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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

In Lima im Sommer 1992 geht alles sehr schnell. Inmitten des sozialen und politischen Chaos in Peru sind Lucia und Aurora im Begriff, mit ihrer Mutter ihr Land für immer zu verlassen – und sie brauchen die Unterzeichnung ihrer Ausreisepapiere durch ihren abwesenden Vater. Für Carlos war es praktisch, kein Vater zu sein, aber wenn er jetzt die Liebe seiner Töchter will, muss er sich diese und seinen Platz in ihrem Leben verdienen, bevor sie gehen.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

„Wir sind privilegiert“, sagt in Klaudia Reynickes biografisch geprägter Coming-of-Age-Story die Mutter der kleinen Lucia (Abril Gjurinovic). Die ihr erwachsenes Umfeld mit einer Mischung aus frühreifer Aufmerksamkeit und phantasievoller Naivität beobachtende Protagonistin ist unverkennbar ein kindliches Alter Ego der Regisseurin und Co-Drehbuchautorin. Jene gibt in ihrem tragikomischen Tandem aus Zeitskizze und Familiendrama zweitem deutlich mehr dramatisches Gewicht als den politischen Hintergründen der sozialen Unruhen im Peru der frühen 90er.

Die Trennung ihrer Mutter Elena (Jimena Lindo) von ihrem verantwortungsscheuen Vater (Gonzalo Molina) und der bevorstehende Umzug in die USA beschäftigt nicht nur die bei ihrer älteren Schwester Aurora (Luana Vega) Halt suchende Heldin mehr als die gesellschaftlichen Konflikte. Auch die bitter-süße Inszenierung schwelgt lieber in pittoreskem Zeitkolorit, als sich mit der buchstäblich explosiven Landeslage auseinander zu setzen. Autobomben, Ausgangssperren und Polizeigewalt sind lediglich dramaturgische Instrumente, um den trivialen Ereignissen historische Relevanz zuzuschreiben.

Diese sentimentale Selbstvernarrtheit enthüllt die eingangs zitierte Dialogzeile als pseudo-reflektierende Phrase, die in unangenehmer Analogie zum nachlässigen Umgang des Plots mit komplexen Themen wie Staatsterror und zivilem Widerstand. Am deutlichsten zeigt sich dies in der humoristischen Harmlosigkeit der Lügenmärchen Lucias Vaters, der sich mal als Hollywood-Schauspieler ausgibt, mal als Geheimpolizist. Die Schrecken der Vergangenheit dienen nur als willkommener dramatischer Dekor einer nostalgischen Verklärung eben jenes mittelständischen Establishments, an dem die unterschwellige Umbruchstimmung der Ära rüttelte.

Fazit

Die gewaltsam niedergeschlagenen Bestrebungen sozialen Wandels im Peru der 90er Jahre, während derer fast 70.000 Menschen verschwanden und über eine halbe Million vertrieben wurden, bagatellisiert Klaudia Reynickes romantisierte Retro-Vision zum autobiografischen Alltags-Abenteuer. Das unbefangene Spiel der Jungdarstellerinnen fungiert dafür ebenso sehr als manipulative Maske wie die nostalgischen Narrative. Deren herzerwärmender Humor kaschiert die indirekte Legitimation eines ideologischen Ideals heteronomativer Harmonie und konservativer Klassenhierarchien. Der schwesterliche Zusammenhalt im Zentrum der süßlichen Selbstbespiegelung wird zur unfreiwilligen Allegorie systemtreuer Sympathien.

Kritik: Lida Bach

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