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Quelle: themoviedb.org
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Inhalt

Der Roman „Der letzte Wille“ erzählt die Geschichte des letzten Wunsches des Dichters und Meisters des lettischen Detektivromans Anatols Imermanis (1914–1998), dass seine Asche in den Straßen der Rotlichtviertel Westeuropas verstreut werden solle.

Kritik

“When good Americans die, they go to Paris.”, schrieb Oscar Wilde. Das Gleiche gilt offenbar für lettische Schriftsteller wie den post mortem Protagonisten Jānis Ābeles dokumentarischen Requiems. Dessen titelgebendes Testament verfasste der in seinem Heimatland prominente Krimi-Autor und Dichter Anatols Imermanis, der im Tod dort liegen wollte, wohin er zur längsten Zeit seines Lebens nicht konnte: Pigalle, der einst für seine Tanzlokale und Sexarbeiter-Quartiere berühmte Zentralbezirk der französischen Metropole. Selbst nachdem der Eiserne Vorhang gefallen war, reiste Imermanis nicht nach Paris. 

Die Gründe dafür belässt die historiographische Hommage im Vagen. Ihn fasziniert mehr das kriminalistische Potenzial der rätselhaften finalen Verfügung seines Hauptcharakters. Seine Urne hat sich scheinbar selbst auf den Weg gemacht und das Testament ist ebenfalls nicht aufzufinden. Auf der Spurensuche zwischen Riga und Paris sinniert der Regisseur über Imermanis’ Leben als literarischer Außenseiter im Lettland unter Sowjet-Herrschaft, seine exzentrischen Spleens und erotischen Sehnsüchte. Monographie, Memoire und Mythos verflechten sich zu einem eklektischen Essay über praktische und phantasierte Freiheit, Geschichte und Gedenken. 

Vergilbte Fotos, alte Filmaufnahmen und Interviews beschwören ein Bild des Autoren als Helden eines filmischen Schelmenromans. Doku-dramatische Darstellungen signalisieren den fließenden Übergang von Fakten und Fiktion, die an Imermanis eigenes romantisches Ideale anknüpft. Dunkle Farben, kühle Tönung und schummerige Beleuchtung stellen die Szenen in Lettland in Kontrast zum lichten Paris. Womöglich Ahnte Imermanis, was Ābele dort in der Gegenwart vorfindet. Das ehemalige Boheme-Viertel ist eine Touristen-Meile, die Sexworker kämpfen mit Gentrifizierung. Eine melancholische Pointe, deren eigentliche Betroffene nur Statistinnen eines konstruierten Fanals sind. 

Fazit

Die dezenten Referenzen an den 1998 verstorbenen Helden verleihen Jānis Ābeles pikareskem Porträt stilistische Akzente und sentimentales Flair. Schnitt und Montage verweisen auf das Kriminalgenre, als dessen Begründer Anatols Imermanis in Lettland gilt. Der persönliche Blickwinkel auf sein Werk, Wirken und Wesen lässt gesellschaftliche Hintergründe und biografische Einflüsse schemenhaft: strukturelle Erosion, postsowjetische Desillusionierung, ideologische Ambivalenz. Problematisch ist die Verklärung von sexistischen Tendenzen und implizierten Übergriffen, die nie abgeklärt werden. Widersprüche, Konflikte und Schattenseiten werden ausgeblendet, um einem kantigen Lebensroman einen glatten Epilog zu schreiben. 

Kritik: Lida Bach

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