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Quelle: themoviedb.org

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Ein Zeitungsjournalist lässt sich als Patient in eine Irrenanstalt einweisen, um einen Mord aufzuklären. Dabei verfällt auch er immer mehr dem Wahnsinn.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Wahnsinn ist nicht ansteckend…oder doch!? Wer mit dem Feuer spielt muss sich nicht wundern, wenn er sich verbrennt. Den Pulitzer-Preis bereits vor Augen lässt sich Sensationsreporter Johnny Barrett (Peter Breck, Black Beauty) auf ein waghalsiges Spiel ein. Mit Hilfe seines Chefredakteurs, eines befreundeten Psychologen und sogar seiner Geliebten Cathy tarnt er sich als inzestuösen Triebtäter, um daraufhin in eine Nervenheilanstalt eingewiesen zu werden. Warum? Dort wurde vor einiger Zeit ein Patient ermordet, der Fall niemals aufgeklärt. Johnny hat Anhaltspunkte über eventuelle Zeugen der Tat, bei denen es sich ebenfalls über ein unter schweren Persönlichkeitsstörungen leidendes, dort verwahrtes Trio handelt. Gegen jede Moral und die (sehr nachvollziehbaren) Bedenken von Cathy begibt sich Johnny in den Schock-Korridor, mit einem nur imaginären Rückfahrticket in der Tasche, wie er erst viel zu spät feststellen wird.

Nur geringfügig als Whodunnit-Krimi getarnt und mit den bescheidenen Möglichkeiten des B-Movie-Bahnhof-Horrors verwirklicht gelingt dem Zeit seiner langen Karriere stetig am Mainstream und „anerkannter“ Filmkunst vorbei wirbelnden und dennoch hoch geschätzten Samuel Fuller (Polizei greift ein) ein galliges Sittengemälde. Gemalt in unkonventionellen Farbtönen quer durch den Genre-Garten, dessen wahre Intention und Qualität man gerne übersehen könnte, obwohl bzw. gerade weil sie einem mit voller, ungewohnter Direktheit genau zwischen die Augen springt. Sich mit den Mitteln der Satire die Aufmerksamkeit und Bühne sucht, die ihm bei angestrengter Seriosität wahrscheinlich kaum zur Verfügung stehen würde. Zumindest nicht so. Denn Schock-Korridor legt - oder eher bohrt – seinen ausgestreckten Mittelfinger tief in klaffende, zum Zeitpunkt seiner Entstehung (und leider zum Teil heute noch) akute, gesellschaftliche Wunden und Befindlichkeiten der USA.

Drei Menschen sind nicht nur Zeugen eines Mordes in der Klapse (nichts anderes ist dieses „Krankenhaus“), sie sind Zeugen und Opfer zugleich ganz anderer Zustände außerhalb des Schock-Korridors, von denen Fuller mit teilweise groteskem Zynismus berichtet und sie dennoch in all ihrem Grauen schonungslos entlarvt. Ein zum Kommunismus konvertierter Kriegsveteran - enttäuscht von allem, was ihm sein Land bis dahin nicht gerade geboten hat -, wurde zum Opfer der McCarthy-Hexenjagd und flüchtete in die Identität eines stolzen, radikalen (und unbelehrbaren), ur-amerikanischen Südstaatengenerals. Einer der ersten afroamerikanischen Studenten brach unter dem ihm entgegenschwappenden Hass zusammen und geht nun mit dem umgenähten Kissenbezug als Grand Dragon des Ku-Klux-Klans auf Niggerjagd. Und einer der brillantesten Physiker des Landes wollte nicht mehr die Verantwortung für seine Mittäterschaft bei nuklearen Vernichtungs- und Aufrüstungswahnsinn übernehmen, verfiel in die Rolle eines unschuldigen Kleinkindes. Sie werden von einem Publicity-geilen, unmoralischen Arschloch-Egomanen listig ausgefragt und manipuliert, während dieser gar nicht merkt, wie sehr er sich selbst und besonders seinen Geisteszustand in die Pfanne haut, bis nur noch Rührei im amerikanischen Gesellschafts- (und nebenbei auch Gesundheitssystem) Albtraum übrig bleibt.

An formellem Realismus ist Samuel Fuller bewusst nicht interessiert, übersteuert seinen grob als pulpig einzustufenden Plot harsch in den satirischen Grenzbereich, spritzt scharfzüngig Gift und Galle, wenn er mit einem bitteren Grinsen über die Missstände seiner großen Nation ätzt. Inszeniert seinen Schock-Korridor als Portrait aus Frust, Wut und vorausschauender Mahnung, von Kamera-Ass Stanley Cortez (Die Nacht des Jägers) in brillanten Bildern eingefangen. Wo Wahrheit, Gerechtigkeit, Fürsorge und Gleichheit nur billige Schlagworte sind. Die sexuelle Selbstbestimmtheit der (Haus)Frauen und Sekretärinnen wie ein nymphomanisches Kannibalen- oder Zombierudel über das unglücklich durch die falsche Tür gestolperte Objekt der Begierde herfällt (eine großartige Szene!). Der Abfall des Systems sich fein säuberlich weggesperrt gegenseitig in den Wahnsinn treibt. Der offenbar doch ansteckend ist. Aber zum Glück nur hier. Oder womöglich doch nicht?

Fazit

Ein nur dezent getarnter Frontalangriff auf die Ungerechtigkeit und gesellschaftliche Schieflage eines Landes, in dem Patriotismus grundsätzlich immer an erster Stelle steht, in schweren Zeiten sowieso. Und schwer sind sie irgendwie immer. Mal mehr, mal weniger. Damals (und heute schon wieder) ganz besonders.

Kritik: Jacko Kunze

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