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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Als die Iranerin Pari mit ihrem älteren, streng religiösen Ehemann in Athen ankommt, um den erwachsenen Sohn zu besuchen, holt der seine Eltern nicht wie versprochen vom Flughafen ab. Auch unter der Adresse, die sie von ihm haben, ist er nicht zu finden. Die beiden machen sich auf die Suche nach ihrem Sohn und sehen sich mit einer Stadt in politischem Aufruhr konfrontiert, in der Straßenkämpfe und brennende Barrikaden ihnen die Wege versperren. Weil ihr Mann kein Wort Englisch spricht, rutscht die traditionell lebende Muslima in eine neue Rolle.

Kritik

Weder die unbeirrbare Titelheldin Siamak Etemadis Spielfilmdebüts noch das Publikum finden in dem allegorischen Doppelporträt einer Frau und einer Gesellschaft in Aufruhr, was Ihnen in Aussicht gestellt wird. Dafür bietet die symbolisch aufgeladene Spurensuche der traditionalistisch geprägten Iranerin Pari (eindringlich: Melika Foroutan, Reich oder tot) beiden etwas anderes, auf das sie sich einlassen müssen: einen Ausblick in eine fremde Welt voller ungeahnter Abgründe und Optionen. Zwischen denen kann sich der Regisseur und Drehbuchautor bis zuletzt selbst kaum entscheiden.

Die unterliegende dramaturgische Orientierungslosigkeit steht im Kontrast zur prägnanten Optik einer düsteren Filmwelt, bevölkert von bedrohlichen Gestalten, die ihr verschwundener Sohn sein könnten. Der von politischen Unruhen buchstäblich entbrannte Handlungsschauplatz Athen wird irdisches Pendant einer dantesken Hölle, in der Pari ständig wechselnden Führerfiguren begegnet. Mit jeder emanzipiert sich die verzweifelte Fremde mehr von ihrem Mann (Shahbaz Noshir, Angst essen Seele auf), für den sie anfangs nur als Dolmetscherin fungiert. Verliert sie ihn im Protestgetümmel, verbrennt Sekunden später ihr Gewand.

Subtile Metaphern sind keine Stärke der kataklystischen Inszenierung, die sich nie vollends von konventionellen weiblichen Rollenbildern löst. Die Protagonistin die Tropen der unterdrückten Muslimin und Löwenmutter, die im Kampf um ihr Junges jeder Gefahr trotzt, die übrigen Frauen sind Prostituierte und eine Anarcho-Lesbe. Überzeugender ist die weibliche Kameraderie, die der undurchsichtige Plot subtil etabliert. Brauchbare Hinweise erhält Pari vorwiegend von Frauen, deren unterschiedliche Lebensmodelle ihr eine Vielzahl an Alternativen öffnen - alle besserer als ihre.

Fazit

Mystery-Thriller und Charakterdrama verflechtet Siamak Etemadi zur schauspielerisch starken Aufnahme einer dogmatisch unterdrückten Frau als Repräsentation einer zersplitterten Gesellschaft, deren Vertrauen in eine bessere Zukunft sich abrupt in Nichts aufgelöst hat. In stygische Szenen, gleichermaßen inspiriert von gegenwartspolitischen Konflikten und klassischen Mythen, findet der Kampf gegen systematische Entmündigung auf vielen Ebenen statt. Äußerer Tumult spiegelt innere Aufruhr, Polizeigewalt fundamentalistische Brutalität. Aus diesem kathartischen Chaos kristallisiert sich Eigenmächtigkeit als lebenswerter heraus als ein fremdbestimmtes Schattendaseins.

Kritik: Lida Bach

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