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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

"Woanders weiß man selbst, wer man ist - hier wissen es die anderen. Das ist Heimat." Stefan - ein mehr oder weniger erfolgreicher Schauspieler am Theater, er könnte einer der Jungs aus "Kleine Haie" sein - muss zurück nach Bochum, um das Haus seines verstorbenen Vaters zu verkaufen. In vier Tagen soll alles abgewickelt sein und er wieder im Zug zurück nach München sitzen. Das war der Plan.

Kritik

Von Zeit zu Zeit kann ein Schritt in die Vergangenheit gut tun. Nicht als Rückentwicklung, sondern als Rückbesinnung auf Erfahrungen und Erlebnisse, die schon einmal einen neuen Horizont eröffnet haben. Besonders in festgefahrenen Lebenslagen kann dies ein Ausweg sein. Das wird uns aber oft erst im Nachhinein bewusst. Nachdem die Vergangenheit uns eingeholt oder ein plötzliches Ereignis uns zurückkatapultiert hat. In Sönke Wortmanns Filmkomödie Sommerfest wird Stefan (gespielt von Lucas Gregorowicz) aus seinem geregelten Münchner Theateralltag gerissen, als er die Nachricht vom Tod seines Vaters erhält. Er lässt alles stehen und liegen und wendet sich seiner Vergangenheit zu. Zu Beginn sträubt er sich gegen die Rolle des Heimkehrers und versucht, aufkommende nostalgische Gefühle zu unterdrücken. Er begegnet in seiner Heimatstadt Bochum den Schauplätzen seiner Kindheit, alten Freunden und seiner einen großen Jugendliebe (Anna Bederke), die er schon fast vergessen hatte. Aus einer gezwungenen Konfrontation mit dem Vergangenen und Verflossenen entwickelt sich ein befreites Aufatmen inmitten der vertrauten Mentalität seiner Heimat.

Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von Frank Goosen, der nach Liegen lernen und Radio Heimat nun zum dritten Mal die Vorlage für einen Kinofilm lieferte. Sönke Wortmann nahm für das Drehbuch selbst die Feder in die Hand und versuchte, eigenen Aussagen zufolge, den Ton der Vorlage zu treffen, indem er die Klischeefallen zu umschiffen gewillt war. Die Intention des Regisseurs bestand also darin, einen authentischen Film über das Ruhrgebiet zu drehen, der mehr über die dort lebenden Menschen zu sagen weiß, als dass sie für ihr Leben gerne Pommes rot-weiß essen. Sönke Wortmann, der selbst im Ruhrgebiet aufgewachsen und nach München auf die Filmhochschule gegangen ist, zeigte seine Bemühungen um lebensechte Charaktere, indem er seinen Film in den Nebenrollen größtenteils mit unbekannten Originalen besetzte. Und er weiß in der Tat mehr über die Menschen im Ruhrgebiet zu berichten: sie lieben den Fußball, neigen zu herzlichen Beleidigungen, sprechen einen unverwechselbaren Dialekt und fühlen sich auf der Autobahn erst so richtig zu Hause, wenn Stau ist. Doch wäre Sommerfest ohne diese – nennen wir es mal – Facetten überhaupt noch ein Film über das Ruhrgebiet?

Natürlich hangelt sich auch die Geschichte an den gewohnten tragikomischen Konflikten einer Sommerkomödie entlang, die es nicht darauf anlegt, den Zuschauer zu überraschen. Doch bevor die romantische Idealvorstellung der neu entdeckten Jugendliebe dem Zuschauer die Sinne raubt und auf Wolke sieben einlullt, ereignen sich einige Szenen, die Wortmanns Bemühungen um eine wahrhaftige, herzliche Atmosphäre widerspiegeln. So liegt in der Figur des Frank Tenholt (Peter Jordan) ein so zeitgemäßer, mit einem Hauch von Wehmut vollendet ausgedrückter Zwiespalt begründet, der aus ihm alles andere als einen Einheitscharakter der typischen romantischen Komödien macht. Und das ist nicht der einzige wahre Kern, auf den Sommerfest stößt. Wenn der Traum eines jungen Fußballers kurz vor seiner Erfüllung abrupt zerplatzt, so hält die Realität auf brutale Weise Einzug in das Sommermärchen. Neben Wehmut und Tragik finden sich aber auch genügend urkomische Momente, die vor allem dann ihre Wirkung entfalten, wenn sie durch echte Typen herbeigeführt werden – und davon hat der Film einige zu bieten.

Als eine Ode an die Heimat und Rückbesinnung an vergangene erhebende Momente des Lebens trifft Sommerfest den richtigen Ton. Anstatt diesen Ton zu halten, wendet sich der Film jedoch, dem Roman getreu, der Jugendliebe des Protagonisten zu. In Erinnerung an den ersten kindlichen Kuss unter einem Tisch bringt sie den Gefühlsdusel zum Überschwappen. In der anfänglichen Reserviertheit zwischen der dunklen Schönheit im roten Kleid und dem verwirrten Heimkehrer in den weiten Klamotten seines verstorbenen Vaters liegt ein Funken berührender Intensität, der jedoch schnell verfliegt, als die Angelegenheit zwischen den beiden schon nach kurzer Zeit eindeutig wird. Für Stefan war die Reise in seine Vergangenheit jedenfalls bitter nötig – auch wenn die Jugendliebe da eine geringere Rolle spielt, als der Film einem weismachen will.  

Fazit

So rettet das sichtbare Ringen um Unverfälschtheit Sönke Wortmanns neuen Film über die Einfachheit der Geschichte hinweg. Mit einer Reihe glänzend aufgelegter Nebendarsteller und zahlreichen witzigen und nostalgisch-wehmütigen Momenten ist „Sommerfest“ eine durchaus gelungene Komödie zum Lachen und Träumen. Die etwas zu glatt geratene Liebesgeschichte nimmt zum Ende hin jedoch der Ruhrpott-Hommage den Wind aus den Segeln und hinterlässt einen Film der Sorte luftig-frische Sommerbrise.

Kritik: Jonas Göken

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