Gesehen beim Hard:OnLine Film Festival 2022
Remakes sind gerade im Horrorfilm-Sektor nun wirklich alles andere als eine Seltenheit. Umso verwunderlicher, dass es bis zum letzten Jahr dauern sollte, bis der einst von Roger Corman produzierte Kult-Slasher The Slumber Party Massacre aus dem Jahr 1982 nun „endlich“ auch eine moderne Neuauswertung erfuhr. Sonderlich große Erwartungen steckte man aber wohl nicht in das Projekt. Statt für die Kinoleinwand wurde im Auftrag des nicht immer für hohe Qualität berühmten Pay-TV Sender SYFY in Südafrika gedreht, wo Regisseurin Danishka Esterhazy (Level 16) den Film in gerade mal 18 Drehtagen im Kasten hatte. Das klingt jetzt alles nicht so besonders vielversprechend, insbesondere da es sich beim Original um einen der besten und selbstironischsten Slasher seiner Generation handelte, an dessen Remake man fast nur scheitern kann. Doch manchmal, wenn schon alles im Vorfeld hoffnungslos erscheint, wird man doch noch eines Besseren belehrt.
Auch wenn sich beide Filme auf den ersten Blick schon deutlich unterscheiden mögen – das Original spielte in der typisch-amerikanischen Vorort-Idylle, während man sich im Remake in bester Backwood-Slasher Tradition aufmacht zu einer Cabin in the Woods – gibt es eine Parallel, die damals wie heute alles andere als selbstverständlich war und ist. Sowohl Regie als auch das Drehbuch stammen von einer Frau. Diesmal ist Suzanne Keilly (Leprechaun Returns) verantwortlich für das Skript, das sogar noch mehr darum bemüht ist, eine feminine Note in das gewohnte Genre-Einmaleins einzubringen. Dies geschah im Original bereits, musste damals allerdings noch einige Zugeständnisse machen, um die Anfang der 80er gerade erst etablierte Sehgewohnheiten doch noch weit genug zu bedienen. Beim neuen Slumber Party Massacre geschieht dies viel deutlicher, weit weg jedweder versteckten Subtilität, die es im Original vielleicht erst noch zu entdecken galt. Fast schon mit der Brechstange - oder wahlweise auch mit der Machete, dem Baseballschläger oder dem Küchenmesser – wird einem die Geschlechter-Revolution hier um die Ohren gehauen.
Elegant ist das nicht, allerdings in seiner direkten Darstellung mitunter recht überraschend und, was am sicherlich am wichtigsten bei einem Film dieser Gangart ist, durchgehend ziemlich unterhaltsam statt verkrampft-emanzipatorisch oder gar lächerlich-scheinheilig wie in so manch anderen, ach so emanzipierten Horrorfilmen der letzten Jahre. Beim Gedanken an den 2019er Black Christmas läuft es einem immer noch eiskalt den Rücken runter – und zwar nicht aus dem angepeilten Gründen. Esterhazy & Keilly gelingt es tatsächlich, mit den Regeln, Dogmen und Klischees des Slasher-Genres ähnlich süffisant zu spielen wie es einst im Original geschah und sie teilweise sogar mit vollem Karacho aus den Angeln zu hebeln. Gestaltet sich der Einstieg noch vermeidlich generisch und vorhersehbar, zieht man alsbald den ersten Kniff aus dem Ärmel, der das Geschehen in ein erfrischend selbstreflektiertes und beinah schon parodistisches Licht rückt, was in manchen Situationen herrlich absurd überhöht wird. Plötzlich sind es die Jungs, die gerettet werden müssen und sich jauchzend-angeheitert Kissenschlachten liefern, während die Mädels sich schwer bewaffnet gegen einen hier noch cartooneskeren Maniac mit seinem phallischen Riesenbohrer (völlig neben der Spur, aber wenn, dann doch bitte hier: Rob van Vuuren, Der Mauretanier) in die Schlacht werfen. Auf die Spitze getrieben von einer Duschszene, in der die Kamera sich mal ausnahmsweise voyeuristisch ausgiebig an den muskulösen Rundungen eines nackten Männerkörper ergötzt und anhand dieser in dem Kontext beinah komisch wirkenden Szene erst verdeutlicht, wie selbstverständlich wir das im umgekehrten Rollenverhältnis akzeptieren und wie sinnlos und eigentlich zutiefst lüstern es plötzlich erscheint.
Um trotzdem noch auf dem Boden der Tatsachen zu bleiben: Natürlich ist dieser Slumber Party Massacre jetzt auch nicht eine Offenbarung und ein unverzichtbares Remake, auf das die Welt zwingend gewartet hat. Nicht jeder Gag trifft wie erhofft ins Schwarze und hinter der kostengünstigen Inszenierung lässt sich auch nicht unbedingt ein schlummerndes Top-Talent voll handwerklicher Finesse erkennen. Aber es ist nicht nur wegen seiner amüsanten Brechungen mit dem Genre (was nebenbei auch wie ein ironischer Kommentar auf den ganzen Gender-Wahnsinn der letzten Jahre wirkt) ein verdammt kurzweiliger Low-Budget-Knacker geworden, der im Prinzip einfach nur das Publikum unterhalten will. Und das gelingt ihm mühelos. Fans der ersten Filme werden einige Anspielungen entdecken (wobei das Genre auch über den eigenen Franchise-Teller-Rand ausgiebig zitiert wird), der Fun-Splatter-Faktor ist angenehm süffig ausgefallen (diesmal darf gleich der ganze Werkzeugkoffer zum Einsatz kommen) und das Tempo kommt nach sehr kurzer Warmlaufphase niemals zum Erliegen. Ein paar netten Einfälle on top und fertig ist die Laube. Wer sich dann so Fragen stellt, warum der Killer in dreißig Jahren optisch kein Stück gealtert ist oder wieso die Figuren äußerst fragwürdige Entscheidungen treffen – nun ja, was habt ihr bitte von so einem Film erwartet?
„We know everything about him. He is not a knocker!“