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Brahms ist der achtjährige Sohn von Mr. und Mrs. Heelshire und er fordert ganz besonders liebevolle Aufmerksamkeit und Zuwendung. Die soll er künftig von der jungen Amerikanerin Greta erhalten, die als seine neue Nanny einen strikten Regelkatalog erhält. Aber auch der kann sie nicht ansatzweise auf das vorbereiten, was sie bei Arbeitsantritt im pittoresken Herrenhaus wirklich erwartet: Brahms ist eine Porzellanpuppe! Was Greta zunächst für einen grausamen Scherz hält, lässt nach Verletzung einiger Regeln jedoch nur einen Schluss zu: Die Puppe führt ein furchteinflößendes Eigenleben...
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Heutzutage hat man fast schon das Gefühl, dass ausschließlich die gleichen Leute hinter allen Horrorproduktionen stehen. Jeder Film wird beworben, dass die Macher von Indisious, Sinister oder The Conjuring irgendwie ihre Finger mit im Spiel haben. Und vielleicht auch nicht zu Unrecht. Die drei genannten Filme sind fast schon Genrereferenzen, zumindest für den modernen Horrorfilm. Kamen diese nämlich ohne Blut und übertriebene CGI Effekte aus. Alle drei Filme hatten den Vorteil, dass der Focus eher auf eine spannende Atmosphäre gelegt worden ist, als auf ein Blutgemetzel. Und genau in diese Nische möchte sich auch der neue Film von William Brent Bell einreihen. Bell ist kein unbeschriebenes Blatt, was den Bereich Horror angeht. So konnte er mit The Devil Inside zumindest einen passablen Genrebeitrag leisten. Doch was kann sein neues Werk The Boy? Schafft er es im Gedächtnis zu bleiben oder gerät er bei der momentanen Genrevielfalt in Vergessenheit?

The Boy als eigentlichen Horrorfilm zu sehen fällt übrigens besonders schwierig. Eher ist er im Bereich des klassischen Gruselfilmes einzuordnen. Bell setzt weder auf das Ausreizen von Jump Scares, noch sind Geister oder Dämonen hinter den Protagonisten her. Er erzeugt eine altmodische aber dennoch erfrischende Atmosphäre, welche im Vergleich zu den ganzen Schockern der Moderne eine angenehme Abwechslung schafft. So sind es eher Schatten, die den Zuschauer verunsichern, unheimliche Gesten, welche einem einen Schauer über den Rücken tragen. Alleine das Design der Puppe ist ein Geniestreich. Anders als bei anderen Genrevertretern wie beispielsweise Annabelle sieht die Puppe normal und unbedrohlich aus. Erst durch die gekonnte Kameraarbeit und die geschaffene Atmosphäre wirkt die Puppe unheimlich. Das starre Keramikgesicht wirkt hier freundlich und bedrohlich zugleich. Doch auch die Ausstattung des alten Herrenhauses tut ihr übriges. Auch hier wirkt alles bedrohlich ohne wirklich bedrohlich zu sein. Zwar ist das Setting nicht neu, doch wird hier gekonnt kopiert um den gewünschten Effekt zu schaffen.

Auch Lauren Cohan als Protagonistin zu besetzen erwies sich als eine gute Wahl. Schade eigentlich, dass so eine talentierte Schauspielerin bisher so wenig Hauptrollen bekommen hat. So kennen die meisten sie nur aus The Walking Dead, wo sie sich nach und nach zu einer Kampfamazone entwickelt. In The Boy spielt Cohan eine ganz normale Frau, welche vor ihrer Vergangenheit fliehen möchte. Ihre Aktionen und Reaktionen sind weitestgehend nachvollziehbar. Auch dies ist fast schon eine Besonderheit. So hat der Zuschauer nicht das Gefühl der Protagonistin imaginär eine Knallen zu wollen weil sie wieder etwas unglaublich dämliches macht. Man merkt ihr an, wie sie den Glauben an ihre Wahrnehmung verliert. Lebt die Puppe? Bildet sie sich das nur ein? Dieser Wandel ist nur Glaubwürdig, da Cohan in ihrem Schauspiel absolut überzeugend rüber kommt. Und da sie fast eine „One-Woman-Show“ abliefert, war dies für den Film besonders wichtig.

Der Schluss selbst ändert nochmal alles. Ein netter Twist ändert das vorher gesehene. Doch ist dieser nicht an den Haaren herbei gezogen. Er ist stimmig und irgendwie auch passend. Was Bell besonders gut macht, ist die Erklärung des Endes. Besser gesagt, dass nicht erklären. Bell hält den Zuschauer nicht für dumm und traut ihm zu, das Gesehene genau richtig zu interpretieren. Keine lange Erklärung warum das alles so ist. Das Gesehene spricht für sich. So wird auch keine Fahrt aus dem Finale genommen. The Boy konzentriert sich auf das Wesentliche und verschwendet keine unnötige Zeit mit Nebensächlichkeiten.

Das einzige, was man The Boy ankreiden kann, ist die fehlende Innovation. The Boy erfindet das Rad nämlich bei weitem nicht neu. Alles hat man schon einmal gesehen, alles wirkt irgendwie vertraut. Doch war es auch nicht die Absicht des Regisseurs einen Innovationspreis zu gewinnen. Bell wollte einen atmosphärischen Genrebeitrag schaffen, und das ist ihm geglückt. Die klassische Inszenierung und der Minimalismus ist eine willkommene Abwechslung und überzeugt auf ganzer Linie.

Fazit

The Boy beweist, dass man kein großes Budget für einen spannenden Film benötigt. Er konzentriert sich auf das Wesentliche und macht viel mehr richtig als Falsch. Die geschaffene Atmosphäre erinnert an die alten Gruselfilme, was irgendwie eine willkommene Abwechslung im Genre ist. Somit ist er ein gelungener Genrebeitrag, obwohl man die einzelnen Versatzstücke des Filmes bereits aus anderen Horrorklassikern kennt. Doch schmälert dies nicht den Spaß am Film. Gerne mehr davon.

Kritik: Kuehne Kuehne

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