1.5

MB-Kritik

Cabin of the Damned 2017

Comedy, Horror

1.5

Inhalt

Punk-Sängerin Oscar wird an einem Tag von ihrer Band und ihrem Freund sitzen gelassen. Um sich abzulenken machen sich sie, ihre beste Freundin Rain und zwei knackige Typen auf zu einem Wochenende in einer Waldhütte. Aber, wie es immer so ist: Dort draußen lauert das Böse…

Kritik

Da wir uns gerade im WM-Fieber befinden, an dieser Stelle ein geistreiches Zitat des großen Fußball-Philosophen und Final-Torschützen Andy Brehme: „Hast du Scheiße am Fuß, hast du Scheiße am Fuß!“ . Das trifft aktuell auch auf Oscar (Daisy Masterman, Sheborg Massacre) zu. Ihre Band hat die nörgelnde Frontfrau gerade abgesägt, zuhause angekommen ist auch noch ihr Macker samt Katze und Sofa abgehauen. Mit Freundin Rain, deren neuem Stecher und einem seiner Kumpel geht es zum Saurauslassen in eine Hütte im Wald, wo sie allerdings nicht lange ungestört bleiben. Dämonische Mächte erwachen in den Wäldern und ergreifen besitzt von ihnen. Lediglich Oscar kann sich dem zunächst erwehren und muss ihre gute Kinderstube über Bord werfen, denn nun werden keine Gefangenen mehr gemacht.

Die australische Produktionsfirma STRONGMAN PICTURES kann mehr oder weniger als Pendant zum kanadischen Anarcho-Kollektiv ASTRON-6 betrachtet werden, was wiederum seinen Ursprung in Lloyd Kaufman’s legendärer TROMA-Schmiede hatte. Nur noch eine Stufe kleiner, autodidaktischer und somit nur noch mit viel guten Willen als maximal semi-professionell zu bezeichnen. Oder um es ganz konkret zu sagen: Sie machen komplett selbstfinanzierte oder durch Crowdfunding (von einer überschaubaren Crowd) ermöglichte Fan-Filme auf Hinterhof-Niveau, die eigentlich nur dem Spaß an der Umsetzung dienlich sein können. Der Dreh machte bestimmt Laune, alle hatten eine tolle Zeit und sind am Ende sicher total Stolz darauf, wie sie aus nichts einen 80minütigen Spielfilm gemacht haben, den man bei einem Grillabend zusammen mit seinen Freunden grölend abfeiern kann, während man sich angeheitert über sich selber beömmelt und witzige Anekdoten vom Dreh zum Besten gibt.

So weit so gut, wenn es denn dabei bleiben würde. Problematisch wird es, weil solche Filme ja trotzdem auf dem freien Markt veröffentlicht und vertrieben werden wie jedes andere Produkt. Somit irgendwann auch im Blu-ray-Player eines unbeteiligten, unwissenden und im schlimmsten Fall sogar dafür zahlenden Zuschauers landen, der dann eben so was geliefert bekommt: Eine dilettantisch-alberne Tanz der Teufel-Hommage, deren Effekte (tatsächlich noch das Beste am Film) noch wesentlich billiger wirken als die ihres 37 Jahre alten Ultra-Low-Budget-Idols. Auch Sam Raimi fuhr damals nur mit ein paar Freunden, einer Handvoll Equipment und viel Enthusiasmus in den Wald, kam dafür mit einem der wegweisenden Klassiker des Genres wieder zurück. Ihn und diese seiner Jünger trennt ein entscheidender Faktor: Echtes Talent und der Anspruch an sich selbst, etwas wirklich Geiles machen zu können, egal was zur Verfügung steht.

Cabin of the Damned bzw. Tarnation (so der Originaltitel) begnügt sich damit, seine No-Budget-Identität schützend, entschuldigend vor sich aufzubauen. Guckt euch an, wie billig das ist. Deshalb dürfen wir uns jeden Rotz rausnehmen und müssen uns keine Mühe geben, dadurch sind wir doch erst so verrückt und witzig. Ähm, nein. Das ist armselig. Da der Film ja nicht mal eine wirkliche Parodie von Tanz der Teufel ist. Gleiche Situation, so viel kopiert wie möglich und da wo man an seine Grenzen stößt (ziemlich oft) wird versucht sich platten Galgenhumor-Charme anzudichten. Was TROMA oder ASTRON-6 bei (fast) vergleichbaren Mitteln oft auszeichnet(e): Kreativität, die gekleidet in das billige Auftreten wüste Geschmacklosigkeit mit durchaus subversiver Ironie paarte, auf ganz unnachahmliche Weise. Das alles fehlt diesem quälenden Fanboy-Goofy an allen Ecken und Ende. Selbst wenn so was mal ansatzweise zu erkennen ist, wie im Finale, ist das immer noch lediglich peinlich. Ach ja: The Cabin in the Woods lässt – auch unabhängig vom deutschen Titel – ebenfalls deutlich grüßen, was nicht mehr als eine wertfreie Feststellung sein soll. Besser macht das leider gar nichts.

Fazit

Eine zwar ehrliche, aber deswegen nicht weniger stümperhafte und anstrengende Verbeugung vor „Tanz der Teufel“, über die sich wohl nur lachen lässt, wenn man selber mitmachen durfte.  So was zu drehen, weil man Bock drauf hat und daran Spaß ist völlig okay, aber dann damit ernsthaft Geld verdienen zu wollen ist schon etwas dreist. Besonders, wenn das potenzielle Publikum nicht entsprechend vorgewarnt wird. Passend dazu: Das Artwork des BD-Covers ist super. Da werden bestimmt einige unbedarft zugreifen und hinterher dumm aus der Wäsche gucken.

Autor: Jacko Kunze
Diese Seite verwendet Cookies. Akzeptieren.