Inhalt
Tina Bara, Cornelia Schleime und Gabriele Stötzer wollen als junge Frauen in der DDR frei sein – und weil das nicht geht, zumindest die Kunst machen, die ausdrückt, was sie fühlen. Ihre Bilder erzählen auf vom Ausgeliefert-Sein in einem System, das viele junge kreative Menschen unterdrückt. Als der Konflikt mit der Staatssicherheit eskaliert, müssen sie sich entscheiden: Bleiben oder gehen.
Kritik
Eine Ausstellung wäre ein weit passenderes Medium für das visuelle Aufbegehren, das Pamela Meyer-Arndt in ihrem dokumentarischen Dialog transportieren will. Dass es davon in den letzten Jahren immerhin ein paar kleinere gab, zeigt das wachsende Interesse an dem lange vernachlässigten Kunstkapitel im Zentrum der persönlichen Kino-Doku. Diese versucht den Balanceakt zwischen Geschichtsabriss und Monografie der formativen Schaffensphasen des Protagonistinnen-Trios. Sein vorwiegend photografisches Werk wird zur cineastischen Chiffre für unangepasste Weiblichkeit in der DDR-Kunstszene.
Deren offiziell streng systemtreue und entgegen des sozialistischen Versprechens der Gleichberechtigung patriarchal geprägten Strukturen erschließen sich nur schemenhaft. Noch vager bleiben die Aufstellung weiblicher Kunstkollektive, Vernetzung und Interaktion mit systemkritischen Organisationen sowie der Einfluss konformistischer Strömungen in der Szene. Sie wird schlaglichtartig beleuchtet durch die Erinnerungen und Aufnahmen Tina Baras, Cornelia Schleimes und Gabriele Stötzers, geboren zwischen 1953 und 1963, die in den 70ern und 80ern eine individuelle Bildsprache entwickelten, die der etablierten radikal entgegenstand.
Es sind Bilder der Enge, Beklemmung, Gefangenschaft, erstickende Tristesse und herausfordernde Direktheit: Eindrücke und Ansichten, die unerwünscht und unbequem waren, aber auch Projektionsflächen für die Realität hinter dem ideologischen Ideal. Ein misstrauischer Blick oder eine durch Spiegelung gedoppelte Kamera verweisen auf die ständige Überwachung, der die Künstlerinnen selbst im Vertrautenkreis ausgesetzt waren. Avantgarde wurde als „Müllkunst“ abgewertet, Abstraktion als codierte Botschaft interpretiert. Die Parallelen zur gegenwärtigen Kunstrezeption sind bedrückend, bleiben jedoch wie so manches unbeachtet.
Fazit
Die markanten Fotografien, deren subversive Impulse und experimentelle Innovation unter der assimilierten Oberfläche der DDR eine vibrierende Kreativität enthüllen, sind die große Stärke Pamela Meyer-Arndts dokumentarischen Künstlerportraits. Dessen filmische Form setzt einen ernüchternden Kontrast zur progressiven Motivwahl der drei Fotografinnen, die auf ihre Laufbahn zurückschauen. Die Dynamik zwischen politischer und künstlerischer Ausdrucksfreiheit bleibt indes als eines vieler Themen nur unzureichend beleuchtet in einer selektiven Werkschau, die der konservativen Interpretation weiblicher Kunst nur bedingt widersteht.
Autor: Lida Bach