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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Die bildende Künstlerin Lizzy hat kurz vor Eröffnung ihrer Ausstellung mit jeder Menge familiärem und beruflichem Trouble zu kämpfen. Eine verletzte Taube, die in ihrer Obhut landet, macht die Dinge nicht leichter. 

Kritik

Es ist praktisch ausgeschlossen, dass zwei Festival-Jahrgänge hintereinander kein Mann die Goldene Palme erhält. Aber wunderbar wäre es, ginge der Hauptpreis an Kelly Reichardts (First Cow) poetisches Porträt einer um Arbeitszeit und Anerkennung kämpfenden Künstlerin. Der Portlander Bildhauerin Lizzy Carr (Michelle Williams beste Rolle seit ihrer ersten Zusammenarbeit mit der Regisseurin) bleibt eine Woche, um die Werke für die im vielschichtigen Titel anklingende Soloausstellung fertigzustellen. Nebenher muss sie ihre neurotische Verwandtschaft und eine verletzte Taube versorgen.

Wieder Warmwasser in ihrer Wohnung zu haben, wäre auch ganz schön. Aber Freundin und Vermieterin Jo (fabelhaft: Hong Chau, Artemis Fowl) ist ihrerseits Künstlerin und als solche stets knapp bei Kasse und Zeit. Letzte raubt der kantigen Protagonistin neben besagter Taube ihr schizophrener Bruder und vereinsamter Vater (Judd Hirsch, The Fabelmans). Dessen Werkstatt gibt Aufschluss über Lizzys Materialwahl und seinen mit angeberischen Anekdoten überspielten Neid auf ihre Begabung. Letzte steht im Zentrum dieses feinfühligen Faksimile des komplexen künstlerischen Schaffensprozesses. 

Den beobachtet das fasziniere Kameraauge fast ausschließlich bei Frauen und PoC, die in exklusiven Galerien und Museen wie in Cannes systematisch unterrepräsentiert werden. Solch beiläufige Details enthüllen die konzeptkritische und gesellschaftspolitische Tiefe der spartanischen Story. Unter deren trockenem Humor schwelen Zorn und Pessimismus angesichts der deprimierenden Realität eines von ultraelitären Hierarchien, struktureller Diskriminierung und Lobbyismus geprägten Kunstmarktes. Der hält Kreative wie Lizzy immer an den unsicheren Randplatz, wo Reichardts auf die Schlusstage verbannte Illustration sie beobachtet.

Fazit

Wie die von Cynthia Lahti geschaffenen Figuren, an denen die prosaische Protagonistin arbeitet, verweigern sich die lebendigen Charaktere Kelley Reichardts unscheinbarer Tragikomödie den gesellschaftlichen Normen von Dekorativität, Funktionalität und Konvention. Das hintersinnige Highlight des diesjährigen Wettbewerbs ist ein ebenso intelligenter wie inspirierter Gegenentwurf zur kalkulierten Kunstverachtung, die Ruben Östlunds The Square 2017 die Goldenen Palme bescherte. Eine von subtiler Symbolik beschwingte Hommage an das kreative Chaos in Leben, Geist und Schaffen der kaum gesehenen Kunstschaffenden.

Kritik: Lida Bach

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