Inhalt
Im Jahr 1306: Schottlands neuer König, Robert the Bruce (Angus Macfadyen), befindet sich auf der Flucht, nachdem er eine vernichtende Niederlage gegen die englische Armee erlitten hat und ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt worden ist. Verlassen vom schottischen Adel und schwer verletzt wird er von denselben Soldaten gejagt, die er einst angeführt hat. Im Wald entdeckt ihn ein kleiner Junge, dessen Vater im Kampf an der Seite des schottischen Königs gestorben ist und dessen Mutter Morag (Anna Hutchison) dem Gejagten nun rettende Zuflucht gewährt. Nach einem langen und kalten Winter findet Robert allmählich zu alter Kraft zurück und fasst den Entschluss, zu einem letzten Freiheitsschlag gegen Englang auszuholen, der die Geschichte Schottlands für immer verändern soll.
Kritik
Insgesamt rund 25 Jahre nach dem Kinostart von Braveheart, kehrt Angus Macfadyen (Steel Rain 2) zurück als Robert the Bruce. Eine Werbe-Slogan, der allein schon für Erstaunen und Neugier sorgt. Doch kann das ambitionierte Robert the Bruce - König von Schottland von Regisseur und Autor Richard Gray (Broken Ghost) als Historienfilm überzeugen? Nun, dies liegt wahrlich an den Erwartungen an den Film selbst. Denn anders als sein geistiger Vorgänger (mit dem der Film nur die Namensgleichheit besitzt), ist die kurze Episode im Leben von Robert the Bruce keine epische Schlachtenpalette oder eine Glorifizierung des Kampfes um Freiheit und Gerechtigkeit. Viel mehr ist es ein sehr feinfühliges und zuweilen doch sehr langsames Porträt eines Mannes, der nach unzähligen Niederlagen sich selbst verloren hat. Angus Macfadyen selbst sowie Autor Eric Belgau, versuchen die Nuancen zu finden, die schließlich zum Sieg Schottlands geführt haben. Allerdings vertrauen beide wenig ihrer eigentlichen Hauptfigur.
Anders als bei Outlaw King von Netflix, der uns 2018 unzählige Figuren sowie Handlungsabschnitte entgegengeworfen hatte (und dabei unangenehm nüchtern bleibt), bleibt Robert the Bruce eher eine Geschichte des einfachen Volkes. Zwar bekommen wir zu Beginn eine kleine Saga spendiert – als Gute Nacht Geschichte – danach konzentriert sich der Film jedoch lieber auf eine zusammengewürfelte Bauernfamilie am Rand jeglichen Troubles. Robert selbst – der recht engagiert von Angus Macfadyen gespielt wird – bleibt lange im Hintergrund und wird erst in der zweiten Filmhälfte für das Publikum relevanter. Doch genau hier liegt eines der größten Probleme von Robert the Bruce: Auch wenn das Budget klein war, Montana zu Schottland wird (sehr schön fotografiert) und die Geschichte keineswegs große Schlachten parat hält, ist der gewählte Fokus gerade im Mittelteil langweilig und unspektakulär. Wie viel Potenzial dies nimmt, zeigt sich dann in den Momenten, wenn Robert endlich mit der Familie interagieren kann – im Offenlegen von Konsequenzen. Denn ohne es ihm bewusst zu sein, hat Robert das Leben der kompletten Familie bestimmt und beeinflusst, negativ wie positiv.
Was folgt ist Selbstbestimmtheit, den Geist der Freiheit sowie einen Kampf für die Menschen selbst. Wie viel historisch davon belegt ist, mag angezweifelt werden, aber der Film schafft es am Ende gekonnt, eine andere Perspektive zu bieten. Held oder kein Held – die Antwort liegt dazwischen. Das nun unbedingt ein Kind dafür genutzt werden muss, eine treibende Kraft hinter dem Motiv eines Königs zu sein (sei erst ein guter Mensch, dann ein guter Soldat), dies ist dann allerdings wohl wieder Geschmackssache. Am Ende schafft es Richard Gray zumindest ein Statement zu setzen und Robert the Bruce in einem anderen Licht erscheinen zu lassen. Der Weg dahin ist allerdings das größte Problem. Zwar geht es stark um Konsequenzen des Krieges und Menschlichkeit, doch der Leerlauf aufgrund von erzählerischen Schwächen, einer kleinen Ausstattung und einer zu starken Konzentration auf Nebenfiguren ist nicht zu übersehen. Und auch die lange Laufzeit sorgt für Unmut. Hier wäre deutlich mehr möglich gewesen. Zumindest die Schauspieler leisten aber gute Arbeit: Egal ob ein kleiner Auftritt von Jared Harris, ein markanter Diarmaid Murtagh oder Newcomer Brandon Lessard.
Fazit
"Robert the Bruce - König von Schottland" ist weder episches Schlachtengemälde noch brachialer Historienfilm. Viel mehr erzählt Richard Gray eine langsame und feinfühlige Geschichte eines Mannes, der innerlich zerbrochen scheint und neuen Mut fassen muss. Allerdings ist die Perspektive ein großes Problem: Zu lange bleibt Robert im Hintergrund und lässt anderen Figuren den Vortritt. Erst am Ende fügt sich alles gut zusammen, jedoch zu spät für fesselndes Kino. Für Fans interessant, alle anderen schauen lieber noch einmal das Fantasy-Abenteuer Braveheart.
Autor: Thomas Repenning