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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

2020 wäre Christoph Schlingensief 60 geworden. Bettina Böhler rekonstruiert ausschließlich aus Archivmaterial sein Leben und sein Werk. Von Schlingensiefs ersten Super-8-Filmen bis zum Fluxus-Oratorium „Eine Kirche der Angst vor dem Fremden in mir“ umspannt ihr Film ein 40-jähriges Schaffen und damit auch 40 Jahre (deutsch-)deutscher Geschichte, an der sich Schlingensief Zeit seines Lebens abgearbeitet hat.

Kritik

Dass sein Schaffen in der deutschen Kultur- und Medienlandschaft derart viel Beachtung fanden, jede Menge Bürger_innen, nicht zu vergessen so manche Politiker auf die Palme brachten und die Polizei wiederholt bei seinen Aktionen anrückte, ist aus heutiger Sicht schwer nachvollziehbar. Einige Leute schickten seinen Eltern sogar Hassnachrichten, wohlgemerkt zu einer Zeit, als man diese noch schriftlich zu Papier bringen, in eine Marke investieren und das Wutschreiben zum Briefkasten tragen musste. Wer war dieser Typ?

Bettina Böhler weiß es auch nicht. Dafür paart ihre kurzweilige Dokumentation über und mit Christoph Schlingensief (United Trash) gekonnt biografische Ausschnitte und Karrierestationen mit dem chaotischen visuellen Stil Deutschlands einstigen Lieblingsprovokateurs. Die Frage, ob seine Filme, Bühnenwerke und öffentlichen Auftritte von Genie zeugten oder schnöder Aufmerksamkeitsgier überlässt die Regisseurin anderen. Ihr Fokus richtet sich ganz auf die öffentliche Figur Schlingensief, nicht die Privatperson. So offenbaren biografische Einsprengsel und Anekdoten nur das, was perfekt ins grellbunte Bild passt.

Dreimal erzählt er bei verschiedenen Gelegenheiten, dass er sechs Kinder in einem sei, und seine aufwendigen filmischen Gehversuche flackern auf der Leinwand. Von denen springt das selektive Porträt zu den Heimatfilmen voller Blut, Nazis und Scheiße. Unerwähnt bleiben seine Lehraufträge und Tätigkeit als Aufnahmeleiter der Lindenstraße - das Gegenstück politischen Schocktheaters. Privatbeziehungen und die Krebserkrankung, die seine letzten Stücke beeinflusste, existieren nicht in dieser wilden Werkschau, die sich mehr für Schlingensiefs (Selbst)Konstrukt interessiert als ihn.

Fazit

Mit Faible für absurde Komik montiert Bettina Böhler einen angemessen exzentrischen Exkurs über Ausnahme-Aktionist Christoph Schlingensief. Dessen Veranstaltungen düpierten das Spießbürgertum durch radikale Referenzen an eine von Altfaschismus und Biederkeit pervertierte urdeutsche Heimat. Die Persönlichkeit des Enfant terrible bleibt verborgen hinter Kettensägen, Kulissen und Kunst - weniger als Topos denn als Kampfbegriff. Eines stellt die unterhaltsame Hommage klar: Wer einem FDP-Politiker besonders faulige Fische in den Firmensitz-Vorgarten schmeißt, kann nicht völlig durchgedreht sein.

Kritik: Lida Bach

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