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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Der Produzent und DJ Kosmo möchte unbedingt in einen Berliner Club gelangen. Dabei trägt er einen Jutebeutel, in dem sich eine Schallplatte befindet. Doch der Türsteher verweigert ihm den Einlass. Kosmo drängt darauf hineinzukommen, denn er möchte dem DJ-Kollegen Troy Porter seine Platte übergeben. Doch bis er ihn sehen kann, muss er noch ein paar Stündchen warten – während er in der Zwischenzeit alte Bekannte wiedersieht.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

100 Prozent echt, 100 Prozent Techno – die Fähigkeit der Regisseure Nikias Chryssos (Tatort: Leben Tod Extase) und Viktor Jakovleski (KRANK:Berlin), eine Club-Atmosphäre filmisch einzufangen, kann man ihnen nicht absprechen. Durch die körnigen Bilder, den Lichtbrechungen im Stroboskop und den Four-to-the-Floor-Beats in den engen, leicht nebligen Räumen sind Rauch, Ammoniak und Schweiß förmlich zu riechen. Ein Gefühl der Beklemmung kommt auf, wenn Protagonist Kosmo (Aaron Altaras, Unorthodox) durch die Räume streift. Häufiger wummert die Musik dumpf im Hintergrund hemmungslos weiter. Im nächsten Moment kann er aber auch geradezu über den Dancefloor schweben.

Genau da kommt wieder das Mittel ins Spiel, das den Techno im Film generell eher einsperren, als entfalten lässt. Ohne den Drogenexzess kann der Aufenthalt in einem Club nicht überstanden werden, so scheint es. Das strukturelle Problem gleicht dem des Biopics: Aufstieg, Fall und Wiederaufstieg eines Menschen. Der Rausch und das Erlebenis des Protagonisten wirken in diesem Zusammenhang unfreiwillig komisch. Und solche Trips laden zwar im Lichtspiel und den unerbittlichen Rhythmen dazu ein, sich treiben zu lassen. Aber Rave On wagt nicht den differenzierten Umgang mit Drogen beim Tanzen, schon gar nicht die Abkehr davon.

So ganz nebenbei: Nüchtern tanzen und Techno feiern kann man durchaus – und wehe wenn alternativ alkoholfrei oder nur eine sehr geringe Menge an Alkohol am Abend getrunken wird. Sollte das unter Clubgänger:innen verpönt sein, kämpft man im Grunde gegen dieselben Strukturen an, in denen sich der Alkohol als Gesellschaftsdroge etabliert hat.

Chryssos und Jakovleski widerspiegeln ihre Kontakte mit der Rave-Kultur in Kosmo. In eine subjektive Erfahrung mag das münden, aber von einer Szene zur nächsten beginnt das Ganze in eine Checkliste im dunklen Irrgarten der von Techno beschallten Gänge abzudriften. In einem Moment gelangen wir über den dichten Pseudo-Touristen-Guide in den Backstage-Bereich. Er verliert sich wenig später in den berüchtigten Darkrooms und landet unter anderem nach einem Absturz bei einem Mitglied des Awareness-Teams im fiktiven Berliner Club. Stück für Stück fügen sich die gezeigten Handlungsorte zu einer audiovisuellen Form eines Nachschlagewerks für Techno zusammen. Eine eingeworfene Erklärung des zentralen Genres hätten sich die Filmemacher komplett sparen können.

Innerhalb der gerade einmal 80 Minuten geht die Einzigartigkeit im musikalischen Erlebnis sowie dieses vielseitigen Musikgenres flöten. Der Drogenrausch lässt den ohnehin dürftigen Handlungsrahmen rund um eine Wiedergutmachung seitens Kosmos mithilfe einer Schallplatte nichtig erscheinen. Am Ende atmet er die Außenluft ein, sitzend und frierend in der Ecke eines zum Club umfunktionierten Kraftwerks. Der Streifzug durch ein derzeit populäres Genre findet sein Ende. Aber der Eindruck entsteht, als befinde sich die Techno-Szene nach all den Jahrzehnten in einer Sackgasse.

Fazit

Einen Berliner Techno-Schuppen abzubilden und berauschend aufzubereiten, gelingt in „Rave On“ über die authentischen Bilder und einem überzeugenden Soundtrack außerordentlich gut. Dafür gerät der Streifen in denselben Trott, der auch vielen Biopics innewohnt. Fragwürdig ist die klischeebehaftete und vielleicht von der Rave-Kultur maßgeblich beeinflusste Einnahme von Drogen. Das kurzzeitige Spotlight auf das Awareness-Team ist richtig und wichtig. Es lenkt aber nicht von einer Musikszene ab, die sich in industriellen Gemäuern die Birne mit Rauschmitteln zudröhnt, um die Musik zu genießen. Diesen Vorwurf kann man erheben, denn „Rave On“ mangelt es bezüglich des Themas Clubbing an Tiefgang.

Kritik: Marco Focke

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