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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Jean Dexter, ein Mannequin, wird in ihrer New Yorker Wohnung ermordet aufgefunden. Alles deutet auf mindestens zwei Täter hin, zudem ist einiges an Schmuck entwendet worden. Durch mühselige Kleinarbeit bringt der ermittelnde Lieutenant Muldoon langsam Licht ins Dunkel.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Stadt ohne Maske bzw. The Naked City nimmt sein angewandtes Stilmittel quasi im Filmtitel vorweg. Man ging den 1948 (in Hollywood) sehr ungewöhnlichen Weg, ausschließlich an Originalschauplätzen zu drehen und selbst die zahlreichen Innenaufnahmen nicht im Studio entstehen zu lassen. Daraus macht der Film auch gar keinen Hehl, ganz im Gegenteil. Der kurz nach den Dreharbeiten verstorbene Produzent Mark Hellinger (Rächer der Unterwelt) meldet sich zu Beginn höchstpersönlich zu Wort, während die Kamera über New York City schwebt, und erläutert mit gefühlt stolz geschwellter Brust die Innovation des folgenden Werks. Ganz neu war dies freilich auch zu diesem Zeitpunkt nicht mehr, allen voran praktiziert im italienischen Neorealismus, für US-Verhältnisse stellte dies jedoch wirklich eine kleine Revolution dar. In der Folge entstanden noch einige andere Filme nach diesem Vorbild und speziell die US-Fernsehlandschaft wurde durch etliche Krimiserien im ähnlich semi-dokumentarischen Stil mit Erzähler aus dem Off (denn in dieser Position bleibt einem Hellinger den ganzen Film über erhalten) in den folgenden Jahrzehnten entscheidend geprägt.

Dass der vorletzte US-Film von Jules Dassin (Rififi; aufgrund der Diskreditierung während der McCarthy-Ära siedelte er danach nach Europa über) seinerzeit sehr positiv aufgenommen wurde (Oscars für Kamera und Schnitt) und später aufgrund seiner filmhistorischen Bedeutung 2007 sogar im das National Film Registry verewigt wurde ist absolut nachvollziehbar und in gewisser Weise auch hochverdient, täuscht speziell heutzutage aber natürlich nicht über so manch deftige Abnutzungserscheinungen hinweg. Das damals innovative, heute aber aus gutem Grund nicht mehr so angewandte Stilmittel des Off-Erzählers, der wie in der Wochenschau mit spießig-gequälter „Lockerheit“ über das Geschehen berichtet, wirkt hoffnungslos veraltet und nimmt dem Plot eher die Gelegenheit eine „eigenständige“, autarke Narration auf die Beine zu stellen. Der gewollt semi-dokumentarische Anstrich funktioniert gerade unter diesem Aspekt nur sehr bedingt und offenbart ein teilweise furchtbar antiquiertes Gesellschaftsbild, das damit gleichzeitig aber auch relativ ungeschönt einen wirklich authentischen Einblick in seine Zeit gewährt. Anders als im klassischen Gangsterfilm oder Film Noir wird hier keine Subkultur dargestellt, sondern ein Abbild des tatsächlich allgegenwärtigen Selbstverständnisses. Das sind Frauen entweder brave Hausmütterchen oder verruchte Luder und Kinder werden noch von Vati pädagogisch übers Knie gelegt. So wie sich das eben gehörte.

Die eigentliche Geschichte rund um den Mord an einem Mannequin kommt dabei auch selten über die Qualität einer anständigen Krimiserie heraus, hier regiert eindeutig Style over Substance und auch eine durchaus bieder anmutende Naivität lässt sich kaum leugnen. So abgenutzt es heute wiederum manchmal wirken mag, so wegweisend war es eben damals und muss mit Blick auf seine filmhistorische Relevanz auch in den entsprechenden Kontext gesetzt werden. Dahingehend verdient sich Stadt ohne Maske seinen Ruf als Klassiker der US-Kinos ohne Wenn und Aber, betrachtet man gerade die zahllosen Einflüsse, die diese Art der Inszenierung und Erzählung bis heute in der Filmlandschaft hinterlassen hat. Das gesamte Genre hätte sich ohne diesen Schritt vermutlich anders entwickelt. Wie, ist dabei rein spekulativ. Ohne jede Diskussion verdient allerdings das grandios inszenierte Finale heute noch jedes lobende Wort. Man darf doch ziemlich sicher sein, dass sich ein gewisser William Friedkin bei seinem New Hollywood Meisterwerk French Connection – Brennpunkt Brooklyn dabei mindestens eine gehörige Portion Inspiration abgeholt hat. Alles andere wäre doch ein enormer Zufall.

Fazit

Rein filmhistorisch ein verdienter Klassiker und in gewisser Weise auch Meilenstein des US-Genre-Kinos, der damit nicht mehr mühelos über inhaltliche Defizite und zeitbedingt nicht zu leugnende Abnutzungserscheinungen hinwegtäuschen kann. Trotzdem trübt dies den Sehgenuss nur bedingt, lässt sich in ihm doch auch eine gewisse Aufbruchstimmung erkennen, aus dem gewohnten Studio-Korsett zu entfliehen. Da zeichnen sich durchaus Parallelen zur späteren New Hollywood-Bewegung ab, die spätestens in dem immer noch fulminanten Finale sehr deutlich zu Tage treten.

Kritik: Jacko Kunze

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