{{ tweet.login }}

{{{ tweet.body | format }}}

Wird geladen...

×
×

Erwähnungen

×

Benachrichtigungen

Quelle: themoviedb.org
1id7fplnjj2dybczjck8gemssj

Inhalt

In den dalmatinischen Hügeln sollen Wölfe aus Hubschraubern fallen. Einheimische munkeln, die Europäische Union und die kroatische Regierung würden sie heimlich einführen, um die Bevölkerung zu vertreiben und das Land für die Industrie zu räumen. Zeugen schwören, es mit eigenen Augen gesehen zu haben, und aus Gerüchten wird feste Überzeugung.

Kritik

Sie fürchten nichts, sie sind gerissen und wollen nur morden. So erzählen es sich die Alten in einem in den Bergen gelegenen kroatischen Dorf, in dem Jadran Boban die filmische Fährte aufnimmt. Seine dokumentarische Exkursion führt den kroatischen Regisseur in eine karge Landschaft, wo Moderne und Mythen argwöhnisch nebeneinander existieren. Ganz ähnlich die menschlichen und animalischen Bewohnenden der entlegenen dalmatischen Region, in der die junge Beamtin Ana Grgas sich gegen Misstrauen und Märchen behaupten muss. 

In dem einsamen Ort Benkovac, in der Region Bukovica im Norden des Landes, wird er Wolf zum Symboltier ökonomische, kultureller und politischer Spannungen. Verschwörungstheorien vermischen sich mit altem Aberglauben. Abenteuerliche Anekdoten und überlieferte Urängste gehen ineinander über. Nach den Kriegsjahren sind die meisten ländlichen Gegenden im ehemaligen Jugoslawien verlassen. Verlassene Gebäude und verwaiste Dörfer bilden eine gespenstische Topographie strukturellen Zerfalls. Für die wenigen überwiegend älteren Menschen, die geblieben sind, ist die Viehzucht eine unverzichtbare Existenzgrundlage. 

Alles, was diese bedrohen könnte, wird buchstäblich verteufelt. “Brüssel” ist der zeitgenössische Beelzebub, mit dem die Tierärztin Ana angeblich im Bunde ist. Im Auftrag des kroatischen Staats soll sie untersuchen, wie viel Vieh die Wölfe reißen, und die Entschädigungszahlungen überwachen. Ihre rationale Sicht auf den Konflikt zwischen menschlichen und animalischen Bewohnenden steht im Kontrast zu den lokalen Überzeugungen. Des Nachts setzen von der EU gesandte Hubschrauber angeblich Wölfe aus, auf deren Heulen die Anwohnenden angstvoll lauschen. 

Fazit

Atmosphärische Aufnahmen und analytische Aufmerksamkeit verdichten sich in Jadran Bobans dokumentarischer Kartographie zu einer Studie von Atavismus, Angst und Aberglaube vor dem Hintergrund strukturellen Wandels. Simple Schuldzuweisungen und ideologische Fronten umgeht die nachdenkliche Untersuchung der Mechanismen wirtschaftlicher Erosion. Gemächliche Kamerabilder begleiten die entschlossene Protagonistin und horchen auf den Nachhall einer im Verschwinden begriffenen Kulturtradition in der stimmungsvollen Landschaft. So eigenwillig wie diese ist die dokumentarische Studie eines ländlichen Milieus zwischen schmerzlicher Vergangenheit und ungewisser Zukunft. 

Kritik: Lida Bach

Wird geladen...

×