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Zwei ungleiche Polizisten ermitteln in einer grausamen Mordserie. Die Opfer sind Seniorinnen, die zuvor vergewaltigt wurden. Die Untersuchung gestalten sich zusätzlich als schwierig, da niemand ihnen die Theorie eines Serientäters abnehmen will und ihre Vorgesetzten darauf bedacht sind, aufgrund des Papstbesuches und anderthalb Millionen Pilgern in der Stadt Ruhe zu bewahren.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Das spanische Thriller-Kino befindet sich mal wieder in einem internationalen Zwischenhoch, wenn man die Aufmerksamkeit auf unserem Heimkinomarkt als Gratmesser heranzieht. Mit Die Morde von Madrid folgt nun die nächste Produktion, die bei den Goyas 2017 mit einem Preis für Roberto Álamo (Die Haut in der ich wohne) als bester Hauptdarsteller ausgezeichnet wurde.

Madrid leidet im Sommer 2011 nicht nur unter einer Bruthitze und der infrastrukturellen wie organisatorischen Belastung des anstehenden Besuches von Papst Benedikt XVI., unter dem Radar der öffentlichen Wahrnehmung brodelt es erst recht aufgrund einer bestialischen Verbrechensserie. Bereits zwei ältere, verwitwete und alleinstehende Frauen wurden nicht nur ermordet, sondern darüber hinaus brutal vergewaltigt. Die ermittelnden Polizisten Alfaro (Álamo) und Velarde (Antonio de la Torre, Mad Circus – Eine Ballade von Liebe und Tod) glauben sogar an die Verbindung zu einem ungelösten Fall, der als schlichter Raubmord abgetan wurde. Das wird offenbar auch hier versucht, denn zum einen wollen ihre Vorgesetzten angesichts der angespannten Lage kein unnötiges Fass aufmachen, schlechte Presse und Panikmache vermeiden, zum anderen genießen die beiden Gesetzeshüter nicht den besten Ruf, weswegen sie auch zusammen arbeiten müssen - niemand anderes legt gesteigerten Wert darauf.

Obwohl Alfaro und Velarde auf den ersten Blick kaum etwas gemeinsam haben und anfangs relativ wenig miteinander harmonieren sind sie sich in einem Punkt doch sehr ähnlich: In ihrer sozialen Inkompetenz, die sich nur auf völlig unterschiedliche Weise äußert, letztlich aber zum selben Resultat führt. Velarde ist ein aufbrausender, cholerischer Hitzkopf, der nach dem Übergriff auf einen Kollegen nah vor dem Rauswurf stand und dessen Ehe wegen seiner rabiaten, egozentrischen Art gerade in die Brüche geht. Alfaro hingegen ist ein ruhiger, introvertierter, stotternder Sonderling, dessen neurotisches Wesen gelegentlich sogar autistische Züge aufweist. Unfähig mit seinen Mitmenschen adäquat zu kommunizieren und kaum erprobt daran deren Reaktionen treffend zu deuten lebt er zurückgezogen und konzentriert sich voll auf seine Arbeit, was ihm dort jedoch in gewissem Maße zunutze kommt. Trotz seiner Defizite im realen Miteinander ist er in der Theorie ein Meister des Profilings, kann sich dort komischerweise sehr gut in die Lage eines möglichen Täters anhand von Spuren und rekonstruierten Hergängen versetzten. Ein Wiederspruch, genauso wie die vermeidlichen Erfolgschancen dieser Zweckgemeinschaft, die sich in ihren Defiziten wie Vorzügen ungeahnt effektiv komplementieren.

Der hauptsächlich TV-erfahrene Regisseur Rodrigo Sorogoyen (Stockholm) ist trotz seiner dezent konstruiert (nichtsdestotrotz interessant) wirkenden Figurenkonstellation offenkundig sehr bemüht darum, einen möglichst authentisch auftretenden Krimi zu inszenieren. Thematisiert zwar extrem schockierende Verbrechen, schlachtet sie aber nicht reißerisch aus, was nicht einige direkte Bilder und Momente konsequent ausgrenzt. Zunächst ausschließlich konzentriert auf die Ermittlerperspektive erscheint Die Morde von Madrid in der ersten Hälfte gelegentlich leicht spröde, erreicht nicht die subversive, angespannt-knisternde Spannung grob vergleichbarer Filme wie La isla mínima – Mörderland oder – um mal den US-Markt heranzuziehen – Zodiac – Die Spur des Killers, nutzt allerdings auch den selbstgewählten Kontext nicht effektiv aus. Zeitaktuelle, kulturelle, soziale und politische Hintergründe werden angerissen und ab und an leicht mit ins Boot geholt, ohne diesen Trumpf richtig ausspielen zu wollen, respektive zu können. Damit bleibt der Film sicherlich deutlich hinter seinen Möglichkeiten zurück (La isla mínima wurde dadurch erst so bärenstark), gewinnt aber speziell in der zweiten Hälfte deutlich Qualität in Form von nun intensiverer, dringlicherer Impulsivität hinzu.

Sobald das Whodunnit-Prinzip (überraschend früh) fallengelassen wird und nun auch der Täter einen Namen, ein Gesicht und eine Geschichte bekommt, aktiv mitmischen darf wird Die Morde von Madrid zwar eine nicht mehr sonderlich auf Authentizität bedachte, dafür stellenweiser fast hochklassige Genre-Kost, getragen von kompetenten, engagierten Darstellern. Über das wenig aussagekräftige, da betont viel im ungeklärten Raum baumeln lassende Finale lässt sich wohl streiten; ist in der Form vielleicht zu gering mit Details bestückt (die sind ohnehin nicht die ganz große Stärke des Films, siehe auch einige Logik- und Verständnislücken im Plot), diese kleine Ansammlung von Kritikpunkten ist aber nur in der Quantität etwas störend. Qualitativ tendiert das schon Richtung oberes Drittel, im Gesamteindruck auf jeden Fall.

Fazit

Kein fehlerfreier, aber nach leicht stotternder Anlaufphase ein doch packender, spannender Großstadt-Serienkiller-Thriller, dessen Plot hier und da etwas ungeschickt holpert, dafür im entscheidenden Moment oftmals rechtzeitig in die Spur findet. Sehr solide Leistung und ein (wenn auch nicht riesiges) weiteres Argument für das moderne, spanische Genre-Kino, in dem nach wie vor sehr viel Talent schlummert.

Kritik: Jacko Kunze

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