischen Experimente bekannten Khavn erstellt Alexander Kluge einen hyperbolischen Hybriden, dessen unzählige Bezüge von Mythologie bis Moderne reichen. Doch Gender-Tausch ist schlicht zu billig, um die Bruchstücke der zugrunde liegenden Orpheus-Sage interessant zu machen. Der Gemeinschaftsarbeit ohne klares Konzept und ästhetisches Gespür mündet in einer konvulsiven Kakophonie. Von der Endlosfahrt auf dem sich beständig um sich selbst drehenden Konzeptkarussell wird einer höchstens schwindelig - oder schlecht.

Kritik: Lida Bach

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