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Quelle: themoviedb.org

Verfügbar auf

Netflix

Inhalt

Bernadette oder Benni, wie sie genannt werden will, ein zartes Mädchen mit ungestümer Energie, ist ein „Systemsprenger“. So nennt man Kinder, die radikal jede Regel brechen, Strukturen konsequent verweigern und nach und nach durch alle Raster der deutschen Kinder- und Jugendhilfe fallen. Wo immer die Neunjährige aufgenommen wird, fliegt sie schon nach kurzer Zeit wieder raus. Und genau darauf hat sie es abgesehen, denn sie sehnt sich danach, wieder bei ihrer Mutter zu leben. Einer Frau, die maßlos überfordert ist von der Unberechenbarkeit ihrer eigenen Tochter. 

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Benni sprengt jeden Rahmen, sogar den der Leinwand in einer Szene, die zugleich surrealer Triumph ist und finale Kapitulation: vor dem unbändigen Temperament der 9-Jährigen (Helena Zengel, Die Tochter), deren Wut- und Gewaltausbrüche niemand in den Griff bekommt, einem sozialpädagogischen Netz, das Kinder wie das zart wirkende Mädchen nicht auffangen kann, einer Realität, in der es für Problemfälle wie ihren auf Dauer nur zwei Alternativen gibt. Die eine heißt später mal Knast, die andere ab in die Klapse. Dort landet sie zu Beginn nach einem der Tobsuchtsanfälle, bei denen sie auf alles und jeden losgeht, oft auch auf sich selbst. Dort kennt sie Dr. Schönemann (Melanie StraubLuft) seit Langem, möchte ihr ernsthaft helfen, aber hat als Mittel nur immer höher dosierte Psychopharmaka und Zwangsfixierung. 

Liegt sie dort angeschnallt, erscheint hinter der Fassade des aggressiven Mini-Monsters wieder das verlorene Mädchen. Das schreit verzweifelt nach Zuneigung - in einer bedrückenden Einstellung, in denen Nora Fingscheidt stets unmittelbar an der Gefühlswelt ihrer wilden Protagonistin dran ist, lautstark - und sehnt sich nach Halt. Den kann in ihrem Umfeld niemand geben, weder die unermüdlich engagierte Fallmanagerin Fr. Bafané (Gabriela Maria Schmeide, Wellness für Paare), noch Gewaltspezialist Heller (Albrecht Schuch, Gladbeck) und am wenigsten Bennis Mutter (Lisa Hagmeister, Alles ist gut).

Letzte macht ungeheuer vieles falsch, aber ist trotzdem nicht böse oder schuld. Das präzise beobachtete Drama zeigt nicht mit dem Finger, weder in Vergangenheit noch Zukunft. Es gibt kein Trauma, das bloß aufgedeckt werden muss, keine Wundertherapie oder -tablette. Letztlich verhindert das Ankommen an einem festen Ort Benni selbst mit ihrer Unberechenbarkeit sowie Unfähigkeit zu Distanz. Um die ringen Heller und Bafané, deren Konfliktsituation die differenzierte Inszenierung genauso sieht wie das überlastete Unterbringungssystem. Das scheitert unweigerlich an der von Zengel mitreißend verkörperten Anti-Heldin, die einem trotz allem ans Herz wächst - vielleicht die größte Leistung des eindringlichen Sozialdramas.

Fazit

Ein Spielfilmdebüt auf einer Wellenlänge mit seiner problematischen Hauptfigur: Nora Fingscheidts aufwendig recherchierter, gleichermaßen packender und hochsensibler Wettbewerbsbeitrag triff das Publikum mit voller Wucht, genau wie die Bären-würdige Schauspielleistung Helena Zengels. Konsequent verweigert sich die Regisseurin narrativen Ausflüchten und Rettungsphantasien. Das im gesellschaftlichen und filmischen Diskurs weitgehend vernachlässigte Thema kommt mit einem hohen Risiko zum Sozialkitsch, doch bei allem Mitgefühl für die gebeutelten Figuren vertraut die Story voll auf die weit nachhaltigere Wirkung rauer Authentizität.

Kritik: Lida Bach

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