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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

In dem Klassiker von Lars van Trier kehrt der Kriminalbeamte Fisher durch Hypnose in die Vergangenheit nach Europa zurück. Dort hatte er versucht, einen mysteriösen Mordfall aufzudecken, doch jetzt kommt er mit Kopfschmerzen in Kairo an. Ficher muss feststellen, dass ihn die Lösungsmethode eines solchen Falles mit Hilfe des Buches " The element of crime" von Osbourne verändert hat.

Kritik

Der erste, international publizierte Langfilm vom späteren Enfant Terrible Lars von Trier (Melancholia) lässt bereits sehr deutlich erahnen – um nicht zu sagen, androhen – was von ihm in den folgenden Jahrzehnten auf das dem aufgeschlossenen Publikum einprasseln sollte. So gesehen nicht nur eine faire Vorwarnung. Noch mehr eine Duftmarke, die nicht nur stilistisch, sondern speziell qualitativ wie inhaltlich ein Niveau aus dem Stand erreicht, von dem viele nicht mal in ihren kühnsten (Alb)Träumen weit entfernt sind.

Eigentlich erst vor zwei Monaten wieder in seiner Wahl-Heimat Kairo angekommen, wird Polizist Fisher (Michael Elphick, Piraten) aufgrund der schwerwiegenden Folgen erneut zurückgeschickt in die „alte Heimat“ Europa. Das dort Geschehene muss er per Hypnose aufarbeiten. Angefordert von seinem gehassten Weggefährten Kramer (Jerold Wells, Time Bandits) kam er nach 13 Jahren zurück in ein sehr befremdliches Europa, wo er in die Fußstapfen seines ehemaligen Mentors Osborne (Esmond Knight, Augen der Angst – Peeping Tom) treten musste. Dieser wurde von dem Fall des „Lotteriemörders“ abgezogen, da er sich offenkundig in überpassioniertem Fährtenlesen verrannte, dessen Weisheiten er in seinem Lehrbuch „The Element of Crime“ verewigt hat. Nun begibt sich Fisher auf die Spur des bestialischen Killers und vertieft dabei die von Osborne hinterlegten Methoden. Folgt dem vermeidlichen Verdächtigen auf dem Weg zum Serienmörder so sehr, dass sich die Grenzen zwischen Methode, Taktil, Passion und Realität massiv vermischen. So sehr, dass die Symbiose aus Jäger und Gejagtem praktisch unausweichlich ist.

Unfassbar, dass dies der internationale Debütfilm eines bis dato unbekannten, dänischen Filmemachers war. Der offenkundig schon damals unter den selben, schwerwiegenden Persönlichkeitsstörungen litt, die er schon seit Jahren offen zugibt und diese mit seinen Arbeiten mehr oder weniger autodidaktisch therapiert (Gott sei dank ist noch niemandem unmittelbar zu Schaden gekommen). The Element of Crime erzählt einen modernen Film Noir, gekleidet in ein erschreckend pessimistisches Worldbuilding, dass das damals aktuelle Europa – lange vor der EU – als eine einzige Region beschreibt. Die schwer gezeichnet ist von einem (vermutlich) deutschen Endsieg, von dem aber auch nur noch Ruinen zeugen. Praktisch jeder Ort wird mit deutschsprachigen Namen betitelt, als Einsatzfahrzeug des totalitären Überwachungsstaats dient ein abgeranzter Polizei-Käfer. Hier treffen unfreiwillige Vergangenheit auf einst angepeilte Moderne. Das Polizeirevier mit seiner Rohrpost und die gesamte Ausrichtung des Systems zeugen von einer Idee, die nie verwirklicht wurde. Übrig bleibt ein in Bronze-Schwarz getränktes Szenario, das weit weg scheint von einer modernen Gesellschaft und nur damit beschäftigt ist, den nur rudimentär zivilisierten Laden am Laufen zu halten. In Ansätzen ähnlich einem M – Eine Stadt sucht einen Mörder - nur diesmal nicht so zeitaktuell und wesentlich zynischer in seinem Weitblick - schildert Lars von Trier die panische Jagd nach einem Serienmörder. Diesmal allerdings aus einer anderen Perspektive, die sich aber als kaum weniger schreckend herausstellt.

The Element of Crime ist eine erdrückende Dystopie, deren Sci-Fi-Anteile aber nur beiläufig verwendet werden. Zu allgemeingültig ist die deprimierende Vision von Dauer-Depri Lars von Trier, die er aus dem Stehgreif mit einem echten Neo-Noir-Monster aus dem Hut zaubert. Die Kulisse, so faszinierend sie doch ist, bleibt dabei nicht mehr als das. Entscheidender ist die Grundsatzdiskussion, die dieser Film ins Leben ruft. Wo ist das Böse zu finden bzw. zu suchen? Darauf hat dieser Film eine relativ klare, äußerst drastische Antwort parat. Wer sucht, der findet. Und die Gesellschaft ist im Vergleich zum Individuum nur lediglich die allgemeingültige, feige Alternative.

Fazit

Eine faszinierende Melange aus verschiedenen Stilmitteln trifft auf eine clevere Geschichte, die von Anfang an hinterfragt, wo die Wurzel allen Übels zu suchen ist. Wo die Grenzen zwischen Option und Schicksal anfangen und letztendlich alles nur auf eine fatalistische Aussage hinausläuft. „The Element of Crime“ ist bereists früh verblüffend stellvertretend für das Kino von Lars von Trier. Der sich oft missverstanden fühlt, aber mit jedem seiner Filme eigentlich herausschreit, mit welch pessimistischen Weltschmerz er gezeichnet ist. Er kann es halt brillant kanalisieren. Fluch und Segen zugleich.

Kritik: Jacko Kunze

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