{{ tweet.login }}

{{{ tweet.body | format }}}

Wird geladen...

×
×

Erwähnungen

×

Benachrichtigungen

Quelle: themoviedb.org

Verfügbar auf

Mubi

Inhalt

Der afrikanische Kontinent ist berühmt für die vielen exotischen Tiere, die er beherbergt und die seit jeher Menschen aus aller Welt in ihren Bann ziehen: Elefanten, Zebras, Gnus, Löwen und viele andere Arten haben hier ihre Heimat. Doch wo sich manche Besucher Afrikas mit einer Safari begnügen, die Tiere also in freier Wildbahn beobachten, reicht es anderen nicht, nur zu gucken – sie wollen die exotischen Vierbeiner erlegen und als Andenken mit nach Hause nehmen. Geleitet von Einheimischen, die sich auskennen, und bewaffnet mit großen Gewehren mit Zielfernrohren begeben sich die Jäger auf die Pirsch. Für seinen neuen Dokumentarfilm „Safari“ begleitete Regisseur Ulrich Seidl deutsche und österreichische Jagdtouristen bei ihren Ausflügen in Afrika und geht in Gesprächen ihrer Motivation auf den Grund…

  • Aq9vkm7iar3pfzpwoiewi9kelnn
  • 1l5plgwiiieurtc9v5gssfjoqht
  • 5x4fqr8ux9hmz8nwkxmterlv8pd
Quelle: themoviedb.org

Kritik

In den Filmen von Ulrich Seidl (Hundstage) stand das zutiefst Menschliche bislang stets im Einklang mit dem Abgründigen. Der Österreicher dreht Dokumentationen wie auch Spielfilme, doch die Grenze zwischen den realen, authentischen Elementen und den bewusst fiktiv inszenierten Passagen verläuft bei ihm auf einem schmalen Grat, wobei Seidl zuletzt massiv ins Stolpern geriet. In seiner 2014 veröffentlichten Dokumentation Im Keller warf der Regisseur einen Blick in die Räumlichkeiten seiner Landsleute, die sich eher im Erdgeschoss des Hauses befinden und in denen Seidl skurrile, makabre sowie mitunter erschütternde Eindrücke und Zustände ans Tageslicht beförderte. Durch seinen eigenwilligen Stil, bei dem der Regisseur die gezeigten Personen wie schaurige Wachsfiguren immer wieder starr in der Mitte des Raumes platziert und wortlos längere Zeit in die Kamera blicken lässt, wirkte Im Keller wie eine auf Kunst getrimmte Variante voyeuristischer Privatsender-Formate, in denen der Mensch lediglich als absonderliche Kuriosität bloßgestellt und vorgeführt wird. 

Inspiriert durch ein jagendes Ehepaar, das in seinem Keller stolz ein ganzes Arsenal an Jagdtrophäen präsentierte, begleitet der Regisseur in Safari deutsche und österreichische Touristen in Afrika bei ihrem doch recht speziellen Hobby. Dabei geht Seidl vor allem der Frage auf den Grund, was den besonderen Reiz ausmacht, ein Tier aufzuspüren, über längere Zeit zu verfolgen, um den perfekten Moment abzupassen und dessen Leben schließlich mit einem einzigen gezielten Schuss zu beenden. Neben den gewohnten Interview-Szenen, in denen wieder einmal einige höchst verschrobene oder kauzige Persönlichkeiten zu Wort kommen und sich über verschiedene Aspekte des Jagens äußern, ist Seidl hier auch hautnah mit der Kamera dabei, um den gesamten Prozess der Jagd festzuhalten. 

Der Regisseur selbst hält sich dabei vollständig im Hintergrund, verzichtet auf jegliche Form eines eigenen Kommentars und lässt die Touristen sowie seine Aufnahmen für sich sprechen. Schnell wird deutlich, dass Safari neben den gezeigten, mitunter überaus prachtvollen Tierarten in erster Linie den Menschen selbst wie eine Art rätselhafte Spezies in Szene setzt, bei der die empfundenen Eindrücke gegenüber einigen Handlungen zwischen amüsanter Komik und erschreckender Absurdität schwankt. Die Kernmotivation der Jagd, die seltsame Faszination des Tötens, bleibt jedoch weitestgehend im Dunkeln. Die Kinder einer ganzen Jagdfamilie rechtfertigen ihr Hobby beispielsweise mit der Begründung, dass sie kranke oder ältere Tiere lediglich von ihrem Leid erlösen würden, während es der Betreiber einer Safari-Farm nicht einmal mehr für nötig hält, seine Taten in irgendeiner Weise rechtfertigen zu müssen. 

Wenn sich in den Gesichtern der Jäger nach dem Abfeuern des Schusses und der anschließenden Feststellung des Todes ihres erlegten Tieres jedes Mal ein glückliches Lächeln abzeichnet, woraufhin für ein Foto stolz mit dem leblosen Kadaver posiert wird, erreicht Seidl mehr durch Bilder als durch Erklärungen und liefert aufschlussreiche Momentaufnahmen. Als Gesamtwerk hat Safari seiner grundsätzlich interessanten Thematik aber nur wenige Erkenntnisse entgegenzusetzen und erschöpft sich früh in Aufnahmen von der Jagd, die durch ihren immer gleichen Ablauf schnell monoton wirken. Die 90 Minuten Laufzeit erscheinen mühsam gestreckt und oftmals repetitiv, wobei die Szenen, in denen Seidl einige seiner Protagonisten erneut auffällig lange sowie stumm vor der Kamera platziert, wie unnötiges, überflüssiges Füllmaterial wirken. Die Einheimischen reduziert der Regisseur hingegen rein auf die Funktion der Begleiter und Erfüllungsgehilfen, wobei nicht wirklich ersichtlich wird, wieso sie in einigen Szenen wie wilde Barbaren inszeniert werden, die animalisch an den Überresten der zerlegten Tiere knabbern. 

Im letzten Drittel wartet Safari aber mit einigen Eindrücken auf, die sich geradezu unvergesslich grauenhaft gestalten. Seidl zeigt den qualvollen Todeskampf einer Giraffe, die sich, nachdem sie vom Schuss getroffen wurde, immer wieder aufrappelt, viele Sekunden reglos liegen bleibt, dann wieder aufrappelt, bis das Leben erst nach mehreren Minuten vollständig aus dem Tier gewichen ist. Nach diesem sprachlos stimmenden Akt geht der Regisseur allerdings noch weiter und zeigt die explizite Häutung und Schlachtung der Giraffe, der erst die Haut abgezogen wird, bevor die massigen Innereien unter einem Strom aus Blut und anderen Flüssigkeiten aus dem Leib gezogen und entsorgt werden.

Fazit

In "Safari" ergründet Regisseur Ulrich Seidl die Faszination hinter dem Akt des Tötens als aufregendes Hobby deutschsprachiger Touristen in Afrika. Zu wirklich aufschlussreichen Erkenntnissen kommt die Dokumentation dabei selten und auch das Konzept wirkt bereits nach gut der Hälfte des Films etwas abgenutzt, doch Seidl hat stellenweise und vor allem gegen Ende einige unvergesslich intensive Impressionen im Gepäck, die trotz des durchwachsenen Gesamteindrucks eine Sichtung rechtfertigen.

Kritik: Patrick Reinbott

Wird geladen...

×