Inhalt
Die vollkommenen gegensätzlichen Freunde Chon (Taylor Kitsch) und Ben (Aaron Johnson) haben vor allem eines gemeinsam: Ihre Liebe zur schönen O (Blake Lively). Doch viel eher verbindet den Weltverbesserer sowie Kriegsveteranen ihr einträgliches Geschäft mit dem besten Gras im Süden der USA. Und dank des korrupten Drogenfahnders Dennis (John Travolta) floriert das Netzwerk ungemein. So gut gar, dass kurzerhand die mexikanische Drogenkönigin Elena Sánchez (Salma Hayek) auf den Plan tritt und sich das Business der Freunde unter den Nagel reißen will. Als sich schließlich Buddhist und Entwicklungshelfer Ben dazu entscheidet, dem brachialen Drogenkartell das Netzwerk zu überlassen, gibt es jedoch ein Problem: Die Mexikaner, vertreten von Anwalt Alex (Demián Bichir) und Killer Lado (Benicio Del Toro), will mehr. Was folgt ist die Entführung von O sowie eine Entscheidung von Ben, die alle in einen regelrechten Krieg zieht, aus dem es kein entkommen mehr gibt….
Kritik
Regisseur Oliver Stone kann vor allem eines besonders gut: Polarisieren. Und so ist es kein Wunder, dass der politisch engagierte wie ambitionierte Filmemacher regelmäßig mit seinen Filmen die Zuschauer spaltet sowie erzählerisch teils höchst persönliche Werke offenbart, die immer wieder gerne gesehen werden. Das Repertoire hierbei ist indes durchweg beeindruckend, wie Kriegsdramen wie Platoon oder Geboren am 4. Juli (mit denen Stone seine eigene Vergangenheit aufarbeitete), Sportliche Leidensgeschichten wie An jedem verdammten Sonntag), politische Statements wie Nixon oder W., brachiale wie hippe Klassiker wie U-Turn und Natural Born Killers oder gar Biografien wie The Doors beweisen. Mit Savages, der nach der gleichnamigen Vorlage von Don Winslow (Kill Bobby Z) inszeniert wurde, folgt nun eine regelrechte Mischung auf vielen von Stones besten Elementen. Doch kann das überhaupt gut gehen? Die Antwort lautet: Zum Teil. Denn während gerade die Optik, gerade durch die beeindruckende Arbeit von Kamermann Daniel Mindel , ein absolutes Highlight darstellt, bleibt erzählerisch das bunte und recht brutale Drogentreiben etwas auf der Strecke.
Dies liegt vor allem an der doch recht gewagten Herangehensweise, die Savages bereits bezeichnend in den ersten Minuten einführt: In recht philosophischer Art gibt es einen Beginn, der mit lockerleichten Phrasen von O startet, die fortan als Off-Erzählerin durch den Film navigiert. Und gleich hier gibt es ein paar Plattitüden, die durchaus gewagt sind. Immerhin lebt O für beide Charaktere, Ben und Chon, und somit kann sie beide auch munter am besten mit dem sexuellen Verhalten beschreiben. Chon fickt, Ben macht Liebe. So Tiefsinnig dies auch im ersten Momente erscheinen mag, Stone versteht es anschließend gekonnt, immer wieder durch gut gewollte Off-Dialoge zu überzeugen und die Story voran zu treiben. Und auch wenn es hierbei das eine oder andere Mal etwas zu viel des guten gibt, bleibt es dabei, dass zumindest auf der Meta-Ebene, der Kampf gegen das Drogenkartell immer wieder vorangetrieben wird. So viel Glück hatten indes die Figuren Ben und Chon allerdings nicht. Denn obgleich sich Oliver Stone 131 Minuten auf seine beiden, durchaus charmanten, Hauptfiguren konzentriert, bleiben beide bis zum Finale relativ bodenlos. Chon bleibt der harte Ex-Veteran mit Trauma und Ben bekommt eine Wendung verpasst, die sich nie so recht in das Gesamtbild einfügen lassen will. Zumindest die präsentierten Nebenfiguren, eine stärke Stones, können überzeugen und offenbaren immer wieder starke Szenen, die beeindrucken.
Allerdings bleibt Savages auch hier nicht von Fehlern befreit und so kommt es mitunter, dass sich Regisseur Oliver Stone an der einen oder anderen Stelle etwas verhebt. Drogenfilm oder doch brutale Komödie? Philosophischer hipper Beitrag oder doch eher ein Drama über den absoluten Abgrund? Viel zu oft wird der Zuschauer alleine mit den Statements gelassen, sodass hier erneut viel Tiefe verloren geht. Zumindest auf der brutalen wie gewaltvollen Ebene, gibt es unterdessen eine Ambivalenz, die beeindruckt. Besonders Handlanger Lado überzeugt hier auf ganzer Linie. Benicio del Toro verkörpert so mit absoluter Perfektion und mit sichtlichen Gefallen den sadistischen Vollstrecker, der selbst seinen Azubi mal eben in den Tod befördert. Darstellerisch zeigt sich der Rest des Castes hingegen gewohnt routiniert, aber niemals außergewöhnlich. Einzig ein gelungenes Duell zwischen Del Toro und John Travolta ist intensiv in Szene gesetzt, sodass der Zuschauer förmlich die Luft anhalten muss. Letztlich bleibt dies aber etwas zu wenig, um gekonnte wie durchgehend spannende 131 Minuten Unterhaltung zu bieten.
Fazit
Mit "Savages" hatte Oliver Stone durchaus einige Ambitionen, doch das Gesamtergebnis erweist sich als etwas zu nüchtern. Zu viel schneidet der Drogenfilm an, zu vieles bleibt offen und letztlich auch blass. Erzählerisch entstehen so Lücken, die gerade angesichts der teils doch recht fragwürdigen Charaktere, etwas den Spaß am sonst optisch einwandfreien Treiben trüben. Was bleibt ist aber dennoch ein Film voller Ideen, Einfällen und guten Ansätzen, die viel Spaß bereiten, zum nachdenken anregen und fesseln. Eben doch im Kern ein typischer Oliver Stone.
Autor: Thomas Repenning