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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Nach dem Tod von Nellys geliebter Großmutter hilft das achtjährige Mädchen seinen Eltern beim Ausräumen des Hauses, in dem ihre Mutter Marion ihre Kindheit verbrachte. Nelly erkundet das Haus und den umliegenden Wald, in dem ihre Mutter früher spielte und das Baumhaus baute, von dem Nelly so viel gehört hat. Eines Tages reist die Mutter unvermittelt ab. Da lernt Nelly ein gleichaltriges Mädchen kennen, das im Wald gerade ein Baumhaus baut.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Verlust in seinen verschiedenen Formen ist das Leitmotiv von Celine Sciammas zärtlicher Fabel, deren magisch-realistisches Szenario einfühlsame Gleichnisse für die Komplexität und Notwendigkeit emphatischer Prozesse findet. Zugleich beweist die Regisseurin in ihrem bärenwürdigen Wettbewerbsfilm wie einst in ihrem Panorama Beitrag Tomboy eine seltene Sensibilität für die differenzierte Erlebenswelt von Kindern, vor allem von kleinen Mädchen. Deren Abenteuerlust und Rollenspiele als intuitive Erkundung erwachsener Gefühls- und Handlungsräume, die in der traumlandschaftlichen Topografie physisch betretbar werden.

Die kindliche Hauptfigur (ausgezeichnet: Joséphine Sanz) betritt einen jener Alternativorte, als die Auflösung des Haushalts der verstorbenen Großmutter ihre Mutter Marion (Nina Meurisse, Ein Leben) diese mit dem ultimativen Ende ihre Kindseins konfrontiert. Ohne Erklärungen etablieren die naturalistischen Bilder und Dialoge fast beiläufig die dissoziierende Wirkung von Mutterschaft und Elterntod in einer weiblichen Biografie. Mit der Geburt ihrer Tochter verliert Nellys Mutter ihre Kindheit; der Tod ihrer Mutter macht diesen Verlust endgültig und begründet einen tieferen Schmerz.

Nellys Mutter betrauert das kleine Mädchen, das sie einst war (Gabrielle Sanz), und nie mehr sein kann. Nellys Freundschaft mit dem kindlichen Alter Ego ihrer Mutter macht ihr deren Schmerz verständlich und offenbart ihr zugleich dessen Ausmaß. Ihre eigene Mutterschaft kostet Marion auch alle Zukunftspläne und fordert dafür eine Selbstaufgabe, die Nellys unverständigem Vater nie abverlangt wurde. Die Erkenntnis bringt Nelly der erwachsenen Marion näher und eröffnet ihr die Chance einmal besser zu entscheiden.

Fazit

Der Blick zurück in die Vergangenheit ist der Schlüssel zu einem hoffnungsvolleren Weg in die Zukunft in Celine Sciammas bitter-süßem Märchen. Das erschließt Erwachsenen ebenso wie Kindern allegorische Begriffe für konträre Verlusterfahrungen, deren Gleichwertigkeit die feinsinnige Erzählung etabliert. Zugleich rückt die Zentrierung kindlichen Empfindens eine gerade in der Gegenwart in ihren Bedürfnissen missachteten Gruppe in den Fokus. Poetische Kameraaufnahmen und zurückhaltende Darstellerinnen thematisieren Tod und Trauer mit seltener Unvoreingenommenheit, angstfrei und mit kluger Nuanciertheit.

Kritik: Lida Bach

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