Inhalt
Der West-Point-Kadett Edgar Allan Poe und vier weitere Kadetten, die an einer Trainingsübung im Hinterland von New York teilnehmen, werden durch eine grausige Entdeckung in eine vergessene Gemeinde gezogen.
Kritik
Ein gebildeter Mann, der nicht an das Übernatürliche glaubt, kommt Ende des 18. Jahrhunderts in ein kleines Dorf, in dem eigenartige Morde geschehen, die sich rational nicht erklären lassen. Bei seinen weiteren Untersuchungen verliebt sich der Ermittler nicht nur, sondern findet finstere Details über die Dorfgemeinschaft heraus und muss nach und nach erkennen, dass nicht-menschliche, böse Mächte durchaus existieren. Kommt euch bekannt vor? Klar, gemeint ist Sleepy Hollow, das düstere Märchen von Washington Irving, welches einige Adaptionen erhielt, am besten und bekanntesten ist wohl die von Tim Burton aus dem Jahre 1999. Doch die oben niedergeschriebene Zusammenfassung passt auch auf Raven's Hollow, einem Gruselthriller, der erzählt, wie Literatur- und Horror-Ikone Edgar Allen Poe die Idee zu seinem Gedicht Der Rabe („Sprach der Rabe: Nimmermehr.“) kam.
Der bekannte Dichter (solide gespielt vom früheren Peter-Darsteller der Narnia-Filme, William Moseley) ist in dem Film von Christopher Hatton (Battle of the Damned) der Ermittler, genau genommen ein Armeekadett, der im titelgebenden Dorf nach der Wahrheit sucht. Eine Wahrheit, die sich als unheimlicher herausstellt, wie er zu Beginn dachte. Im Prinzip ist es also eine recht klassische Kriminalgeschichte, die Drehbuchautor Chuck Reeves (Monster Village - Das Dorf der Verfluchten) hier fabrizierte. Eingebettet in grauen Bildern und ohne optischer Abwechslung schleppt sich der britische Film von Mord zu Mord, von Enthüllung zu Enthüllung, von einem bescheidenen Plotpoint zu nächsten. Hin und wieder bekommen Fans von Kunstblut etwas geboten, aber insgesamt zu wenig, um Raven's Hollow irgendeine Splatter-Auszeichnung zu verpassen.
Diese Nicht-Halbes-Nicht-Ganzes-Ausrichtung passt recht gut zum Film, der durchgängig einen eher laschen Eindruck erweckt. Nichts ist so richtig gescheitert, aber auch nichts will blendend funktionieren. Vielleicht auch deswegen, weil Raven's Hollow sehr exakt dem narrativen Beat von Sleepy Hollow folgt, nur halt nicht dessen Wuchtigkeit, Stilwillen und Detailreichtum besitzt. Dazu ist die Figur Edgar Allen Poe ziemlich verschenkt. Ob er nun der Ermittler ist oder jemand anderes hätte keinerlei Unterschied gemacht, außer dass die Macher vermutlich ein paar Hinweise auf seine Vita eingebunden haben und sich der Film mit der literarischen Gruselgröße als charakterlichen Kernpunkt besser vermarkten lässt.
Keine schlechte Wahl, denn als großes Spannungskino würde sich Raven's Hollow gewiss auch bewerben lassen, dies wäre aber eine heftige Falschaussage. Zwar ist das Rätsel, wer jetzt eigentlich hinter den teils bestialischen Morden steckt, durchaus sanft fesselnd, aber faule und wenig ergiebige Jump Scares, ein eher bescheidenen Creature Design und ein Setting, das wirkt, als hätten die Macher in einem Freilichtmuseum gedreht, verkorksen die fraglos vorhandenen positiven Attribute dieses Genre-Beitrags, der außerhalb des Fantasy Filmfest sehr wahrscheinlich auf keiner Kinoleinwand mehr laufen wird. Zumindest hierzulande.
Fazit
Es gibt recht wenig Reizvolles in diesem Grusel-Thriller, der in vielen Bereichen "Sleepy Hollow" als großes Vorbild hat. Doch diese Schablone wird niemals befriedigend ausgefüllt. "Raven's Hollow" bleibt im Morast netter Ansätze stecken.