Superhelden sind aus der Film- und Serienlandschaft kaum noch wegzudenken, die Nachfrage der Fans ist gewaltig. Jedoch hat man es auf dem Markt schwer, wenn man nicht gerade zum Marvel- oder DC-Universum gehört, die den Bereich gnadenlos dominieren. Finnland schickt mit Rendel nun seinen ersten eigenen Helden ins Rennen, als Indie-Produktion hat er es zudem nochmals deutlich schwerer, sich gegen die Konkurrenz zu behaupten. Regisseur Jesse Haaja feiert damit sein Debüt und erfüllte sich zugleich einen Kindheitstraum, denn die Idee zu Rendel kam ihm bereits mit rund 14 Jahren, bis zur Vollendung sollte es aber etwa 17 weitere Jahre dauern.
Betrachtet man das hübsch designte Poster, kommt einem vermutlich als erstes Batman in den Sinn. Und tatsächlich erinnert Rendel am ehesten an den Dunklen Ritter, beide tragen ein düsteres Outfit (das von Rendel sieht tatsächlich recht schick aus), keiner der beiden besitzt übernatürliche Kräfte, beide schlagen aus der Dunkelheit heraus zu und jagen Verbrecher. Während aber um Figuren wie Batman ein faszinierender Mythos aufgebaut wird, den man nur zu gern aufsaugt, sowie eine emotionale Bindung, um mit dem Leinwandhelden mitzufiebern, bleibt einem Rendel herzlich egal. Hier versagt Regisseur Haaja leider auf ganzer Linie, seine Figur zu etwas großem und interessantem aufzubauen. Auch in Sachen Story macht man sich gar nicht erst die Mühe, in irgend einer Form herauszustechen. Wenn man schon mit begrenzten Mitteln arbeitet und nicht mit großen Blockbuster-Produktionen mithalten kann, muss man andere Wege finden, das Publikum zu begeistern. Wer jedoch mit einer belanglosen, dazu auch noch holprig erzählten 0815-Story ankommt, hat schnell verloren. Dazwischen lauter weitere blasse Charaktere, die man höchstens in böse Verbrecher auf der einen und Rendel auf der anderen Seite unterteilt. Einen echten Antagonisten gibt es leider auch nicht, erst gegen Ende hin sticht einer aus der Truppe heraus und holt sich in Form einiger Auftragskiller Verstärkung, um den Kampf gegen Rendel zu bestehen. Der Weg dahin ist gezeichnet von willkürlich aneinandergereihten Szenen, in denen Rendel den Kriminellen auf Hinterhöfen und in Lagerhallen ab und zu aufs Maul haut, spannend ist das leider nicht.
Zugegeben, in seinem letzten Drittel nimmt der Film nochmal deutlich an Fahrt auf, sobald die Auftragskiller ins Spiel kommen und Rendel nach einem Flashback, der dem Zuschauer offenbart, welcher Schicksalsschlag ihn eigentlich antreibt, in die letzte Schlacht zieht (erneut in einer Fabrikhalle), kommt zumindest ein bisschen Tempo in den ansonsten lahmen Fluss. Eine echte Wende darf man hier zwar nicht erwarten, aber gemessen am sonstigen Film ist eine gewisse qualitative Steigerung erkennbar.
Inszenatorisch ist der Film für seine begrenzten Mittel akzeptabel ausgefallen, man versucht das Geschehen halbwegs stylisch einzufangen und spielt hin und wieder mit Zeitlupeneffekten und Farbfiltern, man merkt ihm jedoch an, dass an vielen Stellen gespart werden musste. Zumindest der Soundtrack von Tuomas Kantelinen braucht sich nicht zu verstecken, da äußerst gelungen. Damit hätte man auch gern Rendels ersten Auftritt im Film bereits untermalen können, statt zu einem finnischen Popsong zu greifen, der stilistisch so gar nicht passen mag. Zum Glück bleibt es bei diesem einen Ausrutscher zu Beginn.
Ob es für Rendel weitergehen wird steht völlig offen, das Filmteam erzählte auf dem Fantasy Filmfest, dass es am liebsten eine ganze Trilogie drehen würde und die Arbeiten an einem Nachfolger bereits in vollem Gange seien, jedoch der Erfolg des Erstlings entscheidend ist.