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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Zwei zwölfjährige Jungen wachsen zusammen in einem abgelegenen Dorf in Äthiopien auf – bis ein einziges Foto große Träume in beiden weckt und ihr Leben für immer verändert: Solomon verlässt heimlich das Dorf und begibt sich in den Großstadtdschungel von Addis Abeba, um Fotograf zu werden. Abdi hingegen bleibt und trainiert. Er will ein berühmter Langstreckenläufer wie einst Haile Gebrselassie werden. Beide, die wie Brüder aufwuchsen, reifen getrennt voneinander zu Männern. Als Abdi Jahre später für die äthiopische Laufnationalmannschaft nominiert wird und nach Addis Abeba zieht, glaubt er eigentlich kaum daran, dass Solomon noch lebt. Doch eine innere Stimme befiehlt ihm, seinen alten Freund zu suchen …

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Die Erwartungen im Vorfeld sind natürlich sehr groß, wenn man weiß, dass Running Against the Wind als äthiopischer Beitrag für den besten internationalen Spielfilm bei den 92. Academy-Awards ausgewählt wurde. Die Nominierung blieb allerdings aus, und zwar völlig zu Recht, weil Running Against the Wind zu den Filmen gehört, die sich einiges vorgenommen haben, aber in der Umsetzung teilweise gescheitert sind. Zumindest, wenn das Ziel war, einen großartigen Film zu drehen. Wenn man jedoch nur vorhatte einen durchschnittlichen Film zu drehen, dann hat man seine Vorgabe voll und ganz erfüllt. Doch zunächst sollte man natürlich all das Positive hervorheben, was dieser Film zu bieten hat: eine interessante Idee, ein passendes Setting und eine an sich wirklich vielversprechende Geschichte: Zwei Freunde wachsen zusammen in ärmlichen Verhältnissen in Äthiopien auf und träumen davon, ein Läufer und ein Fotograf zu werden. Dann trennen sich ihre Wege und sie begegnen sich erst als Erwachsene wieder. Bis dahin läuft es großartig.

Besonders wenn Abdi (Ashenafi Nigusu) seine Läuferkarriere vorantreibt, dann glaubt man schon zu wissen, dass der Film eine schöne Botschaft vermitteln will: "Egal, wo man herkommt, man kann alles erreichen, solange man an sich glaubt. Sogar als man Bilder von Solomons (Mikias Wolde) Verbrecherleben einblendet, hofft man inständig, dass der Film aussagen möchte: "Egal, wie weit unten man angekommen ist, es gibt immer einen Weg aufwärts." Doch leider bleibt Running Against the Wind nicht bei diesen Botschaften, sondern drückt dem Film besonders am Ende die typisch deutsche Sichtweise auf: "Es kommt nicht darauf an, dass man selbst gewinnt, sondern, dass man seine Loser-Freunde, die man Jahre lang nicht gesehen hat, irgendwie hinter sich herschleppt und die eigenen Träume stellt man natürlich hinten an, Hauptsache man konnte einem Freund helfen. Dann sind alle auf dem gleichen niedrigen Level, halten aber doch irgendwie zusammen.

Auch wenn man zuvor nicht wusste, dass der Regisseur Jan Phillipp Weyl ein Deutscher ist, weiß man es spätestens, wenn der Film zu Ende ist, weil Running Against the Wind derart von der deutschen „Dabei sein ist alles“ Mentalität durchtränkt ist, dass man einfach enttäuscht ist, dass es kein amerikanischer Film ist. Mit so viel Freude schaut man Abdi dabei zu, wie er trainiert und seinen großen Traum verwirklichen möchte, um dann festzustellen, dass er seinen Traum leichtfertig wegwirft, nur um seinem Freund zu helfen, den er jahrelang nicht gesehen hatte. Das ist die typische romantische und gleichzeitig arrogante Sichtweise eines Europäers auf Äthiopier. Der überlegene Europäer betrachtet die für ihn fremden Völker häufig unter dem Aspekt: „Ach wie niedlich, sie haben ja gar nichts und halten trotzdem zusammen. Wie toll ist das denn!?“ Da kann der Method-Acting-Regisseur Weyl noch so viele Jahre in Äthiopien verbringen, aber seine deutsche Sichtweise auf die Dinge wird er nicht ablegen können. Nur weil die Äthiopier in armen Verhältnissen aufgewachsen sind, sollen sie sich mit weniger zufriedengeben? Mit einer kleinen Hütte, Hauptsache sie haben ihre Jugendfreunde? Was für ein Blödsinn! Sie haben genauso wie alle anderen das Beste verdient, ganz egal wo sie herkommen. Sie haben es verdient zu gewinnen und einfach alles zu haben. Vor allem, wenn sie zuvor so hart an ihrem Traum gearbeitet haben.

Besonders wenn der Film hervorhebt, dass Solomon „das echte Leben“ fotografieren würde, scheint es wie ein Vorwurf an seinen Freund Abdi zu sein, weil er nicht auf der Straße in einem aus ein paar Holzbrettern gebastelten Haus lebt, sondern in einem richtigen Zimmer. Die Tatsache, dass Abdi so sehr von Schuldgefühlen zerfressen ist, weil er es so gut hat und sein Freund eben nicht impliziert, dass man als Äthiopier nur dann ein echtes Leben führt, wenn man irgendwo auf der Straße lebt. Es kommt einem so vor, als ob der Regisseur seiner Figur Abdi keinen Wohlstand und Erfolg gönnt, weil er aus irgendeinem Grund glaubt, dass Armut der natürliche Zustand eines Äthiopiers ist. Nur weil man ein paar Jahre in Äthiopien lebt und in seiner europäischen voyeuristischen Weise auf die Menschen herabblickt, heißt es nicht, dass man sie oder ihre Kultur richtig kennenlernt. Man kann jahrelang in Afrika verbringen und trotzdem nicht weiter als ein privilegierter Weißer sein, der sich am liebsten mit schwarzen Menschen fotografieren lässt, weil sie ihm so exotisch erscheinen.

Man hätte so viel mehr aus diesem Film machen können, wenn man nicht so besessen davon wäre, stereotype Äthiopier Figuren aufzubauen. Auch wenn der Film einige emotionale Momente hat, fällt es einem schwer mit den Figuren mitzufühlen, weil gerade Solomons Figur ziemlich unsympathisch erscheint und man ihn offenbar stets als Opfer der Umstände sieht, obwohl man ja mit Abdi eigentlich eine Figur entwickelte, die als Sportler ehrlich seinen Lebensunterhalt verdient, macht man Solomon nie Vorwürfe für seine kriminelle Laufbahn, sondern es fühlt sich eher so an, als ob Running Against the Wind aussagen will, dass er nichts dafür kann. Der arme Solomon hat nichts, deswegen muss er ja, Autos klauen, kiffen und trinken. So ist das Leben nun mal, zumindest in diesem Film. Dann benutzt der Regisseur auch noch ein Kleinkind, das kaum drei Jahre alt ist, um die Szenen dramatischer zu gestalten. Vor diesem Kleinkind heulen die Figuren oder streiten sich und das Kind sieht einfach nur verstört aus, weil es keine Ahnung hat, was da vor sich geht und die Kamera filmt diese unverfälschten Reaktionen des Kindes bewusst ab. Es ist sicherlich wahnsinnig authentisch, aber da die Szenen bestimmt mehr als nur einmal gedreht wurden, ist es fragwürdig, ob man ein Kleinkind, das sich nicht bewusst für die Schauspielerei entschieden hat, so vorführen sollte, nur um noch bessere Szenen hinzubekommen. Das ist allerdings noch nicht das Schlimmste an dem ganzen Film, denn der Regisseur geht noch einen Schritt weiter und tritt selbst als Schauspieler auf, um sich in der Rolle des Fotografen Paul als weißen Retter in Not aufzuspielen.

Fazit

Alles in allem, vermittelt „Running Against the Wind“ trotz einiger guter Ansätze, eine äußerst enttäuschende Botschaft: Man sollte seinen Traum aufgeben, um seinen Freund zu retten, den man Jahre lang nicht gesehen hatte, dann können alle zusammen in einer Hütte auf der Straße glücklich werden. „Running Against the Wind“ bietet eine ziemlich arrogante europäische Sichtweise auf die armen Äthiopier, deren Armut natürlich als „echtes äthiopisches Leben“ verkauft wird. Der einzigen Figur, die nach den Sternen greift und eine Läuferkarriere starten will, werden sofort Schuldgefühle eingepflanzt. Warum sollte man auch als Äthiopier alles haben wollen, wenn man doch arm, aber glücklich sein kann? Der deutsche Regisseur Weyl weiß eben ganz genau, was ein Äthiopier wirklich will ...

Kritik: Yuliya Mieland

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