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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Sommer, 1965. Das formal bestehende Wahlrecht für Afroamerikaner in den USA wird in der Realität des rassistischen Südens ad absurdum geführt. Schwarze sind Bürger zweiter Klasse und täglich Diskriminierung und Gewalt ausgesetzt. Die Stadt Selma, Alabama, ist einer der Orte, in denen sich der Widerstand formt. Dr. Martin Luther King, jüngst mit dem Friedensnobelpreis geehrt, schließt sich den lokalen Aktivisten an und zieht damit nicht nur den Unwillen der örtlichen Polizei und des Gouverneurs von Alabama auf sich. Auch Kings Verhältnis zu Präsident Lyndon B. Johnson gerät unter Spannung. Zudem droht die Ehe zwischen King und seiner Frau Coretta unter dem Druck und der ständigen Bedrohung zu zerbrechen. Der Kampf um Gleichberechtigung und Gerechtigkeit schlägt Wellen, die bald das ganze Land in Aufruhr versetzen.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Wir, das Volk der Vereinigten Staaten, von der Absicht geleitet, unseren Bund zu vervollkommnen, die Gerechtigkeit zu verwirklichen, die Ruhe im Innern zu sichern, für die Landesverteidigung zu sorgen, das allgemeine Wohl zu fördern und das Glück auf Freiheit uns selbst und unseren Nachkommen zu bewahren, setzen und begründen diese Verfassung für die Vereinigten Staaten von Amerika. – Präambel der Verfassung der Vereinigten Staaten, 1787

Filme über Martin Luther King Jr. gibt es einige – Wikipedia listet neun, die zwischen 1967 und 2014 erschienen sind und in irgendeiner Weise um den afroamerikanischen Bürgerrechtler aus Atlanta, Georgia, drehen. In einem dieser Filme spielt er sogar sich selbst. Dass man ihm im zweifach oscarnominierten Film von Regisseurin Ava DuVernay keinen Gastauftritt einräumen kann (heute wäre er 86), liegt an der Tatsache, dass King 1968, dem Sommer der, im Alter von 39 ermordet wurde. Der Film handelt aber zum Glück nicht von Kings Ermordung, schließlich ist die Tatsache erschossen zu werden nicht die größte Leistung eines Menschen, auch wenn es postum oft nur um seinen Tod geht. „Selma“ beginnt mit der Verleihung des Friedensnobelpreises 1964, den er für seine langjährige Arbeit, in dessen Folge er zu einem Sprachrohr einer ganzen Bevölkerungsgruppe geworden ist, erhielt. King ist Vater von vier Kindern und steht im Zentrum der öffentlichen Wahrnehmung.

In der Kinowelt herrschen nur noch wenige Tabus, Gewalt gegen Kinder gehört definitiv dazu. So beginnt der Film im wahrsten Worte explosiv und zeigt ungeschönt die Ermordung ebenfalls vierer (!) afroamerikanischer Kinder, die 1963 bei einem Bombenanschlag auf eine Baptistenkirche durch Mitgliedern des Ku Klux Klans um Leben kamen. Die Zeit scheint still zu stehen, während der Zuschauer sich durch den unvorhergesehenen Knall fassungslos endlos erscheinende Sekunden in seinem Kinosessel windet. Die Verhältnisse sind klar.

Gekonnt umschifft „Selma“ die gefährlichen Klippen der Vorhersehbarkeit, an denen schon so mancher Biopic zerschellt ist. Vielleicht liegt es aber auch nur daran, dass uns die äußeren Umstände als Mitteleuropäer nicht ganz vertraut sind. Der Film handelt vom „Blutigen Sonntag“ und dem Beginn der Proteste in der südamerikanischen Kleinstadt Selma. Wie zufällig fährt die Kamera bei der Ankunft Kings in Selma über ein Schild mit der Aufschrift „Serving White-only since  1865“. Der Bevölkerungsanteil von Afroamerikanern in Selma betrug zu diesem Zeitpunkt mehr als 50 Prozent. Im Rathaus, in der Polizei oder sonstigen Behörden findet keine Repräsentation statt, vielmehr sieht man sich Anfeindungen von und durch staatliche Organe gegenüber. In dieses Szenario des offensichtlich gescheiterten Melting Pot im „Land of the Free“ wird der Zuschauer geworfen und droht zu versinken.

Die große Stärke von „Selma“ ist die eingefangene und konservierte Atmosphäre der damaligen Zeit. Trotz eines merklich geringen Budgets von 20 Million US-Dollar, die sich in der Ausstattung, beispielsweise in einer geringen Anzahl historischer Fahrzeuge niederschlägt, weiß man zu überzeugen. David Oyelowo als unterkühlter und etwas speckiger Dr. Martin Luther King Jr. macht eine sehr gute Figur und auch die Nebenrollen sind gut besetzt. Zusammen mit der in permanenten Sorgenfalten liegenden Carmen Ejago, die Kings Frau Coretta spielt, sind sie ein atemberaubendes Gespann. Leider fehlt der Geschichte aber letztendlich ein Höhepunkt, der Zuschauer hat eher das Gefühl einer vor sich hin plätschernden Erzählung, dessen Ausgang in groben Zügen schon bekannt ist. Das liegt zum Großteil an der Bestrebung, die historischen Geschehnisse möglichst authentisch und wenig verklärt wiederzugeben. Letztendlich die richtige Entscheidung, denn hinzugedichtete Ereignisse wären mehr schädlich als nützlich gewesen. Besonders im Hinblick auf die jüngsten Unruhen in den Vereinigten Staaten, die durch die Erschießung eines afroamerikanischen Jugendlichen durch einen weißen Polizeibeamten ausgelöst wurden, erfährt der Film, selbst 50 lange Jahre nach seinem zeitlichen Handlungsrahmen, eine tagespolitische Brisanz.

Fazit

Mit etwas mehr Budget wäre mehr drin gewesen, besonders die geringe Ausstattung macht dem Zuschauer zu schaffen. So wird man dazu verdonnert, gute zwei Stunden zum überwiegenden Teil Innenaufnahmen anzusehen. Der Geschichte an sich macht es aber keinen Abbruch. Im Rennen um die Oscars als Bester Film wird es „Selma“ aber dennoch schwer haben.

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