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Inhalt

David Lynchs Einblick in das Seelenleben eines äußerlich verunstalteten Menschen, der an den Reaktionen seiner Umwelt leidet. Die wahre Geschichte um den Patienten Merrick wird von den Darstellern Anthony Hopkins und John Hurt interpretiert.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Regisseur und Drehbuchautor David Lynch ist Künstler durch und durch. Neben seiner Arbeit für die Kinoleinwand beschäftigt sich das Multitalent außerdem mit dem Komponieren, der Fotografie und der Malerei. So ist es nicht verwunderlich, dass seine Filme teilweise nur schwer zugänglich sind und den Zuschauer meist mit alptraumartigen Bildern herausfordern. Letztere sind Dreh- und Angelpunkt für Lynchs zweiten Kinofilm aus dem Jahr 1980 und so fordert sein Porträt des schwer deformierten John Merrick den Zuschauer zumindest visuell heraus, wenngleich die eigentliche Geschichte eher an ein Märchen erinnert.

Nach einem etwas ungelenken und gleichzeitig verstörendem Einstieg spielt David Lynch gekonnt mit den Erwartungen des Zuschauers, denn die Hauptattraktion des Filmes wird nicht in den ersten Minuten offenbart. Ganze 13 Minuten wird das Publikum auf die Folter gespannt bis es zum ersten Mal einen Blick auf den titelgebenden Elefantenmenschen werfen darf. Durch diesen Kniff wird der Zuschauer unfreiwillig zum Jahrmarktbesucher und damit zu einem Komplizen des durchtriebenen Bytes (Freddie Jones), der sich aus Eigennutz an den Elefantenmenschen klammert wie Gollum an den Ring („Der Herr der Ringe“). Bytes repräsentiert jedenfalls im Film das absolut Böse und Unbarmherzige, für ihn ist John Merrick eine Goldgrube, die es zu plündern gilt. So ist es nicht verwunderlich, dass ihn Bytes vielsagend „meinen Schatz“ nennt und im Laufe der Geschichte immer wieder Leid zufügt.

Bytes Counterpart ist die interessante FIgur des vermeintlichen Retters Frederick Treves, nuanciert dargestellt von Anthony Hopkins. Er betritt die Szenerie als Sympathieträger und Samariter, doch schon bald zeigt sich, dass auch er John Merrick in erster Linie nutzt um ihn Anderen zu Präsentieren. Diese Parallele zu Bytes‘ Freakshow lässt später allerdings Treves selbst grübeln und so fragt er in die Kamera: „Am I a good man or am I a bad man?“ Diese Ambivalenz begleitet Treves‘ Handeln und lässt sich auf verschiedene Weisen interpretieren. Besonders gelungen ist zudem die Figur der Pflegerin Nora (Lesley Dunlop). Als sie das erste Mal auf den Merrick trifft lässt sie noch vor Schreck ihr Tablett fallen, gegen Ende des Films hat sie sich an den Anblick des Mannes gewöhnt und begegnet ihm mit Interesse und Mitgefühl. Damit symbolisiert sie das Kinopublikum, denn desto länger der entstellte Merrick im Bild ist, desto mehr geht der ursprüngliche Schrecken verloren.

Natürlich kann man den Film nicht besprechen ohne die grandiose Leistung von John Hurt und das revolutionäre Make-Up zu würdigen. Ganze sieben Stunden soll es jedes Mal gedauert haben, bis aus John Hurt der gezeichnete John Merrick wurde. Die Dreharbeiten müssen wahnsinnig anstrengend gewesen sein und trotzdem vermochte es Hurt sein Spiel sehr feinfühlig zu gestalten. Gerade in den ersten 40 Minuten, als Merrick sich noch nicht traut zu sprechen, überzeugt Hurt mit seiner ausdrucksstarken Körpersprache. Auch danach vermittelt er überzeugend ein realistisches Bild des feinfühligen Monsters und hievt mit seiner Leistung den Film auf ein höheres Level. Die eindrucksvolle Maske, die Hurt als John Merrick tragen musste ist übrigens auch heute noch absolut sehenswert und so ist es nicht verwunderlich, dass dank der hervorragenden Make-Up-Arbeit in diesem Streifen eine entsprechende Oscar-Kategorie geschaffen wurde.

Neben all den Feinheiten, die diesen Film sehenswert machen gibt es allerdings auch Kritikpunkte. An einigen Stellen nahm sich Lynch künstlerische Freiheiten und wich vom realen Vorbild ein wenig ab. Das ist als kreativer Kopf des Projekts natürlich sein gutes Recht, Kritik am Ergebnis muss natürlich trotzdem erlaubt sein. So bleibt es Geschmackssache, dass Lynch Merrick aus der Bibel zitieren und Romeo & Julia lesen lässt. Ebenso ist der Tod Merricks im Film sicherlich nicht nach jedermanns Geschmack und wagt durch die sentimentale Darstellung eine eindeutige Interpretation der Todesumstände Merricks.

Abgesehen von der Anfangsszene überzeugt die Bildqualität der BluRay im Übrigen durchgängig. Die schwarz-weißen Bilder zeichnen sich durch einen guten Kontrast aus und auch der Ton genügt den heutigen Standards. Auf der Disc befinden sich außerdem noch mehrere Interviews mit David Lynch und eines mit Hauptdarsteller John Hurt. Abgerundet wird die Ausstattung von einem interessanten Bericht über den echten John Merrick.

Fazit

David Lynchs „Der Elefantenmensch“ ist auch heute noch einen Blick wert. Die Geschichte ist nicht über die Maße komplex, doch die spannenden Themen wie Menschlichkeit, Schönheit und Einsamkeit sind immer noch relevant und die bahnbrechenden Make-Up-Effekte sollten sich Filmfans auf jeden Fall anschauen.

Kritik: Fabian Speitkamp

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