5.4

MB-Kritik

Teenage Mutant Ninja Turtles 2014

Action, Sci-Fi, Adventure, Comedy – USA

5.4

Megan Fox
Will Arnett
William Fichtner
Alan Ritchson
Noel Fisher
Pete Ploszek
Johnny Knoxville
Jeremy Howard
Danny Woodburn
Tony Shalhoub
Tohoru Masamune
Whoopi Goldberg
Minae Noji
Abby Elliott
Madison Mason
Taran Killam

Inhalt

Die humanoiden Kult-Schildkröten Donatello, Leonardo, Raphael und Michelangelo nehmen, unterstützt von ihrem Mentor Splinter, der furchtlosen Journalistin April O'Neil und dem ehrgeizigen Kameramann Vern Fenwick, den Kampf gegen ihren ultimativen Endgegner auf: Ninja-Meister Shredder und seine Fußsoldaten. Ihre wichtigsten Waffen dabei sind nicht nur ihre Ninja-Ausbildung, Nunchucks, Bo Stab und Co., sondern vor allem ihr Witz, ihr stets heldenhafter Einsatz für das Wohl der Menschheit und, nicht zu vergessen, eine tiefe brüderliche Verbundenheit, die die vier zu einem unschlagbaren Team macht. Ob mit Leonardos Führungstalent, Donatellos technisch versiertem Verstand, Michelangelos energetischem Wesen oder Raphaels stürmischer Emotionalität: Solange die vier Ninjas zusammenhalten, hat kein Gegner eine Chance, gegen sie anzukommen. Doch der martialische Bösewicht Shredder hat einen Plan, der alles ändern könnte...

Kritik

Als vor einiger Zeit deutlich wurde, dass Transformers-GuruMichael Bay den neusten “Teenage Mutant Ninja Turtles”-Film produzieren würde, war der Aufschrei der Fans erst einmal groß. Und das ganz zurecht: Außerirdisch sollten sie sein, Püppchen Megan Fox wird April O’Neil und der Amerikaner William Fichtner spielt Schredder?! Sollen das wirklich kreative Änderungen und passende Besetzungen sein? Dass es dazu am Ende (größtenteils) dann glücklicherweise doch nicht kam (und im Film jetzt sogar ironisch adressiert wird), ist versöhnlich, ändert aber nichts daran, dass Michael Bay dafür bekannt ist vielversprechende Konzepte, Ideen oder Vorlagen durch einen Mangel an Tiefe, Dramatik, Witz, Sympathie, Emotion oder Vorlagen-Verständnis, sowie einem Überfluss an unübersichtlichen Actionsequenzen, heftigst in den Sand zu setzen. Auch Regisseur Jonathan Liebesman machte sich mit seinem "World Invasion: Battle Los Angeles", oder dem "Texas Chainsaw Massacre: The Beginning"-Mist wenige Freunde, sodass die Hoffnung auf einen neuen und guten “Turtles”-Film eigentlich schon durch die Ankündigung der Beteiligten im Keim erstickt wurde.

Und was soll man am Ende sagen? Bay und Liebesman setzen dem Zuschauer genau das vor, wofür sie bekannt sind, dosieren dies aber zum Glück in kleineren Portionen und schaffen es so immerhin nicht vollkommen unterzugehen. Gut macht das den neuen “Turtles” aber noch lange nicht. Oberflächliche Charaktere, eine klischeebeladene und spannungsarme Geschichte, sowie fehlender Charme machen Bays und Liebesmans Version der “Teenage Mutant Ninja Turtles” (in Anbetracht der coolen Vorlage) zu einer riesengroßen Enttäuschung.

Das fängt allein schon bei der Handlung an, die im Prinzip nicht existiert, dem Zuschauer immer wieder voraussehbare und unsinnige Momente vorsetzt und sich ganz nebenbei noch riesige Stücke beim (storytechnisch ebenfalls recht dünnen) “The Amazing Spider-Man abschaut. Auch die Charaktere und Schauspieler bleiben ähnlich blass, oberflächlich und austauschbar. Ob es nunWill Arnett ("The Lego Movie") als April O’Neils Kameramann aka sprücheklopfender Sidekick ist, William Fichtner ("Elysium") als fieser Eric Sacks, der den Turtles nicht nur auf klischeehafte Weise seinen Plan erklären muss, sondern dessen Motivation einen auch nur verständnislos die Schultern zucken lässt oder Tohoru Masamune("Inception") als Bösewicht Shredder, dem hier, bis auf einen neuen Tranformers-Anzug inklusive umherschießender Messer, gar keine Aufmerksamkeit gewidmet wird, der größtenteils im Halbschatten steht und wenn er mal etwas sagt, nur doofe One-liner hervorbringt (Selbst der typische Shredder-Spruch “Tonight I dine on Turtle-Soup" mag nicht so recht funktionieren). Und dann ist da natürlich noch Megan Foxals April O’Neil, die man schon ohne einen Trailer als Fehlbesetzung entlarven konnte. Zwar spielt sie die rasende und tollpatschige Reporterin nicht schlecht und wirkt auch insgesamt sympathischer als der restliche (menschliche) Cast, passt aufgrund des püppchenhaften Aussehens und ihrer Erotik-Darstellerin-Aura aber schlichtweg nicht in das Bild, in welches der Film sie zwingen will.

Aber worauf es in einem “Turtles”-Film natürlich am Meisten ankommt sind die jugendlichen, mutierten Ninja-Schildkröten selbst. Und immerhin hier kann größtenteils Entwarnung gegeben werden. Zwar erreichen Bays und Liebesmans Turtles nie den Charme oder Witz der Originalbande, funktionieren als Gruppe aber erstaunlich okay, erschaffen um sich herum eine passende und lockere Chemie und kommen neuerdings im Dwayne 'The Rock' Johnson-Look daher. Hinzu kommen großartige Special-Effects, die Turtles sind zwar immer als animiert erkennbar, fügen sich aber gut in die Umgebung ein und wirken daher tatsächlich lebensecht, was den Look weit homogener und angenehmer werden lässt, als er noch in den Trailern wirkte. Dennoch funktionieren die turtle-typische Selbstreferenzialität und die popkulturellen Anspielungen so gut wie gar nicht. So wird Michelangelo kurzerhand zu DJ Mickey in da House umfunktioniert und bringt als Comic-Relief auch den ein oder anderen schmerzhaft unlustigen Spruch über die grünen Lippen oder wird im Abspann ein Dubstep-Hip-Hop Turltes-Song abgespielt, der zum Fremdschämen einläd. Dass der für die Turtles essentielle Humor dennoch besser funktioniert als zum Beispiel die schreckliche erste Slapstick-Stunde von “Transformers 3”, ist einer der Gründe, der "Teenage Mutant Ninja Turtles" vor dem Totalausfall bewahrt. Obwohl der Humor auch hier allzu oft dem eines sechsjährigen Jungen nachempfunden zu sein scheint.

Auch die Kampfszenen können sich in diesem Zuge meist sehen lassen, auch wenn das Tohuwabohu teils viel zu schnell geschnitten und wackelig gefilmt ist, sodass einem beinahe schlecht werden könnte. Shredders Kampf gegen die Turtles, sowie die Kampfeinlage von Meister Splinter (der ebenfalls recht kurz kommt im Film, aber noch zu den gelungensten Figuren gehört) machen dennoch viel Spaß und sehen ungemein gut aus. Höhepunkt ist dabei eine Verfolgungsjagd auf eisigen und schneebedeckten Klippen, die nicht nur cool aussieht, sondern die einzige Szene des Films darstellt, die sich actiontechnisch wirklich etwas Verrücktes einfallen lässt. Das Ganze ist dann zum Glück auch nach 100 Minuten vorbei und wird nicht unnötig auf zweieinhalb Stunden aufgeblasen, sodass der Film in der zweiten Hälfte immerhin kaum langweilig wird.

Und dennoch: Einen guten, oder gar mittelmäßigen Film, darf man hier nicht erwarten. Eine packende Geschichte, der typische Turtles-Charme, sowie emotionale oder gar tiefgründige Charaktere fallen hier einer oberflächlichen und dämlichen Geschichte, sowie nett anzusehenden und spaßigen, aber seelenlosen Actionsequenzen zum Opfer. Dramatik oder Emotion gibt es höchstens nach Schema-F. “Turtles” wird so zu genau dem Michael Bay-Film, den man sich von Vornherein erwarten konnte und kann höchstens bei der Gruppendynamik der Turtles und den netten Kämpfen punkten. Somit wurde eine gute und geliebte Vorlage mal wieder aufs heftigste von Herrn Bay und Herrn Liebesman zershreddert, sodass man aus Prinzip eigentlich noch einen Punkt abziehen müsste. Aber seien wir mal nicht so. Ob nun 3 oder 4 Punkte, die Enttäuschung bleibt groß genug. Auch wenn diese irgendwie zu erwarten war.

Fazit

Teenage Mutant Ninja Turtles” bestätigt über weite Strecken all die schlechten Erwartungen, die man beim Team um Michael Bay, Jonathan Liebesman und Megan Fox erwarten durfte. Er spult eine einfallslose Geschichte mit dämlichen Momenten ab, wirft oberflächliche und klischeebeladene Charaktere auf die Leinwand und mangelt einfach an Charme, Sympathie und Selbstreferenzialität. Immerhin bietet der Film dem Zuschauer die ein oder andere spaßige Actionsequenz, gutes CGI, sowie eine okay funktionierende Turtles-Gruppe. Mit dem Flair oder dem Witz des Originals hat das aber natürlich kaum noch etwas zu tun.

Autor: Thomas Söcker
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