Inhalt
Scott (Pete Davidson) war erst sieben Jahre alt, als sein Vater bei einem Einsatz als Feuerwehrmann ums Leben gekommen ist. Inzwischen ist er Mitte Zwanzig und hat im Leben nicht viel erreicht – sein Traum von einer Karriere als Tattoo-Künstler scheint in weiter Ferne zu liegen. Während seine ambitionierte jüngere Schwester (Maude Apatow, Euphoria) aufs College geht, wohnt Scott noch immer bei seiner überarbeiteten Mutter (Oscar®-Gewinnerin Marisa Tomei). Sein Alltag besteht aus dem Konsum nicht immer legaler Substanzen, Abhängen mit seinen ebenso verpeilten Freunden und gelegentlichen Sex-Dates mit seiner Kindheitsfreundin Kelsey (Bel Powley, White Boy Rick). Doch als seine Mutter beginnt, einen großmäuligen Feuerwehrmann (Bill Burr, F Is for Family) zu daten, löst das eine Kette von Ereignissen aus, die Scott zwingen, sich seiner Vergangenheit zu stellen und sein Leben selbst in die Hand zu nehmen.
Kritik
Judd Apatow scheint aufstrebende Schauspieler und Komiker sehr gerne zu unterstützen. Steve Carell verhalf er mit Jungfrau (40), männlich, sucht ... zu einer Kinokarriere, Seth Rogen brachte er mit Beim ersten Mal einem massentauglichen Publikum näher und die meisten dürften Amy Schumer erst so richtig durch Dating Queen - Beziehungen sind auch keine Lösung kennen gelernt haben. Sein neuster Schützling ist der New Yorker Pete Davidson. Ein StandUp Comedian und Ensemblemitglied der Kultshow Saturday Night Live, der offen zu seinem Cannabis-Konsum und Fehlern steht und diese gerne bei seinen Auftritten und Sketchen thematisiert. The King of Staten Island macht da keine Ausnahme. Zwar erlauben sich Apatow und er ein paar Freiheiten, doch im Grunde lässt sich die Tragikomödie als Biopic verstehen.
Während Davidson seinen Vater, der Feuerwehrmann war, bei den Anschlägen am 11. September 2001 verlor, ist es im Film ein Unfall, der ihnzum Halbwaisen machte. Ein Verlust, der tiefe Wunden hinterlässt und während seine Filmmutter irgendwie versucht nicht zu verzweifeln, kapselt sich ihr Sohn mit Marihuana, (falschen) Freunden und dem Traum eines Tages mit Tattoos Geld zu verdienen von der Außenwelt so gut es geht ab und lebt ein rauchhaltiges Leben in seiner Blase. Als seine Mutter jedoch einen Feuerwehrmann kennenlernt, wird Pete seit langem wieder richtig aktiv und versucht die frisch aufkeimende Beziehung zwischen seiner Mutter und dem Eindringling zu sabotieren.
Das hätten die Verantwortlichen als reinrassige Stoner-Comedy aufziehen können, aber wie bereits im ersten Absatz erwähnt, ist The King of Staten Island eine Tragikomödie und die Macher nehmen die ernsten Anleihen der Geschichte überaus ernst, ohne aber die komödiantische Komponente zu sehr aus dem Fokus nehmen. Das Ergebnis ist ein so herzlicher wie auch nachdenklicher Film, der immer ganz nah bei Davidson ist, der hier Scott heißt und der hier wohl wirklich die hässlichsten Tattoos spazieren trägt, die es seit langem auf der Leinwand zu sehen gab. Aber die teils absurden Tintenergüsse unter seiner Haut passen zu seinem Charakter. Scott ist im besten Sinne ziellos: Er weiß nicht, wo er steht, wo er hin will und was der nächste Tag bringt.
Vielleicht ist xx einfach ein toller Schauspieler oder er verarbeitet nur immens gut seine eigenen Erfahrungen. So oder so liefert er ab. Ob es darstellerisches One-Hit-Wonder war, wird die Zukunft zeigen. Auf der großen Leinwand werden wir Davidson aber mit Sicherheit wiedersehen. Er gehört u. a. zum Ensemble von James Gunns The Suicide Squad. Neben ihm können aber auch die anderen Cast-Mitglieder überzeugen. Zwar ist es schade, dass Oscar-Preisträgerin Marisa Tomei (The Wrestler) als Scotts Mutter emotional etwas zu sehr unter dem Radar bleibt, es gelingt ihr aber dennoch ihre Rolle überzeugend zu verkörpern. Auch Komiker Bill Burr (F is for Family) als ihr neuer Geliebter beweist, dass er mehr kann, als lustige Anekdoten auf der Bühne, garniert mit einigen F-Bombs, zu erzählen. Hier wäre es wünschenswert, wenn wir Burr öfters in etwas herausfordernden Rollen zu Gesicht bekommen.
Wenn The King of Staten Island ein Problem hat, dann dieses, was bislang wirklich alle Film von Judd Apatow hatten: Die Länge. Mit über zwei Stunden ist die autobiografisch eingefärbte Tragikomödie mehr als nur 20 Minuten zu lang. Seine Länge erkauft sich der Film mit allerlei gestreckten Szenen. Nicht alle davon wären kürzer besser, aber vor allem, wenn Apatow Scotts Clique Aufmerksamkeit widmet, generiert er damit leider kein größeres Interesse, sondern einfach nur Langatmigkeit. Wenn man sich dieser stellt und sie akzeptiert erhält man aber einen ansprechenden Film, der Emotionen und Komik gut miteinander kombiniert.
Fazit
Judd Apatow und Pete Davidson vermischen Trauerbewältigung, Coming-of-Age, Stoney-Comedy und Familiendrama in einen zwar recht langatmigen, aber auch amüsanten und emotional durchaus überzeugenden Film. Nur ein kleiner König, aber Krone ist Krone.